Clara-Luise Bauer

HELENE PAYRHUBER

Ö1 Talentebörse

Clara-Luise Bauer, Schauspiel

In meinem Beruf setze ich mich täglich mit der Komplexität des menschlichen Daseins auseinander und kann daher sagen: Drei Sätze reichen nicht.

Was ist Kunst?

Kunst ist wie vieles abhängig von der Tagesverfassung. Theoretisch kann alles Kunst sein. Wenn ich die Kapazitäten haben lustvoll und mit einem neuen Blick den Dingen zu begegnen, dann kann auch eine Dose Bohnen so inspirierend sein, dass ich einen ganzen Theaterabend dazu machen möchte. An anderen Tagen ist es aber einfach nur eine Dose Bohnen.

Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Ich könnte mich nicht daran erinnern, dass ich je etwas anderes wollte. Als ich dann als Kind das erste Mal nach einer Vorstellung im Theater der Jugend auf die Bühne durfte wusste ich, das ist mein Platz.

Kommt Kunst von können, müssen oder wollen?

Mein Mentor an der Kunstuniversität, Heiko Senst, zitierte immer Brecht: „Talent ist Interesse“. Dem würde ich noch eine intrinsische Dringlichkeit und Notwendigkeit hinzufügen, sodass aus dem Interesse ein bedingungsloses Handeln, Scheitern und wieder Handeln wird.

Wo würden Sie am liebsten auftreten?

Auf großen Bühnen, mit großen Sälen, voll mit Menschen die zum ersten Mal ein Theaterstück sehen. Um so vielleicht ein vorhandenes aber noch nicht erkanntes Bedürfnis zu wecken, um sie dann bald wieder im Publikum zu treffen.

Mit wem würden Sie gerne zusammenarbeiten?

Da gibt es unendlich viele. Jede Begegnung, egal welcher Art, kann für mich inspirierend sein. Das ist wie mit der Dose Bohnen. Aber zu einem Film mit Marie Kreutzer würde ich sofort JA sagen.

Wie viel Markt verträgt die Kunst?

Man meint immer Kunst muss frei sein. Ich glaube jedoch Kunst hat die Kraft sich überall Freiräume zu suchen und vielleicht auch genau dann besonders interessant zu werden.

Und wie viel Kunst verträgt der Markt?

There is no limit. Viel wichtiger finde ich, dass Kunst als systemrelevant anerkannt wird und somit „selbstverständlich“ in unserem Alltag stattfinden kann.

Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?

Einen Wasilly Design Lounge Chair und darin sitze ich dann und bin einfach nur Zuschauerin. (Ich bezweifle allerdings, dass ich das lange aushalte.)

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

An einem Theater das mutig genug ist den Spagat zwischen den vielen unterschiedlichen Erwartungen und Anforderungen der Gesellschaft zu probieren. Das trotz allem politisch bleibt und sich dort solidarisch zeigt, wo es schon seit langem gebraucht wird. Ein Ort an dem die Widersprüche unserer Gesellschaft und die dadurch entstehenden Reibungen etwas Fruchtbares sein können und dieser Prozess, mit seinen Fragen und möglichen Antworten letzten Endes sichtbar und erlebbar für das Publikum wird.
Und hoffentlich im Tatort. Weil angeblich hat man es erst dann wirklich geschafft als Schauspieler*in.

Haben Sie einen Plan B?

Nein. Irgendwie muss es gehen.

Wann und wo sind Sie das letzte Mal unangenehm aufgefallen?

Das fragen Sie mal lieber meine Freunde und Familie…

Wollen Sie die Welt verändern?

Das allein ist mein Motor, um den ganzen Wahnsinn, der auf dieser Welt passiert, auszuhalten.

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