ORF/FFP PRODUCTIONS
1931-2022
Opernsängerin Renate Holm ist gestorben
Die Sopranistin Renate Holm ist am Donnerstag (21. April) im Alter von 90 Jahren in ihrer Wahlheimat Wien verstorben. Das teilte die Wiener Volksoper mit. Das Ehrenmitglied des Hauses war über Jahrzehnte Fixpunkt im Opernbetrieb Österreichs und darüber hinaus. Dabei feierte die gebürtige Berlinerin zeitweise außerdem als Schlagerstar Erfolge und war auch im Sprechtheater zu Hause.
22. Mai 2022, 02:00
Ö1 Programmänderung
Am Montag, 25.04. 2022, erinnert die Reihe "Anklang" ab 10:05 Uhr an die vielseitige Sopranistin.
Es war so etwas wie die europäische Variante des US-Traums vom Tellerwäscher zum Millionär, den Renate Holm absolvierte. Ihr Weg führte sie einst von der Sprechstundenhilfe beim Zahnarzt über die Zwischenstation als Schlagerstar auf die internationale Opernbühne. Die gebürtige Berlinerin, die am 10. August 1931 in der deutschen Hauptstadt das Licht der Welt erblickte, studierte neben ihrer Ausbildung zur zahnärztlichen Assistentin Gesang in Berlin, später bei Maria Hittorf in Wien. Bei einem öffentlichen Probesingen des Rundfunksenders RIAS Berlin schnitt sie mit dem "Lied der Nachtigall" so blendend ab, dass man eigens für sie ein "Schwipslied" komponierte. In der Folge machte sie sich als Schlagersängerin einen Namen und wirkte von 1953 bis 1957 in insgesamt 15 Musikfilmen mit (unter anderem "Fräulein von Amt", "Wunschkonzert" oder "Wo die Lerche singt").
Karriere auch im klassischen Fach
Dennoch verbaute sich die Künstlerin den Weg zum klassischen Fach nicht. 1957 debütierte die Sopranistin mit großem Erfolg als Helen in Oscar Straus' "Walzertraum" an der Wiener Volksoper. Es folgten zahlreiche Schallplattenaufnahmen, Gastspiele im In- und Ausland, Fernseh- und Rundfunksendungen. 1960 engagierte sie Herbert von Karajan für ihren ersten Auftritt an der Wiener Staatsoper als Gretchen im "Wildschütz", 1964 wurde sie Mitglied des Ensembles. 1961 feierte sie als Papagena in der "Zauberflöte" auch ihr Debüt bei den Salzburger Festspielen. Gastauftritte führten sie aber auch noch in entferntere Gefilde wie Buenos Aires, Moskau oder London.
Ein umfangreiches Repertoire
Holms Repertoire spannte sich von der Operette und dem Wienerlied über Mozart, Rossini, Verdi und Puccini bis hin zu Richard Strauss. In Wien, wo sie 1971 zur Kammersängerin ernannt worden ist, zählte die Musetta in Puccinis "La Boheme" zu ihren Glanzrollen, aber auch als Zerbinetta ("Ariadne auf Naxos"), Blondchen ("Entführung aus dem Serail"), Susanna und Gräfin Almaviva ("Nozze di Figaro") oder Zerlina ("Don Giovanni") ist Holm Opernfreunden mit länger zurückliegendem Geburtsdatum noch wohlvertraut. Daneben galt die besondere Liebe des jahrzehntelangen Volksopernmitglieds stets der Operette. 1975 erhielt Renate Holm für eine Einspielung mit Operettenmelodien ihre erste Goldene Schallplatte.
DPA/DIETER KLAR
Theater- und Fernseharbeit
1987 übernahm die Sängerin am Theater am Kurfürstendamm in Berlin dann erstmals eine Sprechrolle, 1989 trat sie in Lina Wertmüllers "Liebe und Magie in Mamma's Küche" am Wiener Volkstheater auf. Als Fernsehautorin schrieb die viele Jahre in Wien und einer jahrhundertealten Wassermühle im niederösterreichischen Altenmarkt im Thale lebende Künstlerin und aktive Tierschützerin für den ORF eine Fernsehreihe, in der tierliebende Künstler zu Wort kamen.
Dieses aufregende Leben zeichnete Renate Holm in ihrer Autobiografie "Wer seiner Seele Flügel gibt..." 2017 im Amalthea Verlag nach. Aber auch ansonsten blieb die Karriere der Erfolgssängerin nicht ungewürdigt. An Auszeichnungen erhielt Holm unter anderem den Goldenen Ehrenring der Wiener Staatsoper (1986) und die Ehrenmedaille in Gold der Stadt Wien (1987), den Robert-Stolz-Ehrenring, das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse, das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien sowie das deutsche Bundesverdienstkreuz - und den Berufstitel "Professorin".
Text: APA/Red., Audio: ORF