Moby, Ausschnitt des Covers, Resound NYC

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Mobys "Resound NYC"

Es gibt eine Folge der stets beliebten New York Serie "Friends", da machen sich die Freunde auf die Suche nach dem Popstar Moby, dem sie vermeintlich auf der Straße begegnet sind. Nur ein Sinnbild dafür, wie wichtig und allgegenwärtig Richard Melville Hall - alias Moby - in den Jahren rund um die Jahrtausendwende war. Vor fast genau zwei Jahren veröffentlichte Moby mit "Reprise" sein erstes Album; nun legt er mit "Resound NYC" nach. Diesmal interpretiert der 57-Jährige Songs aus seiner New Yorker Zeit.

Ein dünn klingendes Piano leitet Mobys "In My Heart" im Original ein. 21 Jahre später setzt der Musiker auf ein sattes und elegisches Intro. Zusätzliche Tiefe erhält das Stück auf Mobys 20. Studioalbum "Resound NYC" durch die Intensität des Gesanges von Gastmusiker Gregory Porter. Die Eröffnungsnummer deutet schon an, wohin die Reise dieses Albums gehen wird.

Moby im Gespräch über seine besondere Beziehung zum Big Apple und über ein traumatisches Geburtstagsfest mit Bruce Willis und Ben Stiller.

Ich muss nichts mehr verkaufen

Mit über 20 Millionen verkauften Alben kann sich Moby längst zurücklehnen. Wenn ihm danach ist veröffentlicht der 57-Jährige über Nacht ein Ambient Album wie vergangenen Jänner oder dreht einen Film ab über Punk, Tierrechte und Veganismus. "Ich gehe nicht mehr auf Tour, ich muss auch nichts mehr verkaufen", meint Moby. "Gut, dieses Album wird es natürlich zu kaufen geben, aber ich muss heute nicht mehr strategisch denken und meine Karriere planen." "Resound NYC" darf also als Herzensangelegenheit begriffen werden.

Die Vitalität mit der Moby seine teils ausgebleichten Aufnahmen neu koloriert ist erstaunlich. "South Side" vom Erfolgsalbum "Play" aus dem Jahr 1999 verwandelt er in groovigen 70er-Funk, mit lasziven Bläsern, die den Punch verstärken. Am Mikrofon ist Kaiser-Chiefs-Sänger Ricky Wilson.

In New York geboren und zum Superstar geworden

"Am Anfang wollte ich nur Teil dieser Downtown-Kunstszene werden und dachte, das würde mich glücklich machen", erinnert sich Moby. "Das tat es auch, aber eben nur eine Zeit lang. Als ich dann älter wurde dachte ich, wenn ich nur ein schönes Apartment in der Upper West Side beim Central Park haben könnte, dann bin ich wirklich zufrieden. Aber ich war es nicht. Das liegt in der Natur des Lebens, anzunehmen irgendetwas würde uns glücklich machen." Heute lebt der Musiker in Los Angeles.

Moby, Albumcover

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"Resound NYC" ist auch Erinnerungsarbeit. 1978 als 13-Jähriger über den Times Square zu gehen und eine wilde Mixtur aus Punk, Reggae, Hip-Hop und Disco zu hören, prägten ihn und sein, laut Eigendefinition "seltsam breit gefächerten Musikverständnis". "Ich fuhr in die Stadt und stieg bei der Grand Central Station aus - und die war damals noch richtig gefährlich. Messerstechereien, Schießereien, Drogen. Ziemlich beängstigend, aber auch ziemlich spannend", so Moby.

90er-Jahre-Romantik

Die Gefahr, die Neunziger in New York zu romantisieren sieht Moby nicht. "Wir glaubten damals zum Beispiel, dass das Internet, Harmonie bringen und Bildung und Wahrheit befördern würde. Ein kurzer Blick ins Netz macht klar: Das ist nicht wirklich passiert. In den 90ern sah es auch kurz so aus, als könnte Russland der EU beitreten. China setzte demokratische Reformen um, der Klimawandel war bloß eine Idee. Es gab also begründete Annahme, optimistisch zu sein."

Erfreulich ist, dass Moby auf "Resound NYC" kein Stück in den Orchesterfrack zwängt, nur weil er es könnte. Was im Original mit Zerbrechlichkeit und leisen Tönen spielt, wird hier ebenfalls gedämpft und still inszeniert. Songs mit Hang zum Breitwand-Sound, werden auch hier entsprechend orchestriert. Lieder wie "In This World" etwa, aufgenommen mit Marisha Wallace, profitieren von einer klaren, hochauflösenden Neudeutung mit Orchester.

"Resound NYC" mag wie ein selbstverliebtes Ego-Projekt anmuten. Dabei richtet das Album den Scheinwerfer auf einen höchst talentierten Songwriter. Moby schrieb nämlich nicht nur zur richtigen Zeit die richtige Musik, sondern schlicht zeitlos gute Songs. Egal in welcher Montur.

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