"Zwei Männer in Betrachtung des Mondes" von Caspar David Friedrich (Ausschnitt)

GEMEINFREI

Ö1 Kunstgeschichte

Jacqueline Gillespie über den Mond der Romantik

Es ist ein Bild, das viele kennen: "Zwei Männer in Betrachtung des Mondes" von Caspar David Friedrich. Entstanden 1819 bis 1820 gilt das Gemälde als typische Darstellung des Lebensgefühls der deutschen Romantik. Die Wiener Autorin Jacqueline Gillespie schickt in ihrer "Ö1 Kunstgeschichte" drei junge Männer namens Caspar, David und Friedrich 50 Jahre nach der Entstehung des Bildes durch die unruhigen Zeiten der historischen Studentenbewegung. In ihrer Erzählung über emotionale Verstrickungen nimmt sie das Mondmotiv des Gemäldes auf, um den Charakter der männlichen Hauptfigur zu umreißen. Die von Edith-Ulla Gasser kuratierte Erstveröffentlichungsreihe "Kunstgeschichten" widmet sich dem Kunstblick von Autorinnen und Autoren.

Als Student war es opportun, sich einer Studentenverbindung anzuschließen, das referierte Caspar mit tiefem Ernst, da wisse man doch, wo man hingehöre. Man denke bloß an Robert Schumann, der als Mitglied der Markomannia sogar ins Register einer polizeilichen Ermittlungsakte gelangt war, die gegen die burschenschaftliche Bewegung gerichtet gewesen sei. Heroisch. Mit Goethe hingegen wäre das so eine Sache. "Zuerst dabei und dann die Karlsbader Beschlüsse begrüßen?", das war so manchem übel aufgestoßen, und an einem der Geburtstage des Dichterfürsten hatten seine Fensterscheiben daran glauben müssen, die habe ihm man eingeworfen. Friedrich bemühte sich, ein wahrhaft bekümmertes Gesicht zu ziehen, tatsächlich hatte er daran noch nie gedacht, doch David nickte zustimmend. Worum ging es? Um Freiheit, Demokratie und die Einheit Deutschlands.

Jacqueline Gillespie

ANDREA SCHÜTZ

Jacqueline Gillespie wurde 1958 in Wien als Tochter eines Schotten und einer Wienerin geboren. Mit der Bedeutung des Mondes in Geschichte, Kunst und Literatur hat sie sich schon in ihrer universitären Ausbildung beschäftigt. Die Autorin lebt in Wien und in der niederösterreichischen Schneeberggegend, sie schrieb bis jetzt zahlreiche Kriminalromane sowie eine Autobiografie.

Man war den Leipziger Marktplatz entlang spaziert, am Rathaus vorbei, in die Fleischergasse eingebogen. Ein heißer Kaffee im Coffe Baum, das war Friedrich gerade Recht, am Himmel hatten sich dunkle Wolken heran geschoben und am Vorabend war es spät geworden. Er war im Theater gewesen. Doch in Wahrheit waren Caspar und dessen Vortrag ihm ein wenig peinlich. Immer wieder hatte dieser am Marktplatz innegehalten, seinen Diskurs mit großen Gesten untermalt, als wäre er auf einer Bühne gestanden, und seine Stimme hatte weit getragen. Vor dem Coffe Baum packte, ja packte der Caspar den Friedrich am Revers seines Gehrocks: "Der König von Preußen hat uns 1813 gerufen, als die Franzosen im Lande waren, und wir Studenten sind gekommen und haben Deutschland befreit. Da hat man uns die Konstitution versprochen und was ist passiert? Nichts! Ein großes Unrecht hat man uns angetan!"

Hitzig hatte Caspar sein Urteil vorgebracht, doch Friedrich hatte nur eines vernommen: die Franzosen! Seine Großmama Französin, Antoinette De la Croix, er selbst als dritten Vornamen einen französischen, Antoine. Durch seine Adern floss französisches Blut. Gesteht man in zärtlich aufkeimender Freundschaft, dass man zum Feind gehört? Wer will den Stab über Friedrich brechen, der nun ein zustimmendes Lächeln bemühte und seine Zusage zur Mitgliedschaft in der Burschenschaft erteilte?

