Lukas Resetarits

GREGOR NEUPERT

Kabarett direkt

"Das Letzte. Kein Abschied"

Das neue Soloprogramm von Lukas Resetarits live in "Kabarett direkt".

"Ein paar Vorstellungen habe ich ohne Publikum gespielt. Nix für ungut, meine Damen und Herren, das war nicht unangenehm ..." Das coronabedingte Notprogramm, Kabarettauftritte in leeren Theatersälen nur für den Video-Livestream stattfinden zu lassen, kommentiert Lukas Resetarits ironisch. Er vergleicht diese Auftritte mit einer Vorform von Geisteskrankheit, nur eben in einer größeren Zelle.

Dass sein 28. Solo noch zur Aufführung kommen würde, daran hat Resetarits nicht mehr geglaubt. Der erste Premierentermin, Anfang März 2021, fiel ebenso dem Lockdown zum Opfer wie der Ersatztermin im April. Am 19. Mai, dem ersten Abend, an dem auf Österreichs Bühnen wieder gespielt werden durfte, eröffnete Lukas Resetarits die Saison im Wiener Stadtsaal mit seinem Programm "Das Letzte. Kein Abschied".

Stille Ankündigung

Den Entstehungsprozess dieses 28. Solos haben auch diesmal wieder seine Tochter, die Regisseurin Kathrin Resetarits, und der Autor Fritz Schindlecker begleitet. Geprobt wurde in Zoom-Sitzungen: für Resetarits eine in vieler Hinsicht kuriose Erfahrung. Die zwei das Programm leitenden Motive waren rasch definiert: Einerseits beschäftigte Lukas Resetarits die große Stille des Lockdown, die Einsamkeit und das Auf-sich-selbst-geworfen-Sein.

Andererseits hallte aber auch die sehr präsente Stimme der Werbung nach, die diversen Ankündigungen im Handel wie in der Politik. Erinnerungen an das Kaufhaus Österreich und an Begriffe wie das Ende der Pandemie oder den Neustart werden bei Resetarits einer kabarettistischen Verwertung zugeführt. Auch Formeln, wie "die Krise als Chance zu nutzen", überprüft der Kabarettist in allen Facetten auf ihre Tauglichkeit - und sei es nur, um der Skurrilität willen.

Cheops-Pyramide und Wander-Schredderer

Die alles umfassende Ankündigungspolitik während der Coronapandemie hat Lukas Resetarits letztendlich auch zum Titel seines Programms inspiriert. "Das Letzte" war keineswegs als Koketterie gedacht. Vielmehr spielt Lukas Resetarits mit der Mehrdeutigkeit dieses Begriffs. Mit Gelassenheit und Ironie, aber niemals den Ernst der Lage aus dem Blick verlierend, führt der Kabarettist in seinem 28. Solo durch die heterogene Verfasstheit dieser Ausnahmezeit.

Wäre die Cheops-Pyramide jemals erbaut worden, hätte es damals schon eine Gewerkschaft gegeben? Wären die Hängenden Gärten der Semiramis auch unter den Bedingungen eines Kollektivvertrags entstanden? Und was genau ist eine Wettbewerbsverzerrung? Lukas Resetarits stellt in seinem neuen Solo humorvoll wie kritisch den Zusammenhang zwischen Lohnarbeit und Wirtschaft her, schlägt den Wander-Schredderer als neue Start-up-Idee vor, erzählt von der Milliardärs-Gewerkschaft, vom inneren Schweinehund sowie von trivialen Marketinggags und stellt am Ende des Abends die Frage: Was ist schon normal?

Gestaltung