Violinenhals

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Reiseempfehlung in die Unterwelt

Resonanzen 2023 mit Ö1

Alte Musik beim Festival Resonanzen und live in Ö1.

Hoch, höher, am höchsten. Immer wieder gibt es Meldungen aus allen Lebensbereichen von neuen Superlativen. Doch es geht auch in die andere Richtung: tief hinunter zu den Wurzeln der menschlichen Existenz. Zu Erkundungen in Unterwelten - emotionale Sedimente inklusive - lädt die 31. Auflage der Resonanzen. Österreichs wichtigste Konzertreihe für historisch informierte Aufführungspraxis geht von 21. bis 29. Jänner im Wiener Konzerthaus über die Bühne. "Der programmatische Bogen spannt sich von der magisch-mythischen Beschwörung der Finsternis durch Les Arts Florissants bis zur Apotheose des Lichts mit dem Concerto Copenhagen", beschreibt Peter Reichelt, der verantwortliche Dramaturg, die heurige Festivalausgabe.

Auftakt mit Les Arts Florissants

In guter alter Tradition bietet Ö1 in den kommenden Wochen ein klingendes Resonanzen-Florilegium als Musikbuffet. Quasi als Präludium stellt Reichelt am 11. Jänner in "Alte Musik - neu interpretiert" das diesjährige Programm vor. Ein wahrhaft klangvoller Name, Les Arts Florissants (auf Deutsch: die blühenden Künste), eröffnet den Festivalreigen am 21. Jänner. Das renommierte Originalklangensemble wird u. a. "Orfeo nell’inferni" aufführen, ein italienisches Intermezzo, zu finden in André Campras Comédie lyrique "Le carnaval de Venise". Ö1 überträgt den Resonanzen-Auftaktabend live und exklusiv aus dem Wiener Konzerthaus.

Les Arts Florissants

Les Arts Florissants

VINCENT PONTET

ÖEA "Et ecce terrae motus"

Von dort meldet sich bereits am Vormittag der "Klassik-Treffpunkt". Als Einstimmung auf das Festival begrüßt Elke Tschaikner u. a. die Blockflötistin Dorothee Oberlinger und den Cembalisten Florian Birsak, Livemusik ist angekündigt. Am 24. Jänner gibt es die österreichische Erstaufführung der zwölfstimmigen Messe "Et ecce terrae motus" aus der Feder des franko-flämischen Renaissance-Meisters Antoine Brumel, zum Klingen gebracht von der Vokalformation Graindelavoix. "Es ist ein Programm über Apokalypse und Bildersturm", sagt Ensembleleiter Björn Schmelzer, "grundlegende Motivation ist es, Brumels konzeptionelle Idee zu betonen. Dabei kommen auch moderne elektroakustische Techniken und Instrumente zum Einsatz."

Concerto Copenhagen mit Händel

Den Resonanzen-Abend am 25. Jänner überträgt Ö1 live aus dem Mozart-Saal. Im Rahmen des Konzerts "Verkehrte Welt" bietet das italienische Ensemble La Fonte Musica eine Werkschau von Antonio Zacara da Teramo. Seine Musik belegt, dass dem Komponisten und Buchillustrator ein ausgeprägter Hang zum Bizarren nicht abzusprechen ist. Den Schlusspunkt zur Resonanzen-Edition 2023 setzt am 29. Jänner das Concerto Copenhagen mit einem Meisterwerk des jungen Georg Friedrich Händel.

Dessen italienische Jahre von 1706 bis 1710 gehören zweifellos zu den großen Wundern der Musikgeschichte. Das war kein Output, was der aufstrebende Komponist für seine italienischen Gönner ablieferte, sondern der Outburst einer verschwenderischen Fülle atemberaubender Musik. Dazu zählt sein am Ostersonntag des Jahres 1708 in Rom uraufgeführtes Oratorium "La Resurrezione", "Die Auferstehung". Innerhalb einer Veranstaltungswoche zeigen die 31. Resonanzen, wie nah Licht und Schatten auch musikalisch beieinanderliegen, ganz so wie im Leben.

Gestaltung

  • Gerhard Hafner