Galatabrücke in Istanbul

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Ambiente

Unterwegs in der Türkei

Anlässlich "100 Jahre Republik Türkei" sind von 22. bis 29. Oktober in Ö1 zahlreiche Sendungen zum Thema zu hören. Den Auftakt macht Ambiente mit einem Streifzug durch die Türkei - Von der Weltstadt Istanbul zum Tor in die Unterwelt.

Mit seiner circa 2.700 Jahre zurückreichenden Geschichte ist Istanbul nicht nur eine der ältesten, sondern mit rund 20 Millionen Einwohnern auch eine der größten Städte der Welt. Tag für Tag müht sich der Verkehr auf der Galatabrücke über das Goldene Horn. Auf dem Wasser herrscht reger Schiffsverkehr. Fährschiffe fahren in alle Richtungen, und Frachtschiffe ziehen vorbei auf ihrem Weg in den Bosporus. Trotz mittlerweile dreier Hängebrücken und eines Tunnels ist der Bosporus, die 33 Kilometer lange Meerenge, die Europa von Asien trennt und zugleich das Schwarze Meer mit dem Marmarameer und damit dem Mittelmeer verbindet, wegen des immer weiter wachsenden Schiffsverkehrs mehr denn je ein Nadelöhr.

Hagia Sophia

Hagia Sophia

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Die circa 1.500 Jahre alte Hagia Sophia war die Hauptkirche des orthodoxen Christentums. Der letzte christliche Gottesdienst fand am 27. Mai 1453 statt. Nur zwei Tage später konnten die hoffnungslos unterlegenen Verteidiger Konstantinopels den Angriffen nicht mehr standhalten. Gleich nach der Eroberung wurde aus der Hauptkirche des byzantinischen Reichs die Hauptmoschee des Osmanischen Reichs. Mehr noch: Die Hagia Sophia diente fortan als Vorbild für die Moscheen der Osmanen. Bei Profanbauten hingegen kamen eigene architektonische Traditionen zur Anwendung, etwa beim Großen Basar.

Istanbuls großer Basar

Er ist ein labyrinthisch anmutendes Netzwerk von Gassen, die mit Gewölben überdacht sind. Die Zahl der Geschäfte geht in die Tausende. Ein junger Mann hat Gewürze und spezielle Teemischungen im Angebot. In der Coronakrise sei der gesamte Basar so gut wie menschenleer gewesen, erklärt er. Und kaum ist die Coronakrise einigermaßen überstanden, macht den Leuten die Inflation zu schaffen, die in der Türkei noch deutlich höher als in Mitteleuropa ist. Zum Glück, fügt er an, bestehe seine Kundschaft zu 90 Prozent aus Ausländern, die vom Wertverfall der türkischen Lira weniger stark betroffen sind.

Die Touristinnen und Touristen sind nach Istanbul zurückgekehrt. Auch in einer anderen Top-Sehenswürdigkeit, dem Topkapi-Palast, tummeln sich die Besucherinnen und Besucher scharenweise. Er war das Machtzentrum des Osmanischen Reichs, das in absolutistischer Manier vom Sultan regiert wurde. Lange Zeit war es üblich, dass Brüder oder Halbbrüder, die ihm die Herrschaft streitig hätten machen können, beseitigt wurden. Später wurden die Prinzen nicht mehr ermordet, um sie zu loszuwerden, sondern auf die Prinzeninseln im Marmarameer verbannt. Heute sind sie ein beliebtes Naherholungsgebiet. So verbringt etwa der Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk hier regelmäßig die Sommermonate.

Pamukkale

Pamukkale

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Die Sinterterrassen von Pamukkale

Obwohl längst nur noch Ruinenstätte, hat manche griechische Kolonie an der türkischen Küste bis heute einen berühmten Namen, etwa die antike Weltstadt Ephesos. Troja wurde von Homer in seinem Versepos "Ilias" verewigt. Pergamon ist durch das Pergamentpapier berühmt