Da umarmte ihn Caspar, küsste ihn auf beide Wangen. Friedrich hatte damit nicht gerechnet und war derlei auch nicht gewohnt, aber das warme innige Gefühl, das ihm aufstieg, das verwirrte ihn noch mehr. Zu später Stunde sang Friedrich an diesem Abend zum ersten Mal und überaus laut, lauter als nur irgendwer, gemeinsam mit den Kameraden das Lied "O alte Burschenherrlichkeit". Aber im Geiste erbat er sich Verzeihung von seiner Großmama, der zierlichen Frau mit der französischen Lebensart.

Pippa Galli

Pippa Galli ist Wienerin des Jahrgangs 1985, sie stammt aus einer Schauspielerfamilie. Mit sechzehn Jahren brach sie die Schule ab, ging ans Theater und fand ihre Berufung auf der Bühne, beim Film und als Sängerin eigener Texte und Kompositionen.

Es hatte über Nacht geregnet, doch am Morgen war der Himmel, an dem weiße Wolken standen, von klarem Blau, das Gras auf den Wiesen glänzte frisch und es roch nach feuchter Erde. Man war hinaus auf die Galopprennbahn Scheibenholz gefahren. "Ein Ausritt ist angesagt", hatte David verkündet. Als Friedrich in der Begleitung des Freundes nach wenigen Stunden zurückkehrte, war es ein vergnüglicher Ausflug gewesen, beeindruckend vor allem die Gelassenheit von Friedrichs neuem Pferd. Das Anmieten des gutmütigen Wallachs genehmigte der Herr Papa in Lübeck dem Friedrich später nur zu gerne. Zu glücklich war Konsul Moormann gewesen, an seinem Sohn nun endlich Züge dieses wetterfesten und tüchtigen Mannes zu erkennen, zu dem er ihn hatte erziehen wollen.

Von Couleur, Mütze und dreifarbigem Band hatte Friedrich dem Herrn Vater nicht geschrieben, wenngleich er derlei nun trug; auch nicht, dass er ad momentum sein Pflichtstudium ein wenig vernachlässigte. Über seine regelmäßigen Besuche in der Thomaskirche freute man sich daheim in Lübeck, die zahlreichen Theaterbesuche verschwieg der Studiosus geflissentlich. Die gestand er allerdings partiell den Freunden David und Caspar. Vor allem letzterer hätte es nämlich gerne gesehen, wenn Friedrich öfter in den Auerbachkeller mitgekommen wäre, ein Treffen unter Gleichgesinnten eben.

Es waren nun schon vier Jahre vergangen, seit Preußen 1866 nach dem Sieg im Deutschen Krieg gegen Österreich die nördlichen deutschen Staaten annektiert hatte. Erst vor kurzem hatte Caspar zu später und weinseliger Stunde sich im Auerbachkeller über Napoleon III. mokiert. Friedrich hatte dazu nichts gesagt, er liebte derlei Debatten nicht. Bloß Literatur ging ihm nahe, und er konnte auch nicht vergessen, dass seine Großmama, und ein wenig auch er selbst, in die französische Angelegenheit sentimental verstrickt waren. Die Verhöhnungen schmerzten. Dennoch fand er sich bei den Treffen ein, Absentieren erschien ihm nicht nur ungeschickt, er konnte und wollte auch nicht mehr für sich bleiben, das Beieinandersein ward ihm geradezu zur Sucht. Am 19. Juli 1870 erklärte Frankreich Preußen den Krieg. Das brach Friedrich nahezu das Herz.

Bayern, Baden und Württemberg und der ganze norddeutsche Bund vereinigten sich mit Preußen und fochten gegen alle Franzosen. Hiervon merkten die drei jungen Männer in Leipzig nicht allzu viel. Natürlich las man die Berichte in den Blättern, aber in den Krieg musste man nicht ziehen, man war kein Reserve- und auch kein Landsturmmann, und dennoch gaben David und Caspar ihr Bestes. Altdeutsche Tracht wurde angeschafft und auch getragen, langer, anliegender Rock, weit geschnittene Hosen und ein großes, samtenes Barett, Ausdruck antifranzösischen deutschen Nationalgefühls. Sie ließen die Haare lang wachsen und bemühten sich um einen Bart.

