Die neue Theatermuseum-Direktorin Marie-Theres Arnbom

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Marie-Theres Arnbom

Neue Chefin des Theatermuseums

Das Theatermuseum in Wien hat mit Anfang des Jahres eine neue Leiterin. Die österreichische Kuratorin, Musikdramaturgin und Publizistin Marie-Theres Arnbom hat Thomas Trabitsch abgelöst und heute ihre Pläne für das Haus, das im Palais Lobkowitz untergebracht ist, vorgestellt.

Das Theatermuseum gehört zum Kunsthistorischen Museumsverband und birgt zahlreiche Schätze der europäischen Kulturgeschichte.

Das Haus soll erstrahlen

Marie-Theres Arnbom ist heimgekommen. Seit einem Monat im Amt, hat sie den heutigen Tag zur Selbstpräsentation als neue Direktorin nicht zufällig gewählt: "Genau heute vor zehn Jahren ist hier im Haus die Operetten-Ausstellung eröffnet worden, die ich kuratiert habe, und das war der Beginn meiner Liebe zum Theatermuseum."

Plakat auf dem Theatermuseum

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Der erste Auftritt

Ein wenig improvisieren, legt die neue Leiterin ihren ersten Auftritt vor der Presse hin: Ohne Podium, ohne Pressemappe, ohne neuem Logo, aber mit viel Begeisterung führt sie treppauf, treppab durch das Haus.

Präsentiert werden Schmankerln aus der umfangreichen Sammlung des Hauses die aus rund 1,6 Millionen Objekten besteht. Mit weißen Handschuhen zeigt Arnbom etwa Briefe von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal, ein Programmheft vom weißen Rössl in Form eines Lebkuchenherzes, eine gruselige Maske von Albin Skoda, eine Taschenuhr aus der Uraufführung der "Fledermaus" oder ein Regiebuch aus Max Reinhardts Nachlass, vom "Faust" bei den Salzburger Festspielen aus dem Jahr 1933.

Herbstausstellung "Austropop"

Mit ihrer ersten Ausstellung zum Thema "Austropop", die im Herbst stattfinden soll, zeigt Arnbom, dass sie den Theaterbegriff durchaus weit fasst: "Wir beginnen bei Nestroy und enden beim Nino aus Wien - ‚Austropopulär‘ ist der Untertitel. Aber auch Mozart soll hier nicht fehlen, weil allein durch Falco und ‚Amadeus‘ finden wir eine wunderbare Klammer um Mozart als Rockstar zu positionieren. Es geht um subversive und gesellschaftskritische Kultur, beginnend bei Hermann Leopoldi bis hin zu Qualtinger."

"Eroica-Saals" wiederbelebt

Der ganze Erste Stock, der in den letzten Jahren von der Akademie der bildenden Künste genutzt wurde, soll wieder dem Theatermuseum zur Verfügung stehen und größere Ausstellungen wie diese möglich machen. Auch der "Eroica-Saal", mit seinem knarrenden Boden und der schlechten Akustik soll neugestaltet und genutzt werden.

"Der Saal ist eine Pracht und soll für Veranstaltungen genutzt werden. Viele wissen gar nicht, dass hier die ‚Eroica‘ von Beethoven uraufgeführt wurde. Das möchte ich als einen Schwerpunkt in den Mittelpunkt stellen. Das Haus soll im wahrsten Sinne des Wortes erstrahlen."

Aufarbeitung der NS-Zeit

Aber auch den weniger strahlenden als dunklen Kapiteln des barocken Palais Lobkowitz, das während der Nazizeit das Haus der Mode beherbergte, will sich Arnbom stellen, ist doch die Herkunft vieler Sammlungsobjekte ungeklärt. "Das ist ein großes Thema und die Aquisitionsbücher liegen schon bei mir am Tisch." Mit Monika Löscher, der Restitutionsbeauftragten des KHM, sei schon ein Termin vereinbart. Alles sauber aufarbeiten – das sei ein großes Anliegen, doch das werde viel Arbeit sein.

Weil etwa bei den Fotos Fotograf und Ort der Aufnahme. "Das ist wahnsinnig schlampig damals eingetragen worden. Das wird ein großer Brocken werden", so die neue Chefin.

Stockholm bis Schönbrunn

Kooperieren will man in Zukunft etwa mit dem deutschen Theatermuseum in München oder jenem in Stockholm (zu dem Arnbom als Halbschwedin einen besonderen Bezug hat), aber auch mit dem jüdischen Museum in Wien (JMW), der Wienbibliothek oder dem Naturhistorischen Museum sowie dem Tiergarten Schönbrunn, wenn es etwa um die geplante Ausstellung zu Tierdarstellungen auf der Bühne geht. Künftig sollen hier mit Konzerten, Lesungen oder Gesprächen, Künstlerinnen und Künstler, internationales Publikum und junge Menschen hereingeholt werden.

"Ich möchte sehr unterschiedliche Veranstaltungsreihen machen: Musik, Konzerte und Theater, aber nicht ganz konventionell, sondern ein bisschen schräg, um auch Jugendliche hereinholen, die das Publikum von morgen sind, das wir jetzt bedienen müssen."

Bis das Publikum mit dem neuen Programm bedient wird vergehen aber noch ahct Monate, die Übergangsfrist zwischen den Direktionszeiten sei einfach zu kurz gewesen, um sich in Ruhe einzuarbeiten, so Arnbom. Außerdem sind noch einige Renovierungsarbeiten notwendig: So soll im April, die Fassade erneuert, die Innenhöfe auf Vordermann gebracht und die Beleuchtungsanlage, die noch aus den 90er Jahren stammt, ausgetauscht werden. Im April soll auch noch die noch von Thomas Trabitsch geplante Sonderausstellung zur Fotografin Christine de Grancy gezeigt werden, bevor Marie-Theres Arnbom mit ihrem frischem Herbstwind ("bunt und Freude machend") durchstarten kann. Gut Ding braucht eben mitunter Weile.

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