Ast mit grünen Blättern

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Radiokolleg | 11 04 2023 - 13 04 2023

Der Öko-Ablasshandel

Von Co2-Zertifikaten, Climate-Bonds und Green Washing.

Wie sauber ist Green-Washing?

Unternehmen wie Länder werben sehr gerne mit dem Slogan "klimaneutral". Fast hat man den Eindruck, "klimaneutral" sei die neue "Unschuldsvermutung". Denn auch bei dem Begriff "Klimaneutralität" kommt es darauf an, wer diesen, wann und in welchem Zusammenhang gebraucht. Auf diversen Klimakonferenzen setzen sich Fachleute für eine Klimaneutralität im Sinne eines nachhaltigen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems ein. Weltweit interpretieren Staaten dieses Ziel und vor allem dessen Umsetzung dann allerdings unterschiedlich. Das gilt auch für Unternehmen. Noch schwammiger wird es bei dem Begriff "grün". Hier geht die, nennen wir es mal: "kreative Auslegung" so weit, dass sich ein eigenes Wort für die missbräuchliche Verwendung herausgebildet hat: Green-Washing.

Wie viel Wert haben Co2- Zertifikate

Seit 2005 existiert in der EU ein Emissionshandel. Das Ziel: Die 27 Mitgliedsländer sollen bis 2050 klimaneutral wirtschaften. Doch was bedeutet eigentlich "klimaneutral"?
Grob zusammengefasst funktioniert das System folgendermaßen: Die EU bestimmt eine gewisse Menge an CO2-Tonnen, die innerhalb eines Zeitraums ausgestoßen werden darf und vergibt dafür sogenannte "Emissionsrechte". Diese Emissionsrechte können dann beispielsweise von Produktionsstätten und Unternehmen gekauft, aber auch verkauft werden. Je nachdem, wie viele solcher Zertifikate man (noch) besitzt, darf Treibhausgas ausgestoßen werden. Gleichzeitig können Betriebe, die einen klimafreundlichen Umstieg forcieren, auch Zertifikate anbieten. So soll emissionsintensives Wirtschaften teurer und Investments in sogenannte "saubere Technologien" attraktiver werden.

Wie viel "Green" steckt in "Climate Bonds"?

"Wer Geld in Green Bonds investiert, schont damit die Umwelt und rettet das Klima!" Mit derlei Sprüchen umwerben Finanzinstitutionen, Banken und Börsen potentielle Anlegerinnen und Anleger. Das Versprechen: wenn man sein Geld in "Green Bonds" - auch "Climate Bonds" genannt - investiert, fördert man dadurch nachhaltige Projekte und hat seine Finanzen zusätzlich in einen zukunftsträchtigen Bereich gesteckt. Das kann durchaus sinnvoll und auch im Sinne des Klimaschutzes sein. Entscheidend ist dabei das Wie. Wie wird es umgesetzt, wie nachhaltig ist es tatsächlich und wie wird es kontrolliert. Es gibt immer wieder Projekte, die zwar "green" heißen, aber dem Umweltschutz dann doch nicht so grün sind. Es gibt kein Gütesiegel und auch keine einheitlichen Standards.

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