Da konnte und wollte Friedrich nicht mithalten. Auf unerträgliche Weise fühlte er sich zerrissen, und so wie er vor dem Fechten wegen des Herrn Papa zurückgeschreckt, fürchtete er einen unangekündigten Besuch des Konsul Moormann, der ob einer Kostümierung und einer neuen Haartracht seines Sohnes keinesfalls amüsiert sein würde.

Es wurde Friedrich zur Gewohnheit, das eine oder andere Glas am Abend zu viel zu sich zu nehmen. Das war bedauerlich, die Morgen waren schrecklich und die Zimmerwirtin schüttelte so manches Mal mitleidig den Kopf, wenn er mit äußerst blassem Teint aus seiner Kammer geschlichen kam. Die Freunde gewöhnten sich daran Friedrich zu necken, und so manches Mal schwang auch eine Spur Niedertracht mit. Mit Passion mokierte man sich im Auerbachkeller über Friedrichs Mondleidenschaft. Er hatte sich dazu hinreißen lassen, den Freunden Goethes "An Luna" vorzutragen. "Du willst wohl am liebsten in der Nacht herumschreien wie eine Eule oder über die Dachziegel wie eine Katze hüpfen!", sagte Caspar voll Spottlust, und die anderen lachten mit. Friedrich gab sich Mühe, scheinbar unbekümmert die Fasson zu wahren.

Es war lauter und roher geworden, das Studium interessierte wenig in Anbetracht der politischen Situation, und die Herren Studiosi bekundeten neuerdings Interesse an der Weiblichkeit. Friedrich tat sich schwer. Es war nicht nach seinem Geschmack, kleine Weißnäherinnen oder Wäscherinnen in dunkle Türeinfahrten zu drücken und ihre Röcke hochzuschieben.

Und dann der 2. September 1870! Die Schlacht von Sedan! Sie war gewonnen! Da war ein Taumel in der Stadt, am Marktplatz wurde gesungen und getanzt. Friedrich war im Regen in die Leipziger Auen geritten, er war niemandem abgegangen. Ein Trost, weil keine Ausrede zu erfinden war, ein Kümmernis, da man auf ihn so schnell vergaß.

Es war ein Zufall, dass er am nächsten Tag dem Wagner am Theaterplatz begegnete, Ludwig Wagner, der erste Student, dessen Bekanntschaft er in Leipzig gemacht hatte. "Fraglos bist du doch Teil von dieser Mondpartie", sagte Wagner, "heute um 9 Uhr hinter dem Monarchenhügel." Friedrich war die Überraschung nicht anzumerken, und mit Raffinement erhielt er die gewünschte Auskunft, ohne sich zu dekuvrieren. Caspar und David wollten in eben dieser Nacht den Mond schauen, und Friedrichs Leidenschaft für das nächtliche Gestirn war ja nur allzu bekannt. Gerade die beiden, die in den letzten Wochen ihm das Leben nicht leichter gemacht, ja es ihm wegen seiner Mondliebe geradezu vergällt, brachen zu einem Mondspaziergang auf - und luden Friedrich dazu nicht ein. Nun, er wisse davon, antwortete Friedrich und lächelte ein wenig hintersinnig. Tatsächlich wusste er von der Örtlichkeit, die die beiden wohl aufsuchen wollten. Es war ein Stück weiter, am Monarchenhügel vorbei, dort wo die Natur einen kleinen felsigen Berg entstehen hatte lassen, mit Tannen und Eichen und einem Weitblick hinüber zu den Auen, der gar herrlich war.

