Salvador Dalí, Edward James, The Lobster Telephone, 1938

SALVADOR DALI/FUNDACIO GALA-SALVADOR DALI/BILDRECHT/BELVEDERE

Highlihgts

Freud und Dalí im Belvedere 2022

Vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie verzeichnete das Belvedere als eines der meist besuchten Museen Österreichs Besucherrekorde. In den Krisenjahren 2020 und 2021 verzeichnete das Haus einen Besucherrückgang von 80 Prozent. Touristenmassen aus Übersee und Asien werden wohl auch in den nächsten Monaten ausbleiben. Dennoch blickt das Haus unter der Leitung von Direktorin Stella Rollig optimistisch in die Zukunft. Das neue Jahr läutet das Belvedere mit zwei großen Namen ein: Salvador Dalí und Sigmund Freud.

Der eine zählt zu den ikonischen Figuren des Surrealismus und setzte in seinen Gemälden und Filmen die Sprache des Unbewussten ins Bild, so als ginge es darum, die Erkenntnisse der Psychoanalyse mit den Mitteln der Kunst fortzuschreiben. Der andere verstand sich als positivistischer Wissenschaftler und erlangte als Gründervater der Psychoanalyse Weltruhm.

Getroffen haben sich Salvador Dalí und Sigmund Freud mindestens einmal. Verbürgt ist eine Begegnung des spanischen Künstlers und des betagten Wissenschaftlers im Jahre 1939. Freud befindet sich bereits im Londoner Exil und reagiert zunächst reserviert auf die Bewunderung, die ihm Dalí entgegenbringt.

Bildnis Sigmund Freud

Salvador Dalí, Bildnis Sigmund Freud, 1938

© SALVADOR DALI/FUNDACIO GALA-SALVADOR DALI/BILDRECHT/BELVEDERE

Dalí trifft Freud

"Freud hat den Surrealismus bis zum Treffen mit Dalí für eine Narretei von jungen verrückten Künstlern gehalten. Ein Brief belegt, dass er durch die persönliche Begegnung mit Freud seine Meinung geändert hat", so Belvedere-Direktorin Stella Rollig, die das Museumsjahr 2022 im Belvedere mit einer Blockbuster-Ausstellung beginnt. "Dalí - Freud. Eine Obsession" heißt die Schau, die die Begegnung zweier Geister inszeniert und ganz bewusst ausgetretene Pfade verlassen will.

Dalís schmelzende Uhren, als Sujet von Kunstpostkarten und Postern millionenfach reproduziert, wird man vergebens suchen, schon allein weil diese Schlüsselwerke nicht mehr verliehen werden. Zu entdecken gibt es dennoch viel. "Ich bin mir sicher, dass man ganz neue Seiten von Dalí entdecken wird und nicht nur auf den Pfaden der Dalí-Hitparade wandelt", betont Stella Rollig.

Eine Schau ohne Gassenhauer

Am 28. Jänner soll die Schau "Dalí - Freud. Eine Obsession" eröffnet werden, die ganz gewiss das Potential hat, große Besuchermassen anzuziehen. Doch auch im Jahr 2022 werden Touristen aus Übersee und Asien, die dem Belvedere bis 2019 Besucherrekorde beschert haben, wohl ausbleiben. 1,7 Millionen Besucherinnen sahen 2019 Ausstellungen in den verschiedenen Standorten des Belvedere.

2020 und 2021 verzeichnete das Haus einen Besucherrückgang von 80 Prozent. Die neuen Verhältnisse verlangen neuen Strategien. Vielfach wurde von Expertinnen betont, dass Blockbuster-Ausstellungen mit teuren Leihgaben in pandemischen Zeiten zum Auslaufmodell werden. Stattdessen wurde ein neuer Blick auf die Sammlungsbeständen der Museen gefordert.

Salvador Dalí, Cisnes reflejando elefantes (Schwäne spiegeln Elefanten wider), 1937

© SALVADOR DALI/FUNDACIO GALA-SALVADOR DALI/BILDRECHT/BELVEDERE/ROBERT BAYER/BILDPUNKT

Ein neuer Blick auf Sammlungsbestände

"Wir haben viel gelernt", sagt Belvedere-Direktorin Stella Rollig. "Wir können auch anders programmieren. Wir müssen nicht nur teure Ausstellungen machen. Das war eigentlich nie die Ausstellungsphilosophie des Belvedere. Uns hat immer mehr interessiert auch abgelegene Wege in der Kunstgeschichte nachzuvollziehen und nicht nur auf die großen bekannten Namen zu setzen. Das kommt uns jetzt entgegen."

Mit der Ausstellung "Viva Venezia", die sich der Lagunenstadt als Sehnsuchtsort in der Kunst widmet, werden Exponate der Sammlung ab 17. Februar in neuem Licht präsentiert - und zwar in den frisch renovierten Räumlichkeiten des Unteren Belvedere.

Gestaltung