Cie. Marie Chouinard (CA) "M", tanzende Menschen

SYLVIE-ANN PARÉ

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ImPulsTanz ist 40

"Back to the roots" heißt es in diesem Jahr für das ImPulsTanz Festival - denn in der 40. Ausgabe kehrt man mit dem Workshop-Programm an den Ursprungsort des Festivals - die Schmelz - zurück.

Dem US-amerikanischen Tänzer und Choreografen Trajal Harrell ist eine Personale gewidmet. Zu sehen sind "Monkey off my back or the Cat’s Meow", "Köln Concert" und "Maggie the Cat". In seinen Arbeiten treffen Referenzen aus der Geschichte der USA, Elemente des postmodernen Tanzes, Mode und die mehrheitlich schwule und schwarze Ballroom-Szene in Harlem aufeinander.

Mit zwei österreichischen Erstaufführungen ist die renommierte französische Choreografin und Tänzerin Mathilde Monnier zu Gast: in "Défilé pour 27 chaussures" ist sie selbst als Tänzerin zu erleben und im Gruppenstück "Black Lights", das Gewalt an Frauen zum Thema hat. Die Arbeit wurde im Juni in Montpellier uraufgeführt.

Seit 2013 kann man Tanz bei ImPulsTanz nicht nur auf tradierten Bühnen und in Theatern erleben, sondern auch in Museen und Ausstellungsräumen der Stadt. Denn seit damals gibt es eine anhaltende Kooperation mit Häusern wie dem Weltmuseum, dem Mumok oder dem Leopoldmuseum.

Eine Monteverdi-Komposition trifft auf moderne Electropop-Klänge, die Anfänge der Oper zeitgenössisches Tanztheater: Der junge belgische Regisseur Benjamin Abel Meirhaeghe wandelt in seiner Produktion „Madrigals“ an der Schnittstelle zwischen Theater, Oper und Tanz - mit einer Prise Pop.

Seit mehr als 20 Jahren gehört die Nachwuchsreihe „8:tension“ zum Programm des ImPulsTanz Festivals. Junge beziehungsweise angehende Choreografinnen und Choreografen präsentieren hier ihre Arbeiten, für manche ist es das erste Mal, dass sie ein eigenes Stück vor einem Festivalpublikum präsentieren.

"Fase - Four Movements to the Music of Steve Reich" - das wegweisende Stück von 1982 war schon einmal in seiner ursprünglichen Besetzung mit Anne Teresa De Keersmaeker selbst bei ImPulsTanz zu sehen. Über 20 Jahre später kehrt es in neuer Besetzung als "ImPulsTanz Classic" zum Festival zurück.

Lucinda Childs & MP3 Dance Project (US/IT) distant figure Part I: Description

Lucinda Childs & MP3 Dance Project (US/IT) distant figure Part I: Description

PHILIP GLASS/YAKO.ONE

Doppelabend mit einer Uraufführung und einer österreichischen Erstaufführung: Die 83-jährige Ikone des postmodernen Tanzes Lucinda Childs tritt mit einem Monolog der Autorin Susan Sontag auf, darauf folgt eine neue Choreografie für MP3 Dance Project zu Etüden von Philipp Glass.

Wut und Protest gegen das Bestehende kennzeichnet auf ganz eigene Weise auch die Kunst der kanadischen Musikerin "Peaches". Freitagbend tritt die ikonische feministische Künstlerin beim Impulstanz-Festival auf, wir haben mit ihr gesprochen.

Mit den Workshops hat beim ImPulsTanz alles angefangen, denn entstanden ist das Festival aus einer kleinen Workshop-Reihe im Sommer 1984. Damals waren sechs Dozentinnen und Dozenten auf der Schmelz bei den damals sogenannten "Internationalen Tanzwochen". Über 200 Kurse sind es in diesem Jahr, von klassischem Ballett über Hip-Hop hinzu diversen Contemporary und Modern Dance.

Voguing auf dem Dach eines Hauses in einer verlassenen Stadt, Pole Dance unter Wasser, raffinierte Gruppenchoreografien in Cowboyboots, zahlreiche Referenzen an die Popgeschichte - das und noch viel mehr präsentiert das Impulstanzfestival in seinem Musikvideoprogramm im österreichischen Filmmuseum. Zu sehen sind Videos mit Tanz-Schwerpunkt sowie die Musikvideo-Reihe der diesjährigen "Vienna International Shorts".

