Seen in einem Wald.

ORF/ISABELLE ORSINI ROSENBERG

Dimensionen

Wald und Wasser: Eine nachhaltige Symbiose

Wald und Wasser gehören zusammen. Einerseits benötigen Bäume Wasser, um wachsen zu können. Andererseits nimmt der Waldboden Niederschläge auf, filtert und speichern sie, kühlt die Umgebung und gibt Feuchtigkeit ab. Durch Windverfrachtung von Feuchtigkeit können Wälder den Wasserkreislauf sogar über ihren Standort hinaus beeinflussen und trotzen so der Klimaerwärmung.

Wälder spielen in der aktuellen Klimapolitik häufig eine Rolle als CO2 -Speicher. Falsch umgesetzte Aufforstung für den Klimaschutz könnte jedoch zu Problemen bei der lokalen Wasserversorgung führen, mahnen die Mitglieder des internationalen Waldforschungsnetzwerkes IUFRO. Denn einerseits sind Wälder selbst vom Klimawandel betroffen - durch vermehrte Stürme, Dürreperioden, Lawinen und Erdrutsche infolge von Extremniederschlägen und die Massenvermehrung von Schädlingen.

Andererseits benötigen Bäume Wasser für ihr Wachstum, und „fremde“, also nicht an einen Standort angepasste Baumarten können den Wasserhaushalt beeinträchtigen und damit zu Wassermangel in angrenzenden Ökosystemen oder Flüssen führen.

Empfehlungen für das Management eines Waldes

Was also tun? „Wir brauchen einen systemischen Ansatz für die Beziehungen zwischen Klima, Wald, Wasser und Mensch, der die hydrologischen Prozesse und ihre Wechselwirkungen auf allen Ebenen berücksichtigt“, schreiben die Waldforscher:innen in ihrem Report Forest and Water on a Changing Planet: Vulnerability, Adaptation and Governance Opportunities".

Für diesen Ansatz seien einerseits mehr Forschung und mehr Daten nötig, um die je nach Geografie, Klima, Baumarten-Zusammensetzung und Nutzung unterschiedlichen Zusammenhänge zwischen Wald und Wasser erkennen und verstehen zu können. Aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen und Daten müssen dann Empfehlungen für das Management eines Waldes bzw. von Wäldern konkreter Regionen oder Klimazonen erstellt werden.

Klima, Wald und Wasser

Dabei darf nicht auf die lokale Bevölkerung vergessen werden, die den Wald nutzen will oder muss. Indigene und vulnerable Gruppen, die oft viel über ihren Wald wissen und ihn zum Überleben benötigen, sind als Erste von Missmanagement, Raubbau und Waldzerstörung betroffen. Die komplexen Interaktionen von Ökosystemen und das Zusammenspiel von Wald und Wasserhaushalt müssen der Forstwirtschaft, der Politik und der Bevölkerung verständlich vermittelt werden, um eine nachhaltige Bewirtschaftung und Nutzung des Waldes zu erreichen.

Es gebe eine klare politische Lücke in der Beziehung zwischen Klima, Wald und Wasser, die darauf warte, geschlossen zu werden, heißt es im IUFRO-Report Forest and Water on a Changing Planet: Vulnerability, Adaptation and Governance Opportunities: „Die Beziehungen zwischen Wald und Wasser verdienen mindestens ebenso viel politische Aufmerksamkeit, von der lokalen bis zur globalen Ebene, wie die Beziehungen zwischen Wald und Kohlenstoff.“

Sensible Bewirtschaftung

Ein Beispiel für eine Forstwirtschaft im Dienste einer nachhaltigen Wasserversorgung ist das Quellenschutzgebiet der Stadt Wien im Rax-, Schneeberg- und Hochschwabgebiet: Pflegemaßnahmen erfolgen kleinflächig, der Boden wird bei Forstarbeiten geschont, Nadelstreu und abgestorbene Bäume verbleiben im Wald, der Wildbestand wird auf einem verträglichen Maß gehalten, Fichtenmonokulturen werden schrittweise in laubholzreiche Mischwälder umgewandelt.

Trotz der sensiblen Bewirtschaftung kam es im Oktober 2021 jedoch zu einem 13 Tage dauernden Waldbrand im Höllental, der aller Wahrscheinlichkeit nach von Waldbesuchern verursacht worden war. Lange Trockenperioden, die durch den Klimawandel häufiger werden, erhöhen die Brandgefahr in den Wäldern.

Service

Forest and Water on a Changing Planet: Vulnerability, Adaptation and Governance Opportunities

Gestaltung

  • Sonja Bettel