Déborah Lukumuena und Gérard Depardieu

2021 DHARAMSALA/FRANCE 2 CINEMA/SCOPE PICTURES

Kino

Depardieu in "Robuste"

Mehrere Unfälle mit Motorrädern, eine Lebertransplantation aufgrund von exzessivem Alkoholkonsum, Steuerflucht aus Frankreich nach Belgien und nicht zuletzt ein Naheverhältnis zu Russlands Präsident Putin. Wobei: den Krieg in der Ukraine hat Gérard Depardieu scharf verurteilt.

Oft hat der französische Schauspieler nicht nur mit seinen schauspielerischen Leistungen, sondern auch mit privaten Eskapaden Schlagzeilen gemacht. Als überaus schwierig erweist sich auch jener alternde Schauspieler, den Depardieu in seinem neuen Film "Robuste" verkörpert: Lustlos lässt er sich durchs Leben treiben, bis er eine ungewöhnliche Begegnung mit einer jungen Frau macht.

Eigentlich könnte der 70-jährige Georges zufrieden sein. Nach wie vor ist er gut im Geschäft, trotzdem lassen seine berufliche Motivation und seine Laune zu wünschen übrig. Er haut schon mal von einem Drehort ab, lässt seinen Allüren freien Lauf. Symbolträchtig legt er schon am Anfang des Films einen Bauchfleck mit dem Motorrad hin.

Und noch etwas ist klar: Georges braucht fast rund um die Uhr Betreuung, dienstlich und privat fließen dabei ineinander. Für Aissa (Déborah Lukumuena), die Angestellte eines Sicherheitsdienstes, ist das eine wahre Herausforderung.

Ein ungleiches Paar

Aissa und Georges, ein ungleiches Paar bringt der Film "Robuste" zusammen: Sie ist eine junge Frau mit afrikanischen Wurzeln, Amateur-Ringen ist ihr Hobby und genauso eine Tugend beim Versuch des gesellschaftlichen Aufstiegs. Dorthin, wo sich George schon befindet, von wo es für ihn, den desillusionierten Mimen, nur mehr bergab geht.

"Tatsächlich handelt es sich um einen Schauspieler in der Krise", sagt Regisseurin Constance Meyer und führt weiter aus: "Mich hat interessiert - ein wenig wie in Billy Wilders 'Sunset Boulevard' -, was von einem bekannten Schauspieler bleibt, wenn er sich am Ende seiner Karriere befindet. Durch die Begegnung mit Aissa rafft sich Georges noch einmal auf und entdeckt das Schauspiel wie auch das Leben erneut für sich."

Stärken und Schwächen

Zwei Sachen haben Aissa und George gemeinsam: die Einsamkeit ihres Daseins und eine enorme Körperfülle. Doch diese titelgebende physische Robustheit führt in die Irre, denn mental sind beide Figuren alles andere als robust.

Langsam erlauben sie Einblicke hinter die Fassaden ihrer vermeintlichen Stärke, entwickeln Verständnis für die Schwächen des und der anderen. "Der Widerspruch zwischen der äußerlichen Hülle und innerer Fragilität ist die Basis des Films", so Regisseurin Constance Meyer.

Gérard Depardieu

Gérard Depardieu

2021 DHARAMSALA/FRANCE 2 CINÉMA/SCOPE PICTURES

Doppeldeutiger Humor

Es ist eine zarte Annäherung mit subtilem Humor und vielen Doppeldeutigkeiten durch einen dramaturgischen Kniff. Immer wieder üben George und Aissa gemeinsam den Text für Georges nächsten Film. Je nach Kontext erhalten die Zeilen aus dem Drehbuch eine andere Bedeutung. Besonders mag es Georges, wenn er sich in seine persönliche Opferrolle begibt: "Hier stehe ich, besiegt, ängstlich und versklavt - wie ein Kind. Herr, hilf mir!"

"Georges macht eine Art Regression durch", meint Constance Meyer, und weiter: "Das ist auch die Quelle der Komik in meinem Film, wenn er immer wieder wie ein Kind vor Dingen flüchtet, die er nicht machen will. Damit wollte ich auch ein wenig auf das Klischee anspielen, dass sich Schauspieler beim Drehen manchmal unverantwortlich und wie Babys benehmen."

Depardieus Selbstparodie

Und so wird das Szenario von "Robuste" auch zum Spiegel für das Filmgeschäft und Gérard Depardieu - als ob der französische Filmstar mit dem Ruf des Eigenwilligen und Exzentrischen eine Selbstparodie abliefern wollte.

Doch wie waren die Dreharbeiten mit Depardieu wirklich? Das sei schwierig in zwei Sätzen zu erklären, da würde man eine Stunde brauchen, gibt sich Regisseurin Meyer kryptisch. Und noch so eine indirekte Botschaft mit Augenzwinkern: "Freilich ist Gérard Depardieu als Schauspieler ein Geschenk, aber auch viel Arbeit."

Gestaltung

  • Arnold Schnötzinger