Sinead O'Connor

APA/AFP/Maria Bastone

1966–2023

Sinead O’Connor ist tot

Die in Irland geborene Sängerin Sinead O’Connor, bekannt für ihre Hitsingle „Nothing Compares 2 U“, ist im Alter von 56 Jahren gestorben. Psychische Erkrankungen begleiteten ihr gesamtes Erwachsenenleben und beeinflussten ihre Musikkarriere und Einstellungen.

Ihre Single "Nothing Compares 2 U" aus dem Jahr 1990 wird jetzt wohl auf- und abgespielt, aber Sinead O'Connor hinterlässt eine Diskografie, die noch weit mehr zu bieten hat als nur die beeindruckende Cover-Version eines Prince-Songs.

Die irische Sängerin hat ein Leben gelebt, das von überraschenden Wendungen und schweren Schicksalsschlägen geprägt war. Sie verstarb 18 Monate nach ihrem Sohn, der Suizid begangen hatte. Shane war eines von vier Kindern von vier Männern. In Social-Media-Postings hatte sie noch kurz vor ihrem Ableben darüber gesprochen, wie stark die Auswirkungen dieses Schicksalsschlages für sie waren.

Sarke Statements und eindrucksvolle Gesten

Ihre musikalische Karriere war geprägt von starken Statements und eindrucksvollen Gesten: Als ihre erste Plattenfirma wollte, dass sie sich das Haar wachsen lässt, um mehr einem Girlie-Image zu entsprechen, hat sie sich umgehend die Haare abrasieren lassen. "Ihre Bereitschaft, das zu sagen, was sie für die Wahrheit hielt, ebnete Frauen in der Musikindustrie einen neuen Weg, ihrem wahren Selbst so nahe wie möglich zu kommen", wird Fachtna Ó Ceallaigh, O'Connors Managerin Ende der 1980er Jahre, im "Guardian" zitiert. Schwere psychische Probleme machten ihr in ihrer steilen Karriere zu schaffen. Mit ihrem schnellen Ruhm ab 1990 kam sie nicht immer gut zurecht, so Ó Ceallaigh: "Er gab ihr eine weltweite Bühne, aber das brachte auch eine überwältigende Verantwortung mit sich, und ich bezweifle, dass sie immer damit klargekommen ist."

Geprägt von Gewalt

Die Musikerin hatte stets um ihren Glauben gekämpft. Aufgewachsen ist sie bei ihrer Mutter, die sie, so O'Connor später, schwer misshandelt hatte. O'Connors Bruder Joseph, ein erfolgreicher Romanautor, hat ihre Mutter als "eine zutiefst unglückliche und verstörte Person" beschrieben, die für "extreme und gewalttätige Misshandlungen, sowohl emotionaler als auch körperlicher Art", verantwortlich gewesen sei. Die Tränen im Video zu "Nothing Compares 2 U" hätten mit Gedanken an die Beziehung zu ihrer Mutter zu tun gehabt, die 1985 bei einem Autounfall ums Leben gekommen war, erzählte Sinead O'Connor später.

O'Connors Jugend und ihr politisches Sendungsbewusstsein waren geprägt von der Gewalteskalation im Nordirlandkonflikt und von Aufenthalten in Internaten und sogenannten Besserungsanstalten. Von einer Nonne im mittlerweile berüchtigten Magdalene Asylum bekam sie ihre erste Gitarre. "Wenn man mit dem Teufel lebt, findet man heraus, dass es einen Gott gibt", sagte sie dazu in einem Interview mit dem Daily Telegraph.

Kampf gegen katholische Kirche

Ihre Proteste gegen sexuelle Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche erregten Aufsehen - während eines Live-Fernsehauftritts in den USA zerriss sie ein Porträt von Papst Johannes Paul II. FM4-Kollege Robert Rotifer weist in seinem Nachruf auf einen besonders grausamen wie starken Moment in der Karriere O'Connor hin - als sie bei einem Tribute-Konzert von Bob-Dylan-Fans von der Bühne gebuht wurde, aber dann mit einer umso zornigeren A-capella-Version von Bob Marleys "War" dem ihr entgegengebrachten Hass geantwortet hat.

Sie ließ sich schließlich zur Priesterin der orthodox-katholischen und apostolischen Kirche von Irland weihen und konvertierte Ende 2018 zum Islam. Doch bei allem Sendungs- und Problembewusstsein wollte O'Connor an erster Stelle eines: als Musikerin anerkannt und gewürdigt werden.

Gestaltung

  • Rainer Elstner