Leuchten im Opernsaal

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Wiener Staatsoper

"Meistersinger" live

Richard Wagner live aus der Wiener Staatsoper mit Mit Michael Volle (Hans Sachs), Georg Zeppenfeld (Veit Pogner), Wolfgang Koch (Sixtus Beckmesser), David Butt Philip (Walther von Stolzing), Hanna-Elisabeth Müller (Eva) u.a. Chor und Orchester der Wiener Staatsoper unter der Leitung von Philippe Jordan.

Es "entstand nun eine Verwirrung, welche durch Schreien und Toben sowie durch unbegreifliches Anwachsen der Masse der Streitenden bald einen wahrhaft dämonischen Charakter annahm. Mir schien es, als ob im nächsten Augenblick die ganze Stadt in Aufruhr losbrechen würde. (…) Da plötzlich hörte ich einen Fall - und wie durch Zauber stob die ganze Menge auseinander." Dieses von Richard Wagner in seiner Autobiografie "Mein Leben" geschilderte Ereignis, das sich 1835 in Nürnberg zugetragen haben soll, kann als erstes Dokument der Entstehungsgeschichte der Oper "Die Meistersinger" von Nürnberg betrachtet werden; in der Prügelszene im zweiten Aufzug ließ der Komponist das Erlebnis einer nächtlichen Schlägerei wiederaufleben.

Die eigentliche Beschäftigung mit dem "Meistersinger"-Sujet begann jedoch zu einem wesentlich späteren Zeitpunkt - 1845; damals schrieb der Komponist und Librettist den ersten Prosaentwurf. Eine Quelle war die "Geschichte der poetischen Nationalliteratur der Deutschen" von Georg Gottfried Gervinus mit ihren Ausführungen über den historischen Schusterpoeten Hans Sachs, weitere Inspirationen bezog Wagner aus einer Novelle von E. T. A. Hoffmann, aus Jacob Grimms Abhandlung "Über den altdeutschen Meistergesang und vor allem aus Johann Ludwig Deinhardsteins dramatischem Gedicht "Hans Sachs".

Trostpflaster für den betrogenen Mann

Nach dem ersten Entwurf 1845 ruhte das "Meistersinger"-Projekt weitere 16 Jahre lang. Erst nachdem der "Ring des Nibelungen" bis zum zweiten Akt des "Siegfried" gediehen und das zuerst als unspielbar abgelehnte Musikdrama "Tristan und Isolde" entstanden war, entschloss sich Wagner im November 1861 zur Ausarbeitung der "Meistersinger" - doch bis zur endgültigen Vollendung sollten nochmals sechs Jahre vergehen. Als Muse war zu diesem Zeitpunkt längst Cosima von Bülow, geborene Liszt, in Wagners Leben getreten - Wagners spätere Gattin.

Als Trostpflaster für deren betrogenen Mann erwirkte Wagner beim bayerischen König dessen Ernennung zum Hofkapellmeister; Hans von Bülow leitete die Münchner Uraufführung der "Meistersinger" im Juni 1868. Mit Enthusiasmus wurde das neue Werk gefeiert - und wenn es auch nicht das ursprünglich für kleinere Bühnen geplante, einfach zu realisierende Werk geworden war, sondern eines der umfangreichsten der gesamten Opernliteratur, so wurden die Meistersinger doch sehr schnell an vielen Bühnen Europas nachgespielt.

"Meistersinger" in Wien

In der Wiener Hofoper sind die "Meistersinger" von Nürnberg 1870 zur Erstaufführung gekommen, und das Werk wurde auch bei der Wiedereröffnung der wiedererrichteten Staatsoper im Jahr 1955 gespielt. Eine neue "Meistersinger"-Produktion kommt im Dezember in der Wiener Staatsoper zur Premiere - inszeniert von Keith Warner und mit Philippe Jordan am Dirigentenpult.

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