Humusreicher Boden

WALTER FITZ

Dimensionen

Wie Humus zum Klimaschutz beiträgt

Ein gesunder Boden ist ein dicht besiedelter Lebensraum. In ihm wimmelt es von Regen- und Fadenwürmern, Asseln und Wimperntierchen, die abgestorbenes organisches Material fressen und zerkleinern - Material, das von Pilzen und Bakterien weiterverarbeitet wird, bis Humus entsteht.

„Man sagt, man hat in einem Gramm Boden circa eine Milliarde bis zehn Milliarden mikrobielle Zellen“, sagt Christina Kaiser, die am Zentrum für Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaften der Universität Wien forscht. Je mehr Pflanzenreste im Boden, desto belebter ist er, erklärt die Ökologin. Abgestorbene Pflanzenteile dienen den Mikroorganismen als Nahrung.

"Maßnahmen zur Humus-Anreicherung sind auch Maßnahmen, um die Landwirtschaft klimafit zu machen“

Humus macht nur einen kleinen Teil des Bodens aus. Meist sind es weniger als fünf Prozent. Gerade auf Äckern hat der Humusgehalt in den letzten Jahrzehnten abgenommen. Humusreicher Boden ist nicht nur fruchtbarer, in ihm können Pflanzen auch tiefer wurzeln, was die Wasseraufnahme erhöht und die Pflanzen vor Dürren schützt.

„Deshalb sind viele Maßnahmen zur Humus-Anreicherung auch Maßnahmen, um die Landwirtschaft klimafit zu machen“, sagt Sophie Zechmeister-Boltenstern, Professorin für Bodenkunde und Bodenmikrobiologie an der Universität für Bodenkultur.

Humusgehalt in den Böden gegen CO2-Emissionen

Da Humus zu 58 Prozent aus Kohlenstoff besteht, rückt er immer stärker in den Fokus des Klimaschutzes. Würde man den Humusgehalt in den Böden jedes Jahr um vier Promille erhöhen, könnten dadurch steigenden CO2-Emissionen ausgeglichen werden, lautet beispielsweise der Vorschlag der 4-Promille-Initiative, die im Zuge der UN-Klimakonferenz in Paris präsentiert wurde. Und auch die EU-Kommission will "carbon farming" künftig stärker fördern.

Problem: Klimaerwärmung fördert Humusabbau

Das Problem bei diesen internationalen Initiativen sei, dass die Klimaerwärmung den Abbau von Humus befördere, sagt Sophie Zechmeister-Boltenstern. „Die Boden-Mikroorganismen reagieren auf Temperatur und fangen, wenn es wärmer wird, quasi zum Hecheln an.“ Sie atmen dann stärker aus und können weniger Kohlenstoff in die Biomasse einbauen, wo er dauerhaft gebunden wäre.

Ergebnisse aus dem europäischen Forschungsprojekt EJP Soil zeigen, dass durch Humusanreicherung bis zu dreißig Prozent der Emissionen, die in der Landwirtschaft anfallen, gebunden werden können. Das Potenzial ist von Land zu Land jedoch sehr unterschiedlich und stark von den jeweiligen Böden und ihrer Beschaffenheit abhängig.

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