Brendan Fraser in "The Whale"

PANDA FILMVERLEIH

Kino

Brendan Fraser in "The Whale"

"The Whale" lautet der Titel eines Theaterstücks des US-amerikanischen Dramatikers Samuel D. Hunter aus dem Jahr 2012. Ein Titel, der sich einerseits auf den berühmten Roman "Moby Dick" bezieht, andererseits aber auch eine Anspielung auf die enorme Körperfülle der Hauptfigur, eines Englischlehrers ist, der versucht mit seiner Vergangenheit ins Reine zu kommen. Nun hat der US-amerikanische Regisseur Darren Aronofsky das Stück verfilmt. Hauptdarsteller Brendan Fraser wurde heuer für seine Leistung mit einem Oscar ausgezeichnet.

Brendan Fraser im Gesrpäch über Empathie, Kapitän Ahab und Versöhnung

238 zu 134! Der Blutdruck von Charlie (Brendan Fraser) ist besorgniserregend, genauso sein Körpergewicht von 270 Kilo. Der Herzinfarkt schaut ihm also permanent über die Schulter, meistens sitzt der Englischlehrer aus Idaho auf seinem Wohnzimmersofa. Ein Telefon, das zu Boden fällt, wird zu einer körperlichen Herausforderung.

Charlie trägt schwer an seiner Vergangenheit: Zuerst hat er seine Familie für einen neuen Lebenspartner verlassen, dann ist dieser gestorben. Massenhaft Schokoriegel, Riesenpizza stets mit Sonderbelag und gebackenes Huhn aus dem Kartonkübel wurden zur alltäglichen Therapie.

Vorsätzliche Gemeinheit

"Charlies Übergewicht ist der Ausdruck seiner seelischen Verletzung, die er mit übermäßigem Essen zu behandeln versucht", meint Hauptdarsteller Brendan Fraser. In einer Mischung aus Reue, Interesse, Wiedergutmachung und - trotz aller Versäumnisse - echter Liebe, sucht Charlie Kontakt zu seiner nunmehr 17-jährigen Tochter. Vorerst mit mäßigem Erfolg.

Ellie (Sadie Sink) neigt sogar zur vorsätzlichen Gemeinheit ihrem Vater gegenüber. Ohnehin ist ihr Weltbild ziemlich trüb: "Menschen sind Arschlöcher."

Brendan Fraser

APA/EVA MANHART

Außenseiterfiguren

Rund um Charlie gruppiert Regisseur Darren Aronofsky Außenseiterfiguren im Kampf mit ihrer sozialen Umwelt und sich selbst: vom wütenden Teenager über einen zwielichtigen Haustürmissionar, Charlies Ex-Frau, eine Trinkerin, bis hin zur ruppig-liebenswerten Krankenschwester Liz, die Charlie medizinisch aber auch als Freundin beisteht. "Allesamt Figuren, die sich mit Zynismus ihrem Schicksal hingeben, gerade das brauchen wir jetzt aber nicht", so Regisseur Darren Arronofsky.

Der Mensch ist gut

Und so ist es gerade Charlie, der in seinem unerschütterlichen Glauben an das Gute einem fast märchenhaften Humanismus huldigt, kein Selbstmitleid, keine Scham vor dem, was er sich selbst angetan hat, keine Respektlosigkeit seiner Tochter kann ihn dabei aufhalten. Erlösung und Wahrhaftigkeit gibt es aber nicht ohne Herzschmerz, und das nicht nur weil Charlie rein körperlich schon die besten Voraussetzungen dafür hat.