Märchen mit Markus Meyer

11. Mai 2022, 19:52

In den Vorbemerkungen zu jedem Märchen erzählt Markus Meyer, was ihn persönlich mit diesem verbindet und warum er es für die Sammlung ausgewählt hat.

Zeitlose Erkenntnisse

"Sind Märchen für die Menschen heutzutage überhaupt noch interessant? Geschichten, von denen viele mehr als 200 Jahren alt sind? In denen es keine Computer, Handys, Autos oder andere moderne Technik gibt? Ich glaube: ja. Denn in den Märchen aus den alten Zeiten geht es um Botschaften, Erkenntnisse und Wahrheiten, die zeitlos sind, also auch in unserer Gegenwart nicht an Bedeutung verloren haben; Botschaften, Erkenntnisse und Wahrheiten, die sowohl für Kinder als auch für Erwachsene gelten." (Markus Meyer)

Im Märchen ist alles möglich. Die Protagonist/innen werden in Abenteuer verstrickt und Gefahren ausgesetzt, manches Mal verwandeln sie sich gar vollkommen. Am Ende der Geschichte spiegelt sich in der Lösung der Probleme die persönliche Entwicklung, die die Hauptfiguren gemacht haben, wider. Wer glaubt, Märchen sattsam aus der Kindheit zu kennen, wird überrascht sein beim neuerlichen Hören als Erwachsener.

Teil 1: "Mit Herz, Glück und Verstand"

Der Froschkönig, Frau Holle, Hans im Glück, Von dem Fischer und seiner Frau, Das kluge Grethel, Der Mond, Dornröschen

"Duks", sagten die Tiere - und mehr sagen sie zunächst nicht, im Märchen "Das Waldhaus", einem der rätselhafteren und auch etwas unheimlichen der "Kinder- und Hausmärchen" der Brüder Grimm. Das ist seltsam. Dass Tiere überhaupt sprechen, das erscheint dagegen nie auch nur ein bisschen merkwürdig - weder eine Unterhaltung zwischen Hase und Igel noch ein sprechender Löwe. Und natürlich auch nicht, dass ein Wolf gleich zwei Menschen verschlingen kann. Von den beredten Tieren, Blumen wie selbst Gegenständen in den Märchen Hans Christian Andersens ganz zu schweigen.

Teil 2: "Von sprechenden Tieren und wunderlichen Wesen"

Rotkäppchen, Der Hase und der Igel, Das Waldhaus, Jorinde und Joringel, Das singende springende Löweneckerchen, Der standhafte Zinnsoldat (H. Ch. Andersen)

Neben bekannten Märchen der Gebrüder Grimm oder Hans Christian Andersen gibt es auch Entdeckungen unbekannterer Geschichten zu machen - in Teil drei zum Beispiel "Die Eule", ein Märchen der Gebrüder Grimm, in dem ein Vogel das Opfer der Angst und Kurzsichtigkeit eines ganzen Dorfes wird und sein Leben lassen muss.

Das vermeintliche Ungeheuer

Markus Meyer meint zu diesem Märchen: "Die Menschen meinen in der Dunkelheit der Scheune, einem Ungeheuer gegenüberzustehen – dabei sind es nur ihre Fantasie und ihre Ängste, die aus der Eule etwas Ungeheuerliches kreieren. Oder ist ihnen die Eule an sich unbekannt? Hätten sie Licht in der Scheune gemacht, hätten sie gesehen, dass es nur ein großer Vogel ist, der sich dort niedergelassen hat - ein Wesen, dass ebenso Angst hat wie sie: Angst vor der ihm unbekannten Umgebung, Angst vor den Menschen, Angst vor der Angst und Dummheit der Menschen.

Lass dich nicht von deinen Ängsten leiten

Weil die Menschen aber kein Licht anmachen, sondern sich im Dunkeln von ihren Ängsten beeinflussen lassen (wollen), gehen sie letztlich soweit, die ganze Scheune zu verbrennen, um auf diese Art das verhasste unbekannte Wesen zu vernichten. Ein Schildbürgerstreich.

Was für eine Lehre könnte man aus diesem Märchen ziehen? Lass dich nicht von deinen Ängsten leiten - schau dir das scheinbar Fremde, das dich erschrickt, bei Licht an. Und vielleicht lösen sich dann deine Ängste - bevor sie zu Hass werden können - ganz schnell in Luft auf."

Teil 3: "Abenteuer"

Rapunzel (Gebr. Grimm)
Strohhalm, Kohle und Bohne (Gebr. Grimm)
Hänsel und Gretel (Gebr. Grimm)
Die Eule (Gebr. Grimm)
Die Stopfnadel (H. Ch. Andersen)
Das tapfere Schneiderlein (Gebr. Grimm)

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