Paul McCartney

AP/JORDAN STRAUSS

Der sanfte Beatle

Paul McCartney wird 80

Ein (Ex-)Beatle überfliegt Amerika. Paul McCartneys Livealbum "Wings over America".

"When I’m Sixty-Four", singt Paul McCartney einst als Mitglied der Beatles. Heuer, am 18. Juni, feiert der englische Musiker seinen 80. Geburtstag. Er ist, unabhängig vom musikalischen Genre, einer der wichtigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Die Beatles gelten bis heute als die erfolgreichste Popgruppe aller Zeiten.

Für viele Fans auf der ganzen Welt bleiben sie auch die beste Popgruppe aller Zeiten. Am 6. Juli 1957 lernt Paul McCartney bei einem Kirchenfest im Liverpooler Vorort Woolton John Lennon kennen und schließt sich dessen Schülerband The Quarrymen an. Es entstehen die ersten gemeinsamen Lieder, doch vorwiegend spielt die Band aktuelle Hits nach.

1970 lösen sich die Beatles auf

Aus den Quarrymen werden 1960 die Beatles, die sich zwei Jahre später mit den endgültigen Bandmitgliedern George Harrison und Ringo Starr aufmachen, die Welt zu erobern. Zehn Jahre später lösen sich "The Fab Four" auf. Nach einer kurzen Frust- und Alkoholphase bringt McCartney im selben Jahr ein Album heraus, auf dem er alle Instrumente selbst spielt.

Kommerziell und künstlerisch hat aber erst einmal der "stille Beatle" George Harrison die Nase vorn - mit seinem Dreifachalbum "All Things Must Pass" aus dem Jahr 1970. Und auch John Lennon liefert mit "Give Peace a Chance" und "Instant Karma!" gleich zwei weltweite Hits.

Albumcover

CAPITOL

1971 initiiert McCartney die Wings

Nach zwei Soloalben initiiert McCartney Ende 1971 ein neues Bandprojekt namens Wings, bei dem seine damalige Frau Linda als Sängerin und Keyboarderin mitwirkt. Und bietet der Musikjournaille damit gleich eine Angriffsfläche.

"Lovely Linda", wie sie in der Presse spöttisch (und misogyn) genannt wird, ist zwar eine anerkannte Fotografin, aber als Musikerin eher eine Novizin. Aus einer wohlhabenden Familie kommt sie auch noch. Trotz anfänglich harscher Kritik und häufig wechselnder Besetzung gelingt es McCartney, die Band zu einer Einheit zusammenzuschweißen. Die Wings sind mit 14 Top-Ten-Singles in Großbritannien und zwölf Top-Ten-Singles in den USA eine der bekanntesten Bands der 1970er Jahre.

"Yesterday" ohne die Beatles

Im Dezember 1976 wird das Triplealbum "Wings over America" veröffentlicht. Es ist das achte Album von McCartney nach der Trennung der Beatles und sein erstes Livealbum. Alle 31 Konzerte einer Nordamerikatournee wurden mitgeschnitten. Der leitende Tontechniker wählte die jeweils fünf besten Aufnahmen aus der 30 Songs umfassenden Setlist, und McCartney traf dann die endgültige Entscheidung. McCartney spielte zum Entzücken des Publikums erstmalig live auch Songs, die er mit den Beatles aufgenommen hat, wie das Evergreen "Yesterday", den meistgespielten Popsong aller Zeiten mit mehr als 3.000 veröffentlichten Coverversionen.

Nach seinem eher schwächlichen Start als Solokünstler hat er Mitte der 1970er Jahre mit seinem Bandprojekt Wings sowohl beim Publikum als auch bei der Musikkritik Anerkennung gefunden. Selbstbewusst wird aus dem ursprünglich geplanten Doppelalbum ein Dreifachalbum, nachdem bereits illegale Tonaufnahmen von Auftritten während des US-amerikanischen Teils der Welttournee sehr erfolgreich ebenfalls in dreifacher Vinylausgabe unter dem Ladentisch gehandelt worden sind. Auch der offizielle Tonträger ist ein großer kommerzieller Erfolg und kommt fast in die verkaufstechnischen Regionen von "Frampton Comes Alive!", einem der erfolgreichsten Livealben der Popgeschichte. Wobei der großartige Gitarrist Peter Frampton mittlerweile nur noch echten Musiknerds geläufig ist.

"Wings over America" ist ein beeindruckendes Tondokument einer Band, die gerade auf dem Höhepunkt ihres musikalischen Schaffens war.

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