"La Hara", 1981 (Ausschnitt)

COURTESY OF ARORA COLLECTION

Vom Obdachlosen zum Superstar

Basquiat in der Albertina

Jean-Michel Basquiat war der erste afro-amerikanische Künstler, der zu Weltruhm gelangte. Er malte gegen Ausbeutung und Kolonialismus, Diskriminierung und Rassismus gegenüber Schwarzen und wurde nur 27 Jahre alt. Nun widmet ihm die Albertina mit rund 50 Hauptwerken aus privaten und öffentlichen Sammlungen die erste große Retrospektive in Österreich.

Jahrelang war Jean-Michel Basquiat obdachlos, nachdem er mit 17 Jahren sein Elternhaus verlassen hatte. Mit dem Malen von Ansichtskarten hielt er sich über Wasser und schuf den Großteil seines Werks dann in den frühen 1980ern. Im Alter von 27 Jahren starb er an einer Überdosis Heroin.

Jean-Michel Basquiat, Untitled, 1983

ERNI COLLECTION

Heute erzielen seine Werke Preise jenseits der 100 Millionen Euro. Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder erklärt: "Er wurde über Nacht zum Superstar. Basquiat war der erste afroamerikanische Superstar und ist bis heute einer der berühmtesten. Rund 60 Prozent des gesamten weltweiten Auktionsmarktes für Gegenwartskunst wird nur von zwei Künstlern bestimmt: von Jeff Koons und Basquiat."

La Hara

COURTESY OF ARORA COLLECTION

Jean-Michel Basquiat, "La Hara", 1981

Gegen Rassismus und Polizeigewalt

Die großformatigen Gemälde von Jean-Michel Basquiat vibrieren vor Energie und wirken emotional explosiv. Sie erzählen von Rassismus und Polizeigewalt gegenüber Schwarzen. Das Gemälde "La Hara" etwa, zeigt einen weißen Polizisten in Uniform, der mit bedrohlich breitem Brustkorb beinahe den gesamten Bildraum einnimmt. Mit kantigem Gesicht und blutunterlaufenen Augen verkörpert er furchteinflößend die Aggression gegenüber Schwarzen.

Schröder: "Er kritisiert Diskriminierung, Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze. Der weiße Künstler Keith Haring sagt, würde er in der Subway beim Malen von Graffiti erwischt, würde er nur verhaftet und müsste eine Strafe zahlen. Als Michael Stewart 1983 beim Sprühen von Graffiti verhaftet wird, prügelt man ihn so, dass er wenige Tage danach stirbt."

Mit 21 bei der documenta in Kassel

Basquiats Vorbilder waren Schwarze wie Jimmy Hendrix, Louis Armstrong oder Muhammed Ali. Basquiat kritisierte, dass Schwarze damals nur im Sport oder in der Musik akzeptiert wurden, in der bildenden Kunst waren sie nicht zu finden. Als der jüngste Künstler überhaupt nahm der damals 21 Jahre alte Basquiat 1982 an der documenta 7 in Kassel teil.

Klaus Albrecht Schröder beschreibt den Malstil Basquiats mit dem Begriff "Sampling", wie er aus der Musik bekannt ist. 1979 gründete Basquiat die Noise-Band Grey. "Diese Band lärmte mit Chaos und Unordnung gegen die scheinbare Ordnung einer unveränderlich erscheinenden Hierarchie der Gesellschaft. Auf dieselbe Weise komponierte Basquiat seine Gemälde: Er sampelte aus klassischer Kunst, aus Kinderzeichnungen, aus Dingen, die er gerade auf der Straße gesehen hatte, wie einem Werbeschriftzug oder einen Buchstaben. Dieses Ineinanderweben von verschiedenen Medien in einem Bild wird vereint von dem expressiven, starken Strich des Basquiat."

Bunte Figur auf hellem Hintergrund

Jean-Michel Basquiat, Untitled, 1982, Collection Museum Boijmans van Beuningen, Rotterdam

STUDIO TROMP

Mit "Jean-Michel Basquiat" zeigt die Albertina eine der bedeutendsten Schlüsselfiguren für die zeitgenössische Kunstdiskussion.

Service

Die Basquiat-Retrospektive in der Albertina ist von 9. September 2022 bis 8. Jänner 2023 zu sehen.

Jean-Michel Basquiat

Gestaltung