Es ist eines der Geburtstagsgeschenke zum 40. Jubiläum des Festivals ist die Uraufführung von "Billy’s Joy" der belgischen Theatergruppe needcompany rund um Jan Lauwers. Das Stück basiert auf der Idee, alle Komödien von Shakespeare in einen Theaterabend zu verpacken - wie schon zuvor bei "Billy’s Violence", das sich mit den Tragödien Shakespeares befasste. Entstanden ist eine neue, tragikomische Arbeit zwischen Theater, Tanz und Performance.

"Billy's Joy", Needcompany (BE)

Billy's Joy

VIBE STALPAERT

more than naked - 10th anniversary ImPulsTanz Classic

more than naked

BERNHARD MÜLLER

1984 dort von Karl Regensburger und Ismael Ivo als Internationale Tanzwochen ins Leben gerufen, ist die einstige Workshop-Reihe zum größten Festival für zeitgenössischen Tanz in Europa angewachsen. Zum Jubiläum wartet ein Wiedersehen mit vielen bekannten Gesichtern und internationalen Tanzgrößen wie Anne Teresa De Keersmaeker, Lucinda Childs oder Jerome Bel und heimischen Kompagnien wie Liquid Loft. Aber das umfassende Performance-Programm wird auch Gelegenheit bieten viel Neues zu entdecken - nicht zuletzt durch die Nachwuchs-Reihe "8:tension", bei der in diesem Jahr neun Positionen zu sehen sein werden.

Für akustische Nachteinlagen sorgt das Rahmenprogramm "ImPulsTanz social" - allabendlich ab 22:00 Uhr im Burgtheater Vestibül und im Kasino am Schwarzenbergplatz.

Nackte Haut und Tanz im öffentlichen Raum

Mit gerade einmal 15 Workshops geleitet von sechs Dozentinnen und Dozenten hat 1984 auf der Schmelz alles begonnen - 40 Jahre später wartet ein deutlich größeres Angebot beim ImPulsTanz Festival: 61 Performances, davon elf Uraufführungen, in Spielstätten wie dem Volkstheater, dem Schauspielhaus oder dem Odeon. Zusätzlich beinhaltet das Programm auch Filmvorführungen, eine Musikvideoschiene, Ausstellungen und Parties.

Und auch im Jubiläumsjahr bilden die Kursangebote das Herzstück des Festivals. Weit über 200 Workshops mit Dozentinnen und Dozenten aus dem In- und Ausland angesetzt, jene der Public Moves Reihe sind auch in diesem Jahr wieder kostenlos für alle Interessierten. Geradezu exemplarisch dafür steht auch die diesjährige Eröffnungsproduktion - "More than naked" von Doris Uhlich. Denn das Stück ist aus einem Workshop der österreichischen Choreografin hervorgegangen. Die von ihr entwickelte "Fetttanztechnik" ist dabei eine Exploration des nackten Körpers, jenseits von Sexualisierung, Zuschreibungen oder Schönheitsidealen. Zehn Jahre nach dessen Uraufführung ist das Stück heuer wieder beim Festival zu sehen.

Neues entdecken und Altbekanntes wiedersehen

Die Produktion ist eine von acht Impulstanz Classics, in der Reihe gibt es auch ein Wiedersehen mit Meg Stuart und ihrer Company "Damaged Goods" sowie der belgischen Star-Choreografin Anne Teresa De Keersmsaeker. Sie wird ihre Arbeit "Fase - Four Movements to the Music of Steve Reich" zeigen. Dessen Uraufführung 1982 markierte ihren Durchbruch in der Tanzwelt. Eine Personale ist in diesem Jahr dem Tänzer und Choreografen Trajal Harrell, seines Zeichens choreografischer Direktor am Schauspielhaus Zürich gewidmet. Dort ist auch seine jüngste Arbeit "Monkey off my Back or the Cat's Meow" entstanden, inspiriert durch die Amerikanische Unabhängigkeitserklärung.

Die Arbeit ist eine von 39 österreichischen Erstaufführungen beim Festival. Auch der flämische Theatermacher Jan Lauwers wird erstmals seine Shakespeare Überschreibung "Billy's Violence" in Österreich zeigen, das dazugehörige Stück "Billy's Joy" wird überhaupt seine Weltpremiere in Wien feiern. Eines von zahlreichen Geburtstagsgeschenken anlässlich des 40. Festivaljubiläums - das am 14. Juli im Arkadenhof des Wiener Rathauses auch groß gefeiert wird. Dabei wird auch die kanadische Sängerin und Produzentin Peaches auftreten.

Zum Abschluss vom ImPulsTanz Festival wartet traditionell die Verleihung des Young Choreographer’s Award, der an eine der neun Positionen aus der Nachwuchsreihe "8:tension" verliehen wird und mit einer Residency im kommenden Jahr einhergeht.

Gestaltung

  • Julia Sahlender