Eine lachende Sonnenblume

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Radiokolleg

"Humor hat, wer trotzdem lacht"

"Radiokolleg" über den Resilienzfaktor Humor

Dass Lachen gesund hält und die individuelle Lebensqualität verbessert, ist in zahlreichen Ratgebern ausführlich beschrieben. Lachen sei die beste Medizin. Und tatsächlich: Wenn wir kichern oder prusten, geht unser Atem schneller, die Durchblutung unseres Hirns wird gesteigert und unsere Muskeln lockern sich. All das trägt zum Wohlbefinden bei. Aber: Warum lachen wir? Welche mentale Funktion hat der Humor? Wie beeinflusst das unser Handeln?

"Witz und Humor sind zwei unterschiedliche psychische Verarbeitungsmechanismen", erklärt die Wiener Psychoanalytikerin Beate Hofstadler: "Witze macht man, Humor hat man." Das Wesen des Humors sei es, unerträgliche Affekte abzumildern, um eine Situation erträglicher zu machen. Der Humor schafft Distanz zum Geschehen. Diesen Verarbeitungsmechanismus erlernen wir im Lauf der Kindheit. Wir lernen, dass trotz eines Missgeschicks die Welt nicht untergeht. Und wenn die Bezugspersonen Humor besitzen, können wir darüber lachen.

Qualität des Nichtgesagten

Humor sei flüchtig, spontan und situationsgebunden. "Der Humor geht auch mit sich allein", sagt Beate Hofstadler und bezieht sich dabei auf Sigmund Freud. Man könne Humor auch ohne eine andere Person zeigen. In seinem Werk Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten führt Freud als Beispiel den Delinquenten an, der am Montagmorgen zum Schafott geführt wird und bemerkt: "Na, die Woche fängt ja gut an." Unerträgliches wird mittels Humors abgespalten. Negative Affekte wie Angst und Verzweiflung rücken in Distanz. Damit bringt der Galgenhumor die humoristische Lust auf den Punkt.

Der Witz hingegen ist ein soziales Ereignis. Mit ihm wird solidarisiert oder auch ausgegrenzt. Spielerisch führt der Witz Personen, Gedanken und Welten zusammen, die eigentlich nicht zusammengehören. Sein Material sind bewusste wie vorbewusste Inhalte. Ein guter Witz braucht keine Erklärung. Er drückt Verborgenes und Verbotenes aus. Seine Qualität ist, mit dem, was nicht gesagt wird, etwas auszusagen.

Kulturübergreifend & völkerverbindend

Hier kommt auch der politische Witz ins Spiel. Besatzerwitze kursierten in Nazideutschland wie heute in der Ukraine. Doch bereits Otto von Bismarck wurden bissige Bonmots zugeschrieben. "Es gibt drei Formen der Lüge: die Zwecklüge, die Notlüge und die Statistik." Der Witz dient dem Zusammenhalt von Gleichgesinnten. Damit grenzt ein Erzähler, eine Erzählerin sich von anderen ab. Mit seiner Anti-Nazi-Satire "The Great Dictator" schuf Charlie Chaplin ein Beispiel dafür, wie die Komödie Widerstand gegen eine globale Katastrophe leisten kann.

"Manches lässt sich nur mit Humor sagen", so der Philosoph Robert Pfaller. Er bezieht sich auf die "Bienenfabel" (1705) von Bernard Mandeville. In dieser Satire auf die frühkapitalistischen Produktionsverhältnisse beschrieb Pfaller, wie Redlichkeit und Tugend zum Untergang einer prosperierenden Gesellschaft führen. Mandevilles Fazit: "Dass man die Wonnen dieser Welt genießt und erntet Ruhm im Feld und lebt in Wohlstand sündenfrei, ist Utopie und Träumerei."

Lachen ist kulturübergreifend und völkerverbindend. Denn durch Einsicht in die menschlichen Schwächen lassen sich mit Humor Zusammenhänge verstehen und Mitgefühl entwickeln.

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