Museumsquartier Halle E-G

HERWIG PRAMMER

Eine große Satire

Offenbachs "La Périchole"

Jacques Offenbachs "La Périchole" - das RSO Wien im MusikTheater an der Wien

Nach dem großen Erfolg von "La Grande-Duchesse de Gérolstein" wandte sich Jacques Offenbach mit "La Périchole" abermals der französischen Opéra bouffe zu. Er karikiert in diesem Stück nicht nur das Bild des absolutistischen Herrschers, sondern pointiert auch die musikalische Gattung der Operette. Mit Maskenspiel, Verstellung und Rausch, aber auch mit dem vielfältigen Einsatz von folkloristischen Tänzen und spanischen Melodien greift Offenbach tief in die Trickkiste dieses Genres.

Die Handlung ist - ganz typisch Operette - kompliziert und temporeich: Der Vizekönig von Peru, Don Andrès de Ribeira, begehrt die völlig verarmte Straßensängerin La Périchole, die ihrerseits den Sänger Piquillo liebt. Um sie zu einer "anständigen" Mätresse machen zu können, wird sie kurzerhand mit Piquillo verheiratet. Aufgrund zahlreicher Verwicklungen landen beide Straßensänger im Gefängnis des Vizekönigs, können fliehen und werden nach einem herzzerreißenden Couplet schlussendlich begnadigt.

"Brief-Arie", das melodische Herzstück

Die Partitur zu "La Périchole" strotzt vor Einfällen des Komponisten und der beiden Librettisten; jede Nummer dient der Handlung und bietet gleichzeitig den Sänger:innen die Möglichkeit zur künstlerischen Entfaltung. Besonders die Arien der Protagonistin - in dieser Produktion wird die großartige Anna Lucia Richter als Périchole brillieren - beinhalten ein breites Spektrum der Emotionen: von der "Brief-Arie", dem melodischen Herzstück der Oper, in der Périchole ihrem Geliebten ihre Verzweiflung und gleichzeitig ihre Liebe zu erklären versucht, über die Griserie-Ariette, in der sie beschwipst ihr komödiantisches Talent unter Beweis stellt, bis zur Schlussmoritat, in der Périchole gemeinsam mit ihrem Geliebten ergreifende Krokodilstränen vergießt.

Aber bei allem Humor und pointenreichen Überzeichnen ist "La Périchole" nicht zuletzt ein politisches Stück. Kritik an Macht, Herrschaft und Korruption ist das Thema, das Offenbach anders als seine Vorgänger in der Operngeschichte anlegt. Während in den früheren Opern von Händel und Mozart die fehlgeleiteten Herrscher durch Selbsterkenntnis zur Einsicht ihres Fehlverhaltens kommen, lässt der Vizekönig von Peru das Liebespaar erst ziehen, nachdem es ihn im Schlusscouplet mit dem "milden Kaiser Augustus" verglichen und seiner Eitelkeit geschmeichelt hat.

Nikolaus Habjan führt Regie

Nikolaus Habjan, als scharfer politischer Beobachter bekannt, wird diese Oper inszenieren: "Ohne das Stück verändern zu wollen, möchte ich mit 'La Périchole' unsere aktuelle politische Situation reflektieren. Das Werk wurde als große und aktuelle Satire verfasst, und ich versuche, soweit es möglich ist, diesen Gedanken aufrechtzuerhalten."

Musikalisch leitet Jordan de Souza das RSO Wien in dieser Produktion. Der kanadische Dirigent hat trotz seiner Jugend bereits umfangreiche Erfahrung im Operngenre gesammelt und ist derzeit als erster Kapellmeister an der Komischen Oper Berlin tätig.

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