Paul Beatty

AP/JOHN PHILLIPS

Paul Beatty

Der Verräter

Ein Afroamerikaner führt die Rassentrennung wieder ein. Julia Reuter im Gespräch mit dem Regisseur Steffen Jäger über Paul Beattys provokante Satire.

Mit seinem 2015 veröffentlichten Roman, dessen Originaltitel "The Sellout" lautet, ist dem Afroamerikaner Paul Beatty eine kühne Satire gelungen: "Aus dem Mund eines Schwarzen klingt das sicher unglaublich, aber ich habe nie geklaut", bekennt der Erzähler gleich zu Beginn der Geschichte. Er, obwohl selbst ein Schwarzer, plädiert für erneute Rassentrennung und Sklaverei, weshalb er als Angeklagter vor dem Obersten Gerichtshof steht und dort seine Haltung vehement verteidigt. Im fiktiven Ort Dickens hat der Erzähler nämlich ein Experiment gestartet und die Apartheit wieder eingeführt - mit dem Ergebnis, das plötzlich alles besser funktioniert. Paul Beattys Roman polarisiert, und das ist auch so beabsichtigt: Der Autor ignoriert politische Korrektheit, rührt an Tabus und verweist dadurch auf die schmerzhafte Wahrheit, dass das Kapitel "Rassismus" noch lange nicht abgeschlossen ist.

Julia Reuter

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