Johanna Hirzberger

Vanessa Möseneder

Ö1 Talentebörse

Johanna Hirzberger, Journalistin

Aus den Tiefen der Oststeiermark kommend war ich lange Zeit auf der Suche nach einer Erlaubnis im Journalismus Fuß fassen zu dürfen. Nach zwei Masterabschlüssen, Auslandsaufenthalten und diversen Stationen bei deutschen Medienhäusern habe ich die Suche über Bord geworfen und genieße meine fünf Tassen Kaffee pro Tag meist vor meinem Audioschnittprogramm. Ich mag grün, am besten in Form von Wald, spiele gerne Volleyball und finde die besten Ideen auf dem StandUpPadel.

Ö1 Talentebörse | 13 08 2022

Was ist Journalismus?

Journalismus ist für mich einen Schritt zurück gehen und transparent auf Basis von gewissen, festgelegten Qualitätstandards, die Welt und ihre Geschehnisse zu hinterfragen.
Journalismus ist gleichzeitig ein Brennglas der Gegenwart und ein Zeitdokument.

Wie sind Sie zum Journalismus gekommen?

Nach der Matura hatte ich ein paar Monate Zeit bis ich ins Ausland gegangen bin und wollte diese nutzen. Also habe ich ein Praktikum bei Soundportal (regionalem Radiosender in Graz) gemacht. Von der ersten Sekunde an habe ich Feuer gefangen für Geschichten von und über Menschen auf der Straße.

Kommt Journalismus von können, müssen oder wollen?

Es gibt gewisse Grundvoraussetzungen die müssen da sein, damit Journalismus kann. Dazu gehört Pressefreiheit, Zensurfreiheit aber auch Finanzierung. Nur wenn diese Dinge da sind, kann unabhängiger Journalismus schaffen.
Sind diese Grundvoraussetzungen geschaffen, kommt es meiner Meinung nach vom Wollen. Will ich eine Geschichte erzählen? Will ich meine Quellen schützen? Will ich mich monatelang in eine Recherche stürzen für die ich nichts bezahlt bekomme… Will ich die geeigneten Expert:innen finden oder will ich meine Rechnungen bezahlen können und mache Kompromisse. Auf Basis welcher Parameter will ich Kompromisse machen.

Für welche Medien-Plattform würden Sie am liebsten arbeiten?

Für selbstreflektierte, mutige und verantwortungsbewusste Medien-Plattformen die Menschen nicht nur als Ressourcen und Materialien sehen sondern nachhaltig arbeiten.

Mit wem würden Sie gerne zusammenarbeiten?

Abgesehen von den Leuten mit denen ich jetzt schon gerne zusammen arbeite würde ich gerne einmal mit Katrin Bauerfeind und Hannah Herbst zusammenarbeiten.

Wie viel Markt verträgt der Journalismus?

Das ist eine Frage der Definition. Von welchem Markt sprechen wir? Privat vs. Öffentlich-rechtlich, digital, Social Media, sprechen wir von Zuseher:innenmarkt… globalen Markt vs. heimischen, Arbeitsmarkt Journalismus?
Grundsätzlich denke ich, und das sieht man ja auch in der Entwicklung der vergangen Jahre, verträgt Journalismus, viel Markt und das kann ihm hinsichtlich Diversifizierung auch sehr gut tun. Natürlich ist nicht alles was nach Journalismus aussieht auf dem Markt Journalismus und natürlich muss es, aus meiner Sicht, in einer gesunden Gesellschaft auch vom Markt unabhängigen Journalismus geben, das ist ganz ganz wichtig.

Und wie viel Journalismus verträgt der Markt?

Auch hier glaube ich viel. Wenn man sich das Beispiel Funk anschaut, vor Funk war es unverstellbar, dass öffentlich-rechtliche EIGENE Inhalte für große Plattformen wie YouTube, Facebook oder Instagram produzieren. Aber es hat sich ausgezahlt. Es sind ganz innovative Ideen entstanden, und zwar Ideen die bei der Zielgruppe ankommen. Auch gerade junge Leute wollen informiert werden, wollen sich auf die Informationen verlassen können. Bsp ZibTok Account. UND auch große YouTuber:innen verwenden teilweise journalistische Elemente um informative und kritische Videos zu produzieren und werden damit von ihren Zuseher:innen mit Klicks und Likes belohnt.

Hat Journalismus eine aufklärerische Rolle für Sie?

Journalismus hat für mich eine aufdeckende und eine erklärende Rolle und manchmal vielleicht eine aktivistische Rolle. Er hat die Aufgabe abstrakte Inhalte oder Zusammenhänge greifbar zu machen und Orientierungspunkte zu schaffen, die Klarheit verschaffen können. Er hat die Aufgabe Thesen aufzustellen, die er überprüft und transparent diskutiert.

Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?

Was immer dafür sorgt, dass ich und meine Liebesten gesund sind und dafür sorgt, dass es nicht mehr mein letztes Geld ist.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

In zehn Jahren sehe ich mich wie ich energiegeladen und noch immer neugierig Verantwortung für ein Team zu übernehme mit dem ich meine Sendungskonzepte und Ideen verwirkliche.

Haben Sie einen Plan B?

Ich brauche keinen Plan B mehr, ich habe mich viel zu lange mit Plan Bs beschäftigt.

Wann und wo sind Sie das letztes Mal unangenehm aufgefallen?

Ich bin früher oft unangenehm aufgefallen, weil ich immer anders war, oder eine andere Perspektive hatte und Leute nicht ganz verstanden haben, woher meine Überlegungen kommen oder weil ich gewisse soziale Codes nicht bedient habe. Aber mittlerweile empfinde ich es nicht mehr als unangenehm auffallen, weil es mir selbst nicht mehr unangenehm ist. Ganz im Gegenteil, ich wertschätze diese Eigenschaft an mir.

Wollen Sie die Welt verändern?

Hat man eine Wahl? Jeder und jede verändert jeden Tag die Welt.
Ich möchte Menschen die dafür offen sind die Möglichkeiten geben sich selbst und die Gesellschaft zu hinterfragen und Aha Momente schaffen.

Übersicht

Ö1 Talentebörse