Corinne Winters

SALZBURGER FESTSPIELE/MONIKA RITTERSHAUS

Salzburger Festspiele 2022

Leoš Janáček: "Káťa Kabanovà"

In den Spielplänen der Salzburger Festspiele stellen sie eher Randerscheinungen dar - die Bühnenwerke von Leoš Janáček (1854-1928). Erst 1992 wurde mit "Aus einem Totenhaus", unter der Leitung von Claudio Abbado, erstmals beim Festival an der Salzach eine Oper des mährischen Komponisten gespielt.

Sechs Jahre mussten danach vergehen, bis 1998 "Káťa Kabanová" im Kleinen Festspielhaus, dirigiert von Sylvain Cambreling, auf die Bühne gebracht wurde. "Jenufa" ist 2001 in der Felsenreitschule unter der Leitung von Sir John Eliot Gardiner gefolgt- und im Festspielsommer 2011 wurde schließlich noch "Die Sache Makropulos" präsentiert- im Großen Festspielhaus, dirigiert von Esa-Pekka Salonen.

Nur bescheidene vier Janáček-Opern-Produktionen bis jetzt in der mehr als 100-jährigen Geschichte der Salzburger Festspiele- in diesem Jahr gefolgt von einer Neuinszenierung erneut der "Káťa Kabanová" in der Regie von Barrie Kosky und dirigiert von Jakub Hrůša am Pult der Wiener Philharmoniker.

Musik aus der Tiefe des Herzens

Diese Oper ist zwischen 1919 und 1921 entstanden ist und im Jahr ihrer Vollendung am Brünner Nationaltheater zur Uraufführung gekommen. Als Vorlage hatte dem Komponisten, der selbst auch das Libretto verfasst hat, das Schauspiel Das Gewitter von Alexander Nikolajewitsch Ostrowski gedient; Janáček war von der Tragödie um Schuld, Selbstanklage und Sühne fasziniert, seine Oper hatte er als die "allerzarteste seiner Arbeiten" bezeichnet, auch wenn das Werk nicht nur zart, sondern auch von dramatischer Kraft erfüllt ist; "Musik aus der Tiefe des Herzens", mit diesen Worten hat Max Brod, der Übersetzer und Förderer von Janáček Werk im deutschen Sprachraum, die Oper umschrieben.

"Es war Dein Bild, das ich in 'Káťa Kabanová' sah, als ich die Oper komponierte."

Káťa Kabanová, die Titelfigur ist gefangen in einer Ehe mit einem schwachen Mann, der unter dem Einfluss seiner despotischen Mutter steht und es zulässt, dass seine Frau ebenfalls von ihr tyrannisiert wird. Káťa, unglücklich über ihre Situation flüchtet sich in eine Affäre mit einem anderen Mann. Die Figuren der Oper stehen sinnbildlich für gesellschaftliche Gruppen: die ältere Generation vertritt ein starres Herrschaftssystem, Káťas Gatte das geknechtete willenlose Volk. Und das heimliche Liebespaar zeigt Menschen mit empfindsamen Seelen, die zwischen diesen Fronten aufgerieben werden.

Für Káťa gibt es am Ende keine Hoffnungen mehr, sie kann nicht zurück zu ihrem Ehemann, den sie betrogen hat, aber auch ihre Liebe zu Boris hat keine Zukunft - von allen allein gelassen stürzt sie sich in die Fluten der Wolga.

Janáček war 65 Jahre alt, als er die Arbeit an "Káťa Kabanová" begonnen hatte, eine Muse hatte er damals in der 37 Jahre jüngeren Kamila Stösslová gefunden. "Es war Dein Bild, das ich in Káťa Kabanová sah, als ich die Oper komponierte", so der Komponist in einem Brief an seine Freundin.

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