Max Planck

Max Planck - AP

Quantenphysik & Todesstrafe

Steffen Schroeders Planck-Roman

Max Planck wurde als Erfinder der Quantenphysik mit dem Nobelpreis ausgezeichnet, sein Sohn Erwin war während des Zweiten Weltkriegs im Widerstand tätig und wurde von den Nazis gefasst, zum Tode verurteilt und später hingerichtet. Die beiden sind die zentralen Figuren im neuen Roman von Steffen Schroeder, "Planck oder als das Licht seine Leichtigkeit verlor", - daneben haben aber auch Albert Einstein, oder der österreichische Logiker Kurt Gödel ihre Auftritte.

Erwin Planck gehörte dem Kreis um Graf von Stauffenberg an, der das Attentat auf Hitler organisierte. Wie bekannt, scheiterte der Umsturzversuch, die Beteiligten wurden inhaftiert, unter ihnen auch Planck.

Jetzt saß er in der Haftanstalt Berlin Tegel, während sein 86-jähriger Vater Max Planck in einem Dorf außerhalb von Berlin als Nazi-Gegner der ersten Stunde in einem schweren Gewissenskonflikt steckte. "Sein Sohn im Gefängnis, die Todesstrafe steht im Raum, und er, der Vater wird aufgefordert, ein Bekenntnis zum Führer zu schreiben", so Steffen Schroeder. "Ich habe mich gefragt, was macht man in so einer grauenvollen Situation, wie entscheidet man sich da und welche Konsequenzen hat diese Entscheidung auf das Leben seines Kindes?"

Von Berlin bis Princeton

Schroeders Buch "Planck oder als das Licht seine Leichtigkeit verlor" beginnt an diesem 6. Oktober 1944 und zieht sich über nur wenige Monate bis zu den ersten Nachkriegstagen im Mai 1945 hin.

Dabei springt es zwischen verschiedenen Schauplätzen hin und her. Neben den beiden bereits erwähnten auch zur Berliner Charité, wo Erwin Plancks Frau Nelly als Ärztin tätig ist, nach Princeton, wo Max Plancks enger Freund Albert Einstein im Exil lebt und nach Zürich, wo Einsteins Sohn Eduard in der Psychiatrie untergebracht ist.

Verbindungsglied Brahms

Die erzählerischen Fäden, die Steffen Schroeder zwischen seinen Figuren knüpft, sind nie beliebig, sondern gründen in deren Biografien, zum Beispiel in der ihnen gemeinsamen Liebe zur Musik.

"Planck selbst wollte ja einst Pianist werden und besaß ein absolutes Gehör", erzählt Schroeder, "und Albert Einstein hat ja auf all seine Reisen immer seine Geige mitgenommen. Ich habe festgestellt, dass alle sehr gerne Brahms gespielt haben, und damit war Brahms dann der Komponist, der diese Menschen miteinander verbunden hat."

Der Denker liebt Disney

Beinahe unheimlich nah ist man manchmal an den Figuren dran, etwa, wenn man über eine Begegnung zwischen Max Planck und Hitler liest, und Planck feststellt, dass er noch nie einen Menschen getroffen hat, der derart stark parfümiert war.

Aber auch wenn sich Albert Einstein und Kurt Gödel auf ihren endlosen Spaziergängen unterhalten, kann man davon ausgehen, dass ihre Gesprächsthemen authentische Wurzeln haben. Da erfährt man dann, dass der Meisterdenker Gödel sich am besten bei Zeichentrickfilmen von Walt Disney entspannen konnte und dass er mit Einstein die Begeisterung für einen Schriftsteller teilte. "In einem Buch über Gödel habe ich gelesen, dass er ein großer Verehrer von Kafka war", so Schroeder, "und dazu fiel mir ein, dass Einstein Kafka mehrmals getroffen hatte und dass Einsteins Frau Angst vor Kafka hatte, weil der so eine morbide Ausstrahlung besaß."

Buchumschlag

ROWOHLT VERLAG

Die Spionin mit den Ratten

Besonders skurril wird die Szenerie als der Womanizer Einstein ohne irgendetwas zu ahnen, eine Affäre mit einer russischen Spionin beginnt.

"Das war eine unglaublich charismatische Frau", erzählt Steffen Schroeder, "die fünf verschiedene Sprachen sprach, und die Männer reihenweise um den Finger gewickelt hat. Und sie hatte immer zwei Ratten auf ihren Schultern sitzen, was ich anfangs gar nicht glauben konnte, weil mir das wie eine billige James-Bond-Nummer vorgekommen ist."

Geheimnisvolle Gleichzeitigkeiten

Selten haben Recherche-Aufwand und erzählerisches Gespür so zueinander gefunden wie in Steffen Schroeders Roman "Planck oder als das Licht seine Leichtigkeit verlor". Denn die Verbindungen und Gleichzeitigkeiten, die er aufdeckt, lesen sich, als hätte er die Geschichte selbst auf die Therapie-Couch gelegt und die ihm ihre verdeckten Geheimnisse verraten.

Service

Steffen Schroeder, "Planck oder als das Licht seine Leichtigkeit verlor", Roman, Rowohlt

Gestaltung

  • Wolfgang Popp

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