Judith Hoffmann

9. Februar 2022, 15:38

Zum ersten Mal aufgefallen ist es mir beim Film "Matrix". Ich hatte den Fernseher eingeschaltet, um endlich eine Bildungslücke zu schließen, und merkte nach einer Weile, dass ich den Film gar nicht sah, sondern hörte. Wenn ich doch einmal zum Fernseher blickte, war ich irritiert angesichts der Diskrepanz zwischen dem, was da über den Schirm flimmerte, und den Bildern, die mein Gehirn parat hielt.

Mittlerweile habe ich mich an diese "Bild-Bild-Schere" gewöhnt, ebenso an meine Neigung zum Filmhören. Und - was für ein Glück! - es gibt für Menschen wie mich ja auch Medien, die von vornherein ohne Bild konzipiert wurden: vom Hörspiel über Podcasts bis zum guten alten Radio, das in meinem Elternhaus fast ausschließlich Ö1 spielte. Als Kind machte mich das neugierig und zwischendurch auch wahnsinnig, weil man während der Journale immer still sein musste. Recht bald aber war ich überzeugt: Dort werde ich einmal arbeiten, wenn ich groß bin.

In der Zwischenzeit lernte ich mit wechselnder Begeisterung ein paar Instrumente und Sprachen und im Theaterwissenschaftsstudium endlich auch, Theaterstücke und Filme zu sehen. Dieser analytische Blick auf Kameraführung, Schnitt, Bildgestaltung und Symbolik begeisterte mich. Und vor allem begeistert es mich, als Ö1 Redakteurin über Literatur, Film, Theater, Musik, Oper und andere Kulturereignisse zu berichten. Am besten so, dass Sie beim Radiohören gar nicht auf die Idee kommen, das Bild zu vermissen. Weil das Hirn sowieso ein viel adäquateres parat hält.