Höhle, Rhodopen-Gebirge

ORF/MATTHIAS HAYDN

Bulgarien

Auf dem Weg in die Unterwelt

Mit "Ambiente" zur Teufelsrachenhöhle im Rhodopen-Gebirge in Bulgarien

Wanderung durch die Rhodopen

ORF/MATTHIAS HAYDN

Der Eingang erinnert an einen Bunker. Eine schmucklose Stahltür verhindert den freien Zugang in die Teufelsrachenhöhle. Wären da nicht kleine Souvenirstände und ein Imbissladen, würde man das versteckte Tor leicht übersehen. Ein Wärter öffnet schließlich die schwere Tür und lässt die Wandergruppe ins Innere. Zunächst geht es durch einen langen Stollen. Die Wände sind betoniert, es tropft von der Decke. Am Ende des Schachts erreicht man eine in die Felsen geschlagene Treppe, die in eine finstere Schlucht hinunterführt.

Ein unheimliches Rauschen wird mit jeder Stufe lauter. Den Lärm erzeugt ein unterirdischer Wasserfall. Am Ende der Stiege steht man in einem riesigen, vom Wasser ausgespülten Saal im Berginneren. Ein Geländer schützt vor einem Sturz in die Fluten. Das Gedröhne ist hier ohrenbetäubend. Die Lichter gehen an und setzen den "Teufelsschlund" beeindruckend in Szene. 42 Meter stürzen die Wassermassen vor den staunenden Besuchern und Besucherinnen aus der Garloto, der Gurgel, in die Tiefe und sammeln sich im Dröhnenden Saal. Es ist der höchste unterirdische Wasserfall auf der Balkanhalbinsel, erfährt man.

Zerklüftete Höhle

Die Grotte befindet sich in den Rhodopen, einem Rumpfgebirge im Süden Bulgariens. In der dicht bewaldeten Karstlandschaft gibt es tiefe Schluchten, beeindruckende Felsformationen wie die Wunderbaren Brücken und eben auch unzählige Höhlen. Der Dyavolsko Garlo, der Teufelsschlund, ist eine besonders zerklüftete und verzweigte Höhle. Das Wasser verschwindet wenige Meter, nachdem es den Dröhnenden Saal durchflossen hat, wieder im Gestein.

Bis heute ist nicht erforscht, welche Wege sich das Wasser durch die Felsen sucht, und auch sonst sind noch viele Höhlenrätsel ungelöst. Seit jeher wurden deshalb Legenden rund um den Teufelsschlund erzählt. In der Antike hielt man die Höhle für einen Zugang zur Unterwelt. Orpheus etwa soll sie todesmutig hinabgestiegen sein, um seine von einer Schlange getötete Eurydike aus der Unterwelt zurückzuholen. Sein Gesang und sein betörendes Spiel auf der Lyra haben den Gott der Unterwelt, Hades, offenbar dazu bewogen zuzustimmen, dass der Sänger aus Thrakien seine Geliebte ausnahmsweise zurückbekommt. Die einzige Bedingung: Auf dem Weg zurück in die Oberwelt dürfe er sich nicht nach ihr umdrehen.

Brunnen der Erinnerung

Bis zum Dröhnenden Saal ging alles gut, als sie diesen jedoch durchschritten, hörte der Barde wegen des lauten Getöses des Wasserfalls die Schritte seiner Geliebten nicht mehr. Orpheus drehte sich um und verlor seine Muse für immer an die Unterwelt. Ein Brunnen, der sich an ebenjener Stelle befinden soll, erinnert die Besucherinnen und Besucher bis heute an das Drama, bevor sie selbst die 301 Stufen zurück ans Tageslicht in Angriff nehmen.

Gestaltung

  • Matthias Haydn