Jörg Schneider (Iro / L'umana fragilità 2), Robert Bartneck (Eumete) und Georg Nigl (Ulisse)

WIENER STAATSOPER/MICHAEL PÖHN

Monteverdi

"Il ritorno d’Ulisse" an der Staatsoper

20 Jahre irrte Odysseus bekanntlich nach dem trojanischen Krieg über die Meere, bevor er schlussendlich zu Hause ankam. Diese denkbar holprige Ankunft verarbeitete Claudio Monteverdi in seiner Oper "Il ritorno d’Ulisse in patria", die am Sonntag an der Wiener Staatsoper Premiere hat - Ö1 überträgt live ab 18:15 Uhr. Die Inszenierung des Regieduos Jossi Wieler und Sergio Morabito bildet den Abschluss der aktuellen Monteverdi-Trilogie am Haus, zum dritten Mal mit dabei ist der Concentus Musicus unter Pablo Heras-Casado.

Mit Georg Nigl (Ulisse), Kate Lindsey (Penelope), Josh Lovell (Telemaco), Hiroshi Amako (Eurimaco/Anfinomo), Jörg Schneider (Ira/l'umana fragilità), Helene Schneidermann (Ericlea/l'umana fragilita). Concentus Musicus Wien; Dirigent: Pablo Heras-Casado

Wenn der Ehemann 20 Jahre ausbleibt, darf er sich nicht wundern, dass ihm bei der Rückkehr Argwohn statt stürmischer Begeisterung entgegenprallt und die Gattin etwas länger braucht, um ihn wieder- und anzuerkennen - dreieinhalb Stunden, um genau zu sein.

So lange dauert es zumindest bei Monteverdi, bis Kate Lindsey als Penelope nach vielen Klagen, Diskussionen und Überredungsversuchen endlich zart und zärtlich "ja" sagt.

Im Warteraum der Weberin

Eine Herausforderung in mehrfacher Hinsicht, meint der Dirigent Pablo Heras Casado: "Die größte Herausforderung ist, an einem so großen Haus eine so lange Oper aufzuführen, die rein auf Text und Gesangslinien basiert und nur ganz subtil von Instrumenten begleitet wird, vor allem vom Basso Continuo."

Bühnenbildnerin Anna Viebrock hat für die Wartezeit eine Fülle von Sitzgelegenheiten bereitgestellt, die als Labyrinth um Penelopes Webstuhl kreisen: von der Tribüne über ein Zugabteil bis zur kleinen Spelunke, wo Odysseus als Bettler verkleidet einkehrt, während Penelope mit einem ihrer Verehrer am Nebentisch Platz nimmt. Schon beginnt ein gefinkeltes Spiel rund um ahnungsvolle Blicke und verdeckte Beobachtungen.

Kate Lindsey (Penelope) und Georg Nigl (Ulisse)

WIENER STAATSOPER/MICHAEL PÖHN

Kate Lindsey (Penelope) und Georg Nigl (Ulisse)

Auf den ersten Blick durchschaut

Sergio Morabito: "Im Epos ist Penelope einfach nur die Ikone der treu wartenden Ehefrau, über die letztlich von Männern verfügt wird. Das ist in der Oper ganz anders und wir haben auch versucht, ihr ihre Souveränität zurückzugeben, nicht zuletzt dadurch, dass sie auf den ersten Blick erkennt, wer der Bettler ist und ihn sofort durchschaut und von da an die Regie übernimmt."

Das 1640 uraufgeführte Werk markiert musikalisch den Übergang von der Renaissance zum Barock und gesellschaftlich von der Hof- zur Volksoper, erklärt Heras-Casado: "Diese Oper gehörte zu den ersten öffentlichen Theaterereignissen. Entsprechend experimentierte Monteverdi mit verschiedenen Stilen und Formen, um das Publikum bei Laune zu halten. Und er perfektioniert die damalige Gepflogenheit, dass die Gesangsstimmen Instrumente imitieren und umgekehrt. Es ist also ein konstanter Wechsel von Stil, Sprache und Charakter."

Verstockte Fremdheit statt heroischer Freudentaumelei

Dass Georg Nigl nicht als Held, sondern als geläuterter und von den Göttern geprüfter Odysseus zurückkommt, offenbart nicht nur sein struppiges Äußeres. Auch das sei schon in die Oper eingeschrieben, meint Jossi Wieler: "Monteverdi ging es vor allem um die Heimkehr und die Entfremdung zwischen den Eheleuten, aber auch zwischen Odysseus und seinem Sohn."

Umso überzeugender wirkt die finale Wiedervereinigung, die sich bei Lindsey und Nigl nur in einer vorsichtigen Berührung der Fingerspitzen äußert.

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