Noor Stenfert Kroese

BAS DE BROUWER

Publikumsvoting

Noor Stenfert Kroese

geboren 1993 in Gouda, lebt und arbeitet in Linz.

Arbeitsvorhaben

Sollte ich das Ö1 Talentstipendium erhalten, könnte ich meine Forschung zu den Signalen zwischen Pilzen und Myzel fortsetzen. Ich würde gerne an einer Installation arbeiten, die eine interne Kommunikation zwischen Pilzen und einem Robotersystem herstellt, wo zwischen Technik und Natur ein Ökosystem entstehen soll, das sich gegenseitig pflegt und beeinflusst. Außerdem bin ich gespannt, wie die Daten aus diesem Ökosystem haptisch und visuell erlebbar werden.

Kommentar der Künstlerin

Die schnelle Intensivierung und Entwicklung sowohl des wissenschaftlichen als auch des technologischen Fortschritts prägen unsere Welt in einem noch nie da gewesenen Tempo. In einer Welt mit einer etwas beunruhigenden politischen, sozialen und ökologischen Situation. Jetzt, da die Technologie und die Folgen unseres Einflusses auf die Erde tiefer in unser Leben eindringen, ist es schwierig, den Menschen als rein autonomes Wesen zu sehen. Ich glaube, es ist notwendig, zu spüren und zu hinterfragen, was das bedeutet. Über die Richtung nachzudenken, die wir gemeinsam einschlagen wollen. Deshalb scha¬ffe ich in meiner Arbeit den Raum, um zu erfahren, was aus den Begegnungen und Wechselwirkungen zwischen Wissenschaft, Natur und Technik entstehen kann. Der »Mensch« kann nicht mehr als Mittelpunkt gesehen werden, sondern als Teil eines umfassenden und komplexen Systems. Dieses System besteht aus Menschen, Tieren, Pflanzen, Pilzen, aber auch aus Materie und Daten. Mich fasziniert das Erkennen, das Verstehen und die Interaktion mit anderen Arten. Die Symbiose zwischen verschiedenen Arten ist für den Fortbestand der Welt, wie wir sie kennen, von entscheidender Bedeutung. Wie die menschliche Gesellschaft zeichnen sich auch diese Gesellschaft en durch ihre Vielfalt aus, mit ihrer Fähigkeit zu helfen und zu behindern, zu kooperieren und zu rivalisieren. Die Komplexität ihrer Gesellschaft en mit ihrer subtilen Mischung aus Kooperation und Konflikt kann als Metapher dafür gesehen werden, wie wir uns zueinander und zu unseren eigenen sozialen Systemen verhalten. Durch phänomenologische interaktive Installationen an der Schnittstelle von Raum, Zeit und Nicht/Mensch lade ich Sie zur Begegnung ein.

ZIEN 2022 Video

ZIEN ist in fünf Tagen aus der Zusammenarbeit zwischen dem Roboterarm IIWA, Beamten des Finanzministeriums und Passanten entstanden. Der Roboter graviert Porträts der Menschen in Spiegel auf dem Platz vor dem Finanzministerium. Ich habe diese Porträts verwendet, um die Installation an Ort und Stelle zu bauen. So entsteht eine kollektive visuelle Erinnerung daran, sich aus dem Abstrakten herauszuhalten und Teil des Prozesses zu sein. ZIEN untersucht die Beziehung, die wir als Gesellschaft zur Technologie und zueinander haben wollen.

STENFERT KROESE

Aus dem Interview:

Künstlerische Forschung kann als Teil der wissenschaftlichen Forschung sehr interessant sein. Wenn die beiden Zugänge sich austauschen, dann ist das das Schönste was passieren kann.

