Richard Williams (Will Smith) ebnet seinen Töchtern den Weg an die Weltspitze im Tennis.

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"King Richard" im Kino

Das Williams-Märchen

Von Compton in L.A. an die Spitze des Tennis-Damen-Sports: Dieses Märchen schrieben in den 1990er Jahren die beiden Schwestern Serena und Venus Williams. Trainiert wurden sie anfangs von ihrem Vater Richard, der sich die Grundlagen selbst beigebracht hatte. Die Trainingsmethoden waren so unkonventionell wie der Karriereplan für seine beiden Töchter.

Der Film "King Richard" erzählt jetzt die Geschichte der Williams-Familie. Bei den heurigen Oscars ist er in insgesamt sechs Kategorien nominiert - unter anderem als bester Film und Will Smith als bester Hauptdarsteller.

Ein Versprechen aus Compton

"Wer nicht plant, plant seinen Absturz", lautet das Motto von Richard als Vater und als autodidaktischer Trainer. Weil nicht für beide Schwestern das nötige Geld und ein Trainer gefunden werden, steht Serena vorerst nur am Spielfeldrand, als Venus ihr erstes Profi Match bestreitet. Da verspricht ihr der Vater - als gebe es keinen Zweifel daran -, dass Venus zwar die Nummer eins der Weltrangliste werden würde, sie selbst aber die Größte in der Geschichte des Sports.

Und so sollte es kommen. Wie überhaupt der Plan dieses King Richard aufging, der auf 78 Seiten Papier den Weg von Serena und Venus akribisch vorzeichnete. Dabei war Compton in L.A. in den 1980er Jahren vor allem wegen der Bandenkriege berüchtigt und wurde als Wiege des West-Coast-Hiphop bekannt. Aber, dass zwei schwarze Mädchen aus Compton, den elitären Tennissport dominieren sollten, klang damals eher wie eine Drehbuchidee aus Hollywood.

Das Sportmärchen als Familiendrama …

Regisseur Reinaldo Marcus Green stand vor den Dreharbeiten nur ein einziges Mal auf einem Tennisplatz. Aber das merkt man dem Film nicht an, der den Werdegang der beiden Schwestern, ihr unkonventionelles Training und ihre unkonventionelle Technik auf dem Platz, vor allem aber auch ihre Geschichte neben dem Platz erzählt. Den Film sollte auch seine eigene Mutter verstehen, so Green: "Meine Mutter hat noch nie in ihrem Leben ein Tennismatch gesehen. Aber sie weiß, was es bedeutet zu siegen oder zu verlieren. Sie weiß, was es bedeutet zu straucheln, sie weiß, was Liebe und was Familie ist." Da sind die Nachtschichten der Eltern, da ist die Gewalt auf den Straßen, das gemeinsame Schlafzimmer der insgesamt fünf Schwestern und dazwischen Richard Williams, der die Tennisbälle einsammelt, die andere aussortieren.

Vom Asphaltplatz fährt Richard seine Töchter im VW-Bus in ein schickes Vorstadtviertel und platzt ohne Termin in das Training von Pete Sampras und John McEnroe hinein. Dieser Richard ist vielleicht stur und streng, aber in seiner Beharrlichkeit auch ein liebevoller Vater.

… und das Familiendrama als Sportmärchen

Er stellt sich vor seine Familie, wenn Nachbarn sich um die im Regen trainierenden Kinder sorgen und die Polizei rufen. Später zwischen Venus und den Sportjournalisten, der die Teenagerin vor laufender Kamera unter Druck setzt. Will Smith hat dieses Interview Anfang der 90er Jahre live im Fernsehen gesehen und er habe sofort daran denken müssen, als ihm die Rolle angeboten wurde: "Der Blick von Venus, dieses Gesicht, hat sich in mein Gedächtnis und in mein Herz eingebrannt. Sie wirkte so selbstsicher und zufrieden. Genauso sollte meine Tochter irgendwann mich anblicken, wenn sie mich sieht! "

Die Familie Williams war während der gesamten Produktion in das Filmprojekt eingebunden. Ein Sportmärchen, das alles hat, was Hollywood liebt und ohne allzu viel Pathos von diesem Underdog erzählt, der sich als Planer zum König krönt, um schließlich seine Töchter auf den Sport-Thron zu setzen.

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IMDb - King Richard

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