Moorland

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Radiokolleg | 04 09 2023 - 07 09 2023

Moore. Nasses Land

Moore bedecken nur vier Prozent der Landfläche der Erde. Sie binden jedoch rund ein Drittel des Kohlenstoffs, der weltweit in Böden steckt. Nasse Landschaften sind die besten Verbündeten im Kampf gegen die Klimaerwärmung. Jahrhunderte lang wurden Moore aber als wertlos angesehen und entwässert, um sie für die Land- und Forstwirtschaft nutzbar zu machen.

Moore als einzigartiges Ökosystem

Kein Moor gleicht einem anderen, dennoch kann man zwei große Typen unterscheiden. Niedermoore haben eine Verbindung zum Grundwasser. Sie sind nicht so nährstoffarm wie die Hochmoore, die ausschließlich über Regen- und Schneefälle mit Wasser versorgt werden. Moore sind einzigartige Ökosysteme. Man findet dort ganz spezielle an die Bedingungen angepasste Pflanzen. In den Niedermooren sind das vor allem Sauergräser, in den Hochmooren Moose. Zudem leben in Mooren vom Aussterben bedrohte Arten, wie der Seggenrohrsänger, der Hochmoorlaufkäfer oder die Alpen-Smaragdlibelle.

Die Vernichtung der Moore

Österreichs Moore entstanden nach der letzten Eiszeit, vor rund 10.000 Jahren. Als sich die Gletscher zurückzogen, blieben an manchen Stellen große Eisklötze zurück. Es bildeten sich glaziale Seen und feuchte Senken, aus denen sich dann Niedermoore entwickelten. Wo genau Moore entstehen, hängt vom Wasser ab. Dementsprechend unterschiedlich sind die Moore über Österreich verteilt. Die meisten gibt es im Rheintal und im Bregenzer Wald, im Bezirk Kitzbühel, im Alpenvorland von Oberösterreich und Salzburg, im Lungau, im steirischen Salzkammergut, im Klagenfurter Becken und im Grenzgebiet zwischen Ober- und Niederösterreich. Bereits 90 Prozent aller Moore sind geschädigt und zu unterschiedlichen Graden entwässert. Sie wurden genutzt, um Torf zu stechen oder darauf Landwirtschaft zu betreiben.

Auf dem Weg zur Moorwende

Während nasse Moore Kohlenstoffsenken sind, geben trockene Moorböden CO2 ab. Verschwindet das Wasser, beginnt der Zersetzungsprozess. Der bis dahin konservierte Kohlenstoff verbindet sich mit Sauerstoff und entweicht als CO2 in die Atmosphäre. Man geht davon aus, dass entwässerte Moore für rund vier Prozent der globalen Treibhausgase verantwortlich sind. Bereits 1932 konnten Forscher zeigen: Je trockener ein Moor ist, desto mehr CO2 setzt es frei. Dieses Wissen wird aber erst langsam in die Anwendung gebracht. Zunehmend werden trockene Moore wieder vernässt. Die Abflussgräben werden geschlossen, neue Dämme gesetzt.
Damit eine Moorwende eintritt, braucht es aber noch viel mehr Anstrengungen. Und die Moore brauchen Unterstützung. Denn mit dem Wasser allein ist es nicht getan. Man muss die nassen Flächen von Gehölzen befreien und Seggen müssen ausgedünnt werden, damit Vögel wieder im Moor nisten können.

Moore als Klimaschützer

Damit Moore wieder zu Klimaschützern werden, muss die Landwirtschaft mit ins Boot geholt werden. Derzeit werden viele trockengelegte Moorflächen genutzt, um darauf Mais oder Kartoffeln anzubauen. Werden diese Äcker und Grünflächen wieder nass, müssen sie auch anders bewirtschaftet werden.
Ende der 1990er Jahre wurde dafür der Begriff der Paludikultur geprägt. Er leitet sich vom lateinischen Wort "palus" für Sumpf ab und beschreibt Land- und Forstwirtschaft auf Mooren. Der Vorteil: Torf bleibt erhalten und es wird gleichzeitig produziert.
Ein sehr altes Beispiel für so eine nachhaltige Nutzung sind Streuwiesen. Dabei werden Feucht- und Nasswiesen nur einmal jährlich gemäht und das Mähgut wird nicht als Viehfutter, sondern als Einstreu in Viehställen verwendet. Andere Möglichkeiten wäre der Anbau von Torfmoosfrischmasse, die als Ersatz für Torf in der Blumenerde verwendet werden könnte. Ebenso ausprobiert wird der Anbau von Heilpflanzen wie der Sonnentau oder von Rohrkolben oder Schilf als Rohstoffe für Baumaterialien.

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