RHIZA 2021 Video

INTERSPECIES CONNECTOR Rhiza ist ein Interspezies-Konnektor, der Sie einlädt, Teil der Kommunikation zwischen ihrem Myzel und den Austernpilzen zu werden. Die Austernpilze und das Myzel im Turm tauschen ständig Biodaten durch elektrische Signale aus. Diese elektrischen Signale werden von den Biosensoren aufgefangen und in Schwingungen umgesetzt, die man spürt, wenn man mit bloßen Füßen auf den Mycel-Bodenplatten steht. Dieses komplexe Netzwerk mit seiner subtilen Mischung aus Kooperation und Konflikt kann als Beispiel dafür gesehen werden, wie wir miteinander und mit unseren Umweltsystemen umgehen. Genau wie die menschliche Gesellschaft ist auch diese wachsende Gesellschaft zwischen den Arten durch Vielfalt gekennzeichnet, mit ihrer Fähigkeit zu helfen und zu behindern, zu kooperieren und auszubeuten. Die Natur ist auf Verbindungen aufgebaut, und wir sind es auch. Rhiza lädt sie ein, die Kommunikation zwischen dem Myzel und den Austernpilzen zu fühlen.

MIHA GODEC

Biografie

Noor Stenfert Kroese arbeitet mit embodied interaktiven Installationen an der Schnittstelle von Raum, Zeit und nicht/menschlicher Aktivität. Inspiriert von der Verflechtung von Wissenschaft, Natur und Technologie. Derzeit ist sie Teil des europäischen Projekts Art Climate and Transition. Neben ihrer Arbeit schreibt sie an ihrer Dissertation mit dem Titel »ecology of encounters — meeting spaces for humans and non-humans in new media art installation«, um den MA Interface Cultures der Kunstuniversität Linz (AT) zu absolvieren. Im Jahr 2020 schloss sie mit dem BA Scenography der Amsterdam University of Arts (NL) ab.

Noor arbeitet in verschiedenen Medien wie Biokunst, Theater und neuer Medienkunst. Sie schafft eine Verflechtung zwischen ihrer Arbeit und den Zuschauern, in der neue und bestehende Ideen reflektiert und erforscht werden können. Ihre Arbeit gibt keine direkten Antworten, sondern sucht den Raum, um Fragen zu stellen und Erfahrungen zu machen. Aus einer posthumanen Perspektive erforscht sie die Möglichkeiten, einen bewussten Platz in dem sich bewegenden, unkontrollierbaren Netzwerk einzunehmen, dessen Teil wir sind.

Ihre Arbeiten wurden an Orten und auf Festivals wie der Barcelona Design Week (ES), dem EYE Filmmuseum Amsterdam (NL), dem Dutch National Opera & Ballet (NL) und dem Ars Electronica Festival (AT) ausgestellt und aufgeführt. Für ihre Arbeiten erhielt sie Auszeichnungen bei den YouFab Global Creative Awards (JP) und dem Prins Bernard Young Talent Award (NL).

CONNECTOME 2020 Video Interactive Light and Sound Installation

Connectome ist eine sensorische interaktive Installation, die durch die Bewegung der Zuschauer gesteuert wird. Die Installation basiert auf der neurowissenschaftlichen Erforschung des Connectome: der vollständigen Karte aller neuronalen Verbindungen in unserem Gehirn. Sie besteht aus drei Halbkugeln, die rotierende Halbkugeln enthalten, die auf der einen Seite einen Lautsprecher und auf der anderen Seite eine gesteuerte LED darstellen. Sowohl das Licht als auch der Ton können sowohl nach außen als auch nach innen gerichtet werden. Das Publikum befindet sich in einem räumlichen Organismus, so wie sich unser Gehirn bewegt und verzerrt. Es ist ein Spiel zwischen den bewussten und unbewussten Entscheidungen der Menschen. Connectome hat einen hochsensiblen Charakter. In der Installation suchen wir nach der Kontrollierbarkeit der Erfahrungen der Menschen und damit nach der Anregung und Erfahrung ihrer eigenen veränderlichen Natur. Connectome macht physisch erfahrbar, was es bedeutet, gemeinsam ein sinnvolles Netzwerk zu bilden. Sie erleben nicht nur Ihren eigenen Einfluss und Ihre Beziehung zu der Installation, sondern auch den Ihrer Mitbesucher, die durch den Kontakt mit einem anderen Objekt die Erfahrung mit Ihnen gemeinsam machen.

MIHA GODEC