Ein Manuskript der Zauberflöte

ORF/MIRELA JASIC

Ö1 Hörspiel

"Die Zauberflöte" - Neues von der bekanntesten Oper der Welt

Mozarts Melodien kennt man, aber die Geschichte, die in der Zauberflöte erzählt wird, ist etwas verwirrend und gar nicht so leicht wiederzugeben. Die wortgetreu am Libretto der Oper ausgerichtete Hörspielfassung zeigt auch jene Inhalte der Zauberflöte, die durch Mozarts großartige Musik gleichsam verdeckt werden.

Die Zauberflöte wurde am 30. September 1791 im sogenannten Freihaustheater, einem Theater nahe der Wiener Karlskirche, erstmals aufgeführt. Emanuel Schikaneder war der Direktor dieses Theaters, er war auch Tänzer, Sänger und Schauspieler. Schikaneder verkörperte bei der Uraufführung die Figur des Papageno, die er sich „auf den Leib“ geschrieben hatte.

Schikaneder gilt als Librettist der Zauberflöte, das ist, wie wir heute wissen, nicht ganz zutreffend, denn Mozart hatte wesentlichen Einfluss auf die Konzeption der Oper. Beide, Schikaneder und Mozart, wollten mit der Zauberflöte ein Erfolgsstück produzieren. Schikaneders Theater und seine Schauspielertruppe zu der auch Mozarts Schwägerin gehörte, befanden sich in starker Konkurrenz zum ebenfalls sehr populären „Theater in der Leopoldstadt“.

Keine Oper, sondern ein Singspiel

Die Zauberflöte ist keine Oper im traditionellen Sinn, sondern ein „Singspiel“, eine Oper in deutscher Sprache, bei der die Rezitative durch gesprochene Dialoge ersetzt waren und die sich bewusst volkstümlich gab. Die Zauberflöte wird zum Genre des „heroisch-komischen Singspiels“ gezählt, einem Genre, das im Wien des späten 18. Jahrhunderts sehr populär war und das dem volkstümlichen Sprechtheater näherstand als der Oper.

Die Kennzeichen eines Singspiels

Zunächst ein fantastischer oder exotischer Schauplatz, in unserem Fall märchenhaft-orientalisch; dann ein parodistisches Element - bei der Zauberflöte ist es Pagageno, weiters ein Held, dem geholfen werden muss und der sich bewähren muss - das wird Prinz Tamino sein - und eine Idee auf der Metaebene: In der Zauberflöte ist dies die Idee der Humanität.

Wir befinden uns im Zeitalter der Aufklärung, - die Unabhängigkeitserklärung Amerikas und die Französische Revolution liegen nur wenige Jahre zurück. Die Humanitätsidee, die stammt nicht von Schikaneder, so der Kulturwissenschafter Jan Assmann, die Humanitätsidee, die brachte Mozart ein. Mozart scheint diesen aufklärerischen Teil der Zauberflöte mit den freimaurerischen Wertvorstellungen und den Idealen von Liebe, Menschenglück, Tapferkeit und Standhaftigkeit sehr ernst genommen zu haben.

Die eigentliche Heldin der Oper

Die Zauberflöte erzählt auch die Geschichte eines freimaurerähnlichen Männerbundes und damit zusammenhängend die Geschichte von Prüfungen, die man bestehen müsse, um sittlich zu reifen. Für Schikaneder liefern die ägyptischen Mysterien die Vorlage für die Prüfungen, denen sich Prinz Tamino stellen muss und für Mozart, so der Kulturwissenschafter Jan Assmann, repräsentiert die Sphäre der „Königin der Nacht“ die Welt des Aberglaubens, aus der Tamino sich lösen muss.

Die Oper vermittelt auf dramatische Weise Taminos innere Wandlung und Reifung, seinen Weg zu - wie es heißt - Stärke, Schönheit und Weisheit, geleitet von den drei Knaben, geschützt von der Kraft der Zauberflöte. Bei den entscheidenden letzten Prüfungen, dem Weg durch Feuergluten und Wasserfluten, steht Tamino aber jemand anderer bei: Pamina, die Tochter der Königin der Nacht. Sie ist die, die die schwersten Prüfungen zu bestehen hat, sie ist, wie wir merken können, die eigentliche Heldin dieser Oper.