Noch vor Einbruch der Dämmerung hatte Friedrich den Wallach satteln lassen, war hinaus zum Berg geritten, ein Versteck hinter Büschen für das Tier zu finden. Friedrich kannte sein Pferd, es würde dort still grasen. In der Dämmerstunde kam der Gig angerollt, zwei Personen stiegen vom Hauptsitz, so viel konnte er erkennen. Die beiden waren den Weg schon hinaufmarschiert, als er vor den Baum trat, hinter dem er sich versteckt. Er sah, dass das Pferd vor dem Gig mit Hafersack versorgt war, die Leinen um den Haltegriff geschlungen.

Friedrich wartete noch eine kleine Weile. Dann wanderte er den Weg hinauf, und als er links nach der letzten Biegung um die Ecke kam, der Bergpfad nur mehr felsig und Grashalme ocker- und kupferfarben spärlich unter Steinen hervor wucherten, da hielt er den Atem an: ein Schauspiel wie nicht von dieser Welt. Der Mond hatte kaum noch zugenommen, ein klarer Stern leuchtete bei ihm, und der Himmel strahlte ruhig in sattem Sepia. Es war so hell, wie Friedrich sich nicht gedacht, und friedvoll heiter, es wehte kein Wind und die Welt hielt still, so kam es ihm hier oben vor. Links führte der Bergpfad, der eher eine Passstraße war denn ein Pfad, hinter einem Felsen weiter, über felsiges Gelände in ein anderes Tal, und die Rillen, über die Friedrich zu Beginn des Aufstiegs gestolpert, von Kutschenrädern in ehemals weiches Erdreich gegraben, waren ausgewaschen bis auf den festen Grund. Man hatte den Weg unter bitterer Kraftanstrengung dem Gelände abgetrotzt, ihn in den Felsen gehauen, Bäume in dieser Höhe abgeholzt, Stämme ins Tal gezogen. Jetzt im hellen Licht konnte Friedrich vorne links einen einsamen Baumstumpf erkennen, der Baum war nicht alt gewesen, als er abgeschlagen, seine Wurzeln in den kargen bläulichen Boden gekrallt. Rechts des Bergpfads nun, gleich vor ihm, lag eine mächtige Eiche wie aus Bronze gegossen, gestützt auf einen Felsblock und reckte ihr Geäst nach der alten Tanne, als wolle sie deren hängende Äste liebkosen, und die umbrafarbenen Wurzeln streckten sich nach zwei Männern aus.

Ja, zwei Männer. Denn da standen sie. Sie hatten ihre altdeutsche Tracht angelegt, schwarzes Barett und Kranzmütze, und bei David schimmerte am Halse die neue Halsbinde weiß hervor, das konnte Friedrich deutlich sehen. Sie drehten ihm den Rücken zu, und die innige Vertrautheit, mit der David sich auf Caspars linke Schulter stützte, ins Ohr ihm flüsterte, und Caspars Hingabe, mit der er auf seinen Gehstock gestützt den Worten lauschte, war mehr als Friedrich glaubte, ertragen zu können.

Diese beiden brauchten ihn nicht mehr. Ihretwegen hatte er seine Großmama und ihre französische Lebensart verraten, nun verrieten die Freunde ihn. Es wurde ihm wahrhaftig übel vor lauter Traurigkeit.

Friedrich blieb auf dem Stein sitzen, auf dem er Platz genommen und wartete, und bisweilen glitt eine langsame Träne seine Wange herab, die zu trocknen er vergaß.
Dann waren die beiden gegangen.

Es raschelte plötzlich im Unterholz, ein leichter Wind hatte sich aufgemacht, ließ Äste träge schwingen. Da sprang Friedrich auf, warf das dreifarbige Band ins Gras, schleuderte die Mütze an der Stelle den Hang hinab, an der die beiden jungen Männer gestanden. Da ließen schwere Schritte hinter Büschen Äste krachen und es röhrte so gewaltig, dass Friedrich die Haare zu Berge standen. Hirschbrunft. Er sprang wie gejagt den Pfad bergab und kam auf den letzten Schritten überdies noch ungeschickt zu Sturz.

