Felix Kramer

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Premiere

Felix Kramer im ersten Ö1 Hauskonzert

"Oh wie schön das Leben is" - Song-Premiere in der der Ö1 Musikredaktion.

Es war ein besonderer Moment: Das erste Ö1 Hauskonzert in der Musikredaktion des neuen ORF Mediencampus. Man will es sich ja schön machen in einem neuen Zuhause. Geholfen hat uns dabei Felix Kramer Mitte April bei der Premiere dieses neuen Konzertformats, das wir uns beim US-Sender NPR ("Tiny Desk Concerts") abgeschaut haben. Kramer spielte solo, drei verschiedene Gitarren hatte er dafür auf den Küniglberg getragen.

Felix Kramer im Ö1 Pavillon am ORF Campus

Back to the roots

Für Felix Kramer war es ein Schritt back to the roots, denn genau so wurden seine ersten Songs im Internet publiziert: Gesang, begleitet von Gitarre. Das hat so wunderbar funktioniert, weil Felix Kramer ein klassisch ausgebildeter Musiker auf der akustischen Gitarre ist. Mit seiner ruhigen, souveränen Art des Spiels und dem Song "Ich bleib sitzen" hatte Kramer das Ö1 Publikum, das zwischen den Schreibtischen in der Redaktion verteilt stand, sofort auf seiner Seite.

Und genau so, als Solo-Act, haben wir Felix Kramer vor sechs Jahren auch für die "Spielräume" entdeckt und für eine erste Aufnahmesession eingeladen. Inzwischen ist viel passiert: Felix Kramer ist beim Label Phat Penguin Records unter den Fittichen von Ex-Universal-Chef Hannes Eder, das dritte Album erscheint am Freitag. Dabei ist aus einem Solo-Projekt von Felix Pöchhacker alias Felix Kramer ein Bandprojekt mit ausgetüfteltem Sound geworden.

Kramer pfeift drauf...

Für das Ö1 Hauskonzert hat Felix Kramer die neuen Songs, die für diese Band entstanden sind, in die Solo-Gitarren-Klangsprache seiner Anfänge rückübersetzt. Für die wunderbaren Instrumentalsoli vom neuen Album hat er hier gezwungenermaßen aufs Pfeifen zurückgegriffen. Radio und Pfeifen, das gehört für Felix Kramer zusammen, hat er der versammelten Ö1 Redaktion erzählt. Das hat mit einer Sendung zu tun, die man einmal im Radio gehört hat, als er etwa sieben Jahre alt war. Vor dem Radiogerät ist er mit seinem Bruder und seiner Mutter gesessen, einer Hobby-Gitarristin. Von ihr hat er auch den Nachnamen Kramer geborgt.

"Wir haben Ö1 gehört und da war so eine Kunstpfeiferin", erinnert sich Felix Kramer. "Die hat so ur cool gepfiffen. Und meine Mutter hat gesagt: Jetzt hört euch das mal an! Wir wollen euch auch mal auf Ö1 hören. Aber nicht mit pfeifen!" Dass er auch virtuos pfeifen kann, beweist Kramer im Video mit dem Lied "Sie" vom neuen Album "Oh wie schön das Leben is". Ein Lied über die "Karotte des kapitalistischen Systems, der wir hinterherjagen", wie Felix Kramer sagt.

Die Stärke der Alltagsbeobachtung

In den Liedern von Felix Kramer gibt es oft ein Gegenüber, das angesprochen wird. Mit dem Neuen Album macht er auch ein paar Schritte weg von einem – wenn auch fiktiven - Ich. Umso stärker wirken seine Alltagsbeobachtungen, für die Felix Kramer eine große Gabe hat. Nicht die einzige Gabe: Bis vor kurzem hat Felix Kramer als Felix Pöchhacker bei Spezialensembles für neue Musik wie dem Ensemble Phace und dem Black Page Orchestra mitgewirkt. Er studiert Filmmusik und ist bald selbst auf der Leinwand als Schauspieler zu sehen.

Das alles grenzt er aber ganz klar voneinander ab. Das spricht für seine klare künstlerische Vision. So setzt er auch seine Stimme für das Projekt Felix Kramer ganz bewusst in dieser halb gesprochenen, halb gesungen Art ein. Wladimir Wyssozki und Wolf Biermann lassen sich hier als Referenzpunkte anführen. Felix Kramer kann aber auch anders: Er ist als Sänger ein grandioser Elvis-Imitator. Seine Fangemeinde erfreut er immer wieder auf Instagram mit der einen oder anderen Coverversion.

Felix Kramer selbst ist zuletzt durch Krisen gegangen, auch durch die finanzielle Unsicherheit der Corona-Zeit, die die Veröffentlichung seines zweiten Albums überschattet hat. Und er hat letztes Jahr seine Bisexualität öffentlich gemacht, sich bewusst von Zwängen befreit. Das spiegelt sich in der musikalischen Buntheit dieses Albums wider. Dafür steht die Schluss- und Titelnummer "Oh wie schön das Leben is". Für das Ö1 Hauskonzert spielte Felix Kramer auf der E-Gitarre eine raue Solo-Version dieses Songs.