
WIENER STAATSOPER/MICHAEL PÖHN
Opernabend
Live aus der Wiener Staatsoper - Alban Berg: "Wozzeck"
Die Oper "Wozzeck" basiert auf einem Drama von Georg Büchner, der die Tragödie des Soldaten Wozzeck nach gerichtsmedizinischen Gutachten dramatisch behandelt hatte; der Schriftsteller hatte sein Werk jedoch nicht vollendet. Nach dem frühen Tod des Dichters im Alter von nur 23 Jahren blieben die "Wozzeck"-Fragmente nahezu 40 Jahre in den Schubladen seiner Nachlassverwalter unbeachtet liegen.
18. April 2022, 02:00
Erst in den 1870er Jahren wurden sie veröffentlicht - und noch einmal rund 40 Jahre sollten vergehen, bis es zu einer Aufführung der Fragmente auf einer Bühne gekommen ist: die Uraufführung fand 1914 in den Wiener Kammerspielen stattgefunden. Genau diese Produktion hat der damals 29-jährige Alban Berg miterlebt - und gleich beim ersten Besuch des Schauspiels soll er sich bewusst gewesen sein, den Text für seine erste Oper gefunden zu haben. Auch Einwände seines Lehrers Arnold Schönberg konnten ihn nicht abbringen, eine "Wozzeck"-Oper zu schreiben.

WIENER STAATSOPER/MICHAEL PÖHN
Kritiker waren geteilter Meinung
Ab 1915 hat der Komponist mit Unterbrechungen an "Wozzeck" gearbeitet, 1922 war das Werk abgeschlossen. Doch erst drei Jahre später ist es zur Uraufführung zuerst der "Wozzeck"-Bruchstücke in Frankfurt und dann im gleichen Jahr auch zur Weltpremiere der kompletten Oper an der Berliner Staatsoper (unter der musikalischen Leitung von Erich Kleiber) gekommen.
Ein Teil der Kritiker war begeistert, andere wiederum haben vernichtend geurteilt. Paul Zschorlich etwa ließ sich damals zu der Meinung hinreißen, Alban Berg sei ein musikalischer Hochstapler und ein gemeingefährlicher Tonsetzer. Auf der anderen Seite sprach man dagegen von "Wozzeck" als einem "Ereignis von Bedeutung für die Geschichte der Musikdramatik". Bis 1933 wurde die damals neue Oper an einer ganzen Reihe von Bühnen zur Aufführung gebracht, danach folgte eine Zwangspause in der Rezeptionsgeschichte - die Nationalsozialisten hatten das Werk verboten - ehe die Oper ab 1945 wieder regelmäßig gespielt wurde und schnell in den Rang eines Klassikers der Moderne gehoben wurde.
Inszenierung Simon Stone, Musikdirektor Philippe Jordan
Die Erstaufführung des "Wozzeck" an der Wiener Staatsoper 1930 hatte Clemens Krauss dirigiert - und immerhin hat das anfänglich als schwer rezipierbar geltende Werk auch 1955 zum Reigen der Festopern zur Wiedereröffnung des wiedererrichteten Opernhauses am Ring gezählt, damals musikalisch geleitet von Karl Böhm; 30 Jahre bis 1985 sollte die Oscar Fritz Schuh-Inszenierung in einer Ausstattung von Caspar Neher im Repertoire des Hauses verbleiben.
"Nur" 17 Jahre waren der nachfolgenden Wiener Wozzeck-Produktion unter Claudio Abbado in der Regie von Adolf Dresden beschieden. Jetzt folgt nach achtjähriger Absenz vom Spielplan ein neuer Staatsopern-"Wozzeck": inszeniert von Simon Stone und dirigiert von Musikdirektor Philippe Jordan.