APA/HANS PUNZ
Matrix
Jagd auf den König des Darknets
Vor zehn Jahren, 2013, endet der wohl größte Cyber-Kriminalfall des letzten Jahrzehnts. FBI-Beamte verhaften einen jungen Mann namens Ross Ulbricht. Unter dem Pseudonym "Dread Pirate Roberts" orchestrierte der Texaner den seinerzeit verruchtesten virtuellen Schwarzmarkt, Silk Road.
23. April 2023, 02:00
GEMEINFREI
Ross Ulbricht
In den Tiefen des Darknets, verborgen hinter verschlüsselten Verbindungen und Pseudonymen, entstand im Jahr 2011 eine ungewöhnliche Plattform, die alle gesetzlichen und moralischen Grenzen sprengte: Silk Road. Ein Ort, an dem illegaler Handel mit Drogen, Waffen und anderen verbotenen Waren und Dienstleistungen im Verborgenen florierte, unter dem Schutz des Anonymisierungsdienstes „Tor“, orchestriert vom Gründer „Dread Pirate Roberts“, dessen wahre Identität jahrelang ein Mysterium blieb.
Operation „Onion Peeler“
Doch Chris Tarbell, ein erfahrener FBI-Agent, hatte sich entschlossen, dem Mysterium von Silk Road und „Dread Pirate Roberts“ auf den Grund zu gehen. Ebenfalls 2011 startete er die FBI-Operation „Onion Peeler“ - eine Referenz auf „the onion router“, wie der Dienst auch genannt wird. Das Netzwerk von virtuellen Tunneln ermöglicht es Nutzerinnen und Nutzern, ihre IP-Adressen und ihren Standort zu verschleiern und so ihre Identität und Aktivitäten zu schützen. Wie viele andere Seiten im Darknet verwendete auch Silk Road den Anonymisierungsdienst; Eine Schutzschicht, die Tarbell und sein Team mit allen Mitteln durchbrechen mussten.
In den folgenden Monaten sammelten und analysierten die Beamten Daten, durchsuchten Server in Europa und den USA und identifizierten einige Lieferanten, die Waren auf dem Marktplatz verkauft hatten. Der entscheidende Durchbruch kam 2013, als es ihnen gelang, die IP-Adresse eines Servers in Island zu identifizieren, auf dem Silk Road gehostet wurde. Mithilfe der isländischen Behörden erhielten die FBI-Beamten eine Kopie der Server-Daten und fanden darüber einen zweiten Server in einem kleinen Rechenzentrum im Norden der USA. Betrieben von einem Mann namens Ross Ulbricht.
Die Verhaftung von „Dread Pirate Roberts“
Um sicherzustellen, dass es sich bei Ulbricht tatsächlich um „Dread Pirate Roberts“, den Administrator des berüchtigten Online-Marktplatzes Silk Road handelt, wurde der Laptop, den der Texaner immer bei sich hatte, zur Priorität. Den Beamten musste es um jeden Preis gelingen, dass Ulbricht bei seiner Verhaftung seinen Laptop bei sich hatte und dieser auch geöffnet war, um die Beweise zu sichern, die sie brauchten, um ihn zu überführen.
Nach zwei Tagen der Beschattung schlugen die FBI-Beamten am 1. Oktober 2013 zu. Ulbricht hatte sich in eine öffentliche Bibliothek in San Francisco zurückgezogen und arbeitete an seinem Laptop, als die Falle des FBI zuschnappte. Durch die Beweise, die man auf dem Laptop fand, wurde Ulbricht unter anderem wegen Drogenhandel, Geldwäsche und Auftragsmord zu lebenslanger Haft, ohne Möglichkeit auf Bewährung verurteilt.
Für die Behörden ein Meilenstein im Kampf gegen Online-Verbrechen. Womit sie allerdings nicht gerechnet hatten, war, dass kurz darauf Nachfolgeplattformen wie Silk Road 2 und Silk Road 3 entstanden, die das Vakuum füllten, das durch die Schließung des ursprünglichen Marktplatzes entstanden war. Aber das ist eine andere Geschichte.
Gestaltung
- Sarah Kriesche