Melanie Moser

KATHARINA GRAFINGER

Ö1 Talentebörse

Melanie Moser, Bildende Kunst

Am Anfang meiner künstlerischen Arbeit steht immer das Beobachten. Ich versuche meine Umwelt aufmerksam wahrzunehmen und fokussiere mich dann am Liebsten auf ihre scheinbar banalen Details, die uns alle betreffen, aber jede:r anders wahrnimmt. Egal ob es beispielsweise unsere Körperbehaarung, unsere Arten zu wohnen, unser Verhältnis zur digitalen Welt oder unser Altern ist - niemand kann sich diesen Themen entziehen, was es meiner Meinung nach umso spannender macht sich aktiv mit ihnen auseinanderzusetzen.

Ö1 Talentebörse | 01 09 2022

Was ist Kunst?

Auf diese Frage gäbe es unzählige Antworten. Für mich ist Kunst unter anderem eine Sprache, ohne einheitlicher Grammatik, mit unerschöpflichem Vokabular, die jede*r lernen kann.

Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Durch Neugierde. Ich habe immer gerne gezeichnet und fantasiert und irgendwann bewusst damit begonnen mich auf die vielleicht niemals endende Suche danach zu begeben, was “Kunst“ eigentlich bedeuten könnte. Vor meinem aktuellen Studium habe ich eine Ausbildung zur Schneidermeisterin abgeschlossen und anschließend Textil.Kunst.Design bei Gilbert Bretterbauer studiert. Daraufhin entwickelte sich bei mir der Drang noch tiefer in die Materie einzutauchen, wodurch ich im Studium der bildenden Kunst gelandet bin.

Kommt Kunst vom können, müssen oder wollen?

Von allem ein bisschen.

Wo würden Sie am liebsten ausstellen?

Im öffentlichen Raum – Schaufenster, Plakatwände, Passagen, Aufzüge oder Ähnliches, sowohl in der Stadt, als auch am Land, sind für mich die reizvollsten Ausstellungsorte. Abgesehen davon, dass sie für nahezu alle zugänglich sind, erlauben solche Orte unerwartete Begegnungen mit Kunst im Alltag.

Mit wem würden Sie gerne zusammenarbeiten?

Ich würde gerne mit Katharina Grafinger an einem kürzlich begonnenen Projekt weiterarbeiten. Vielleicht ergibt sich in den kommenden Monaten auch noch eine Zusammenarbeit mit Ophelia Reuter und Alžběta Čiperová oder möglicherweise eines Tages wieder mit Clara Boesl. Darüber hinaus ist mir der künstlerische Austausch mit Studienkolleg:innen, Freund:innen und Lehrenden allgemein sehr wichtig, aber vor allem auch jener mit Menschen, die sich in ihrem Alltag weniger mit Kunst auseinandersetzen und offen sind sich darauf einzulassen.

Wie viel Markt verträgt die Kunst?

Ich sehe Kunst nicht in erster Linie als Produkt, aus dem Profit gezogen werden muss, aber um sie entstehen lassen zu können braucht es meist Zeit und um sich diese risikofrei nehmen zu können, müssen die finanziellen Voraussetzungen stimmen. Der Markt ist eine Form, mit der die Entstehung von Kunst finanziert werden kann, aber zum Glück nicht die Einzige. Künstler:innen, Kurator:innen und Organisationen wie beispielsweise die IG-Bildende Kunst, setzen sich dafür ein, dass kulturelle Arbeit fair bezahlt wird, zum Beispiel durch Ausstellungshonorare - ich hoffe, dass diese Forderungen in Zukunft als Norm umgesetzt werden.

Und wie viel Kunst verträgt der Markt?

Viel vermutlich.

Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?

Für Nahrung und ein Dach über dem Kopf - darüber hinaus wahrscheinlich für Arbeitsmaterial, Zeitschriften und Bücher.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Im Idealfall nach wie vor umgeben von vielen unterschiedlichen Menschen, die offen sind Neues zu entdecken und gemeinsam das Leben und seine Möglichkeiten erforschen, erträumen und erfahren wollen.

Haben Sie einen Plan B?

Plan A ist momentan noch in der Entwicklungsphase.

Wann und wo sind Sie das letzte Mal unangenehm aufgefallen?

Als ich vor ein paar Wochen gemeinsam mit Katharina Grafinger mit einem komplett vollgepackten Auto bei unserer Artist-Residency in einem Altersheim in Grafrath aufgetaucht bin, um für alle Eventualitäten ausgestattet zu sein – andere Künstler:innen reisen dort für gewöhnlich mit einem Rucksack an…

Wollen Sie die Welt verändern?

Die Welt verändert sich allein durch unsere Existenz immer ein Stück weit, egal ob man will oder nicht. Es ist aber häufig unsere Wahl in welche Richtung sich diese Veränderung bewegt, weshalb ich versuche meine Entscheidungen mit Bedacht zu treffen.

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