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Im Sommer 1914 regnete es an keinem einzigen Tag. Sanft liebkoste der Wind üppige Felder, es duftete süß nach warmem Gras, und unter zärtlich blauem Himmel summte es träge in dunklen Wäldern. Es waren rechte Tage zum Glücklichsein, und wann immer man in späteren Jahren an Sommer dachte, fiel einem jener des Jahres 1914 ein.

Am 28. Juni 1914 hatte man allerdings nach Wien depeschiert, dass der Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gemahlin einem politischen Anschlag zum Opfer gefallen wären. Man war zwar überrascht gewesen, doch nicht erschüttert. Das hatte Doktor Friedrich Moormann sehen und hören können, immerhin weilte er schon seit etlichen Jahren in der Kaiserstadt. Aus ihm war nicht nur ein Jurist, auch ein Diplomat geworden. Das gewisse Etwas, von seiner französischen Großmama geerbt, war ihm dabei vielleicht zugutegekommen.

In den ersten Tagen, gleich nach dem Attentat, hatte wahrlich niemand an eine Kriegserklärung gedacht, das kam erst am 28. Juli 1914. Wenig später reiste Moormann nach Dresden, wo er mit seinem Enkel an einem warmen, blauen Nachmittag die Treppe des Albertinums hinaufstieg. "Kriege brechen nicht aus wie Vulkane", sagte er zu ihm, "da steckt immer eine Lüge dahinter."

Ein Bild wollte er dem vierzehnjährigen Knaben zeigen. "Hier ist es also!", sagte Doktor Moormann, als man in der ersten Etage des Museums angelangt, und zeigte mit dem Silberknauf seines Stocks auf ein Bild, das an einer schmalen Wand nur für sich hing. Es war ein kleines Bild. "Ich dachte an ein wirklich großes Gemälde", erwiderte der enttäuschte Knabe. Das Bild war bloß fünf Handbreit lang, vier Handbreit hoch. "Der Mond, den sieht man wohl zuallererst, wenn man vor diesem Bild steht", sagte Moormann und atmete tief aus. "Dieses Licht, so zart und doch so warm, anheimelnd und doch wie aus einer anderen Welt. Sphärenmusik, fast kann man sie hören", so lächelte er, seinen Enkel anblickend, "und der Abendstern zwinkert dazu. Und die Farben … Sepia, Umbra, Siena, und die Luft … wie zartes Ockerpulver hineingeblasen." Der alte Mann näherte sich dem Bild, wies mit dem Zeigefinger auf den unteren Rand.

"Schau, hier fängt der Weg an, in der Mitte des Bildes, und führt nach links oben hinauf", der Zeigefinger folgte dem Weg, "eigentlich ist es eine Passstraße, sie ist felsig, das kann man sehen, auch die Rillen, die die Fahrzeuge in das Erdreich gegraben haben, da, links und rechts." Wieder schwieg er. "Spärlich wachsen Gräser und der Felsen links schimmert bläulich wie Schiefer, auch der Felsbrocken da rechts, auf dem die große Eiche lehnt, die Äste nach der Tanne ausgestreckt, und die Wurzeln …" Da hielt Moormann inne und stützte sich auf seinen Stock. "Als würden die Wurzeln die zwei Männer packen wollen, die dort stehen", er blickte seinen Enkel an, "in diesen lächerlichen Theaterkostümen. Der blaue enge Gehrock von dem Linken und die Kranzmütze mit dem Kinnriemen, und der Rechte mit dem weiten blauen Umhang und dem riesigen schwarzen Barett."

Eigentlich mochte Moormann das Bild ganz und gar nicht, denn der Maler hatte auf ihn vergessen. Da unten nämlich rechts im Bild, noch ein Stück vor dem Felsbrocken, da war er vor einem Busch gekauert. "Der hat auf mich vergessen, der Caspar David Friedrich, dem war ich wohl nicht patriotisch genug. Nicht wie die zwei da oben", sagte er und wies mit seinem Stock auf das Namensschild. "Caspar, David, Friedrich, so haben wir damals geheißen in Leipzig, wir drei", verkündete er, "nun, jeder eben für sich." Und sein Enkel sagte: "Der hat dich doch gar nicht malen können, 1819 warst du noch nicht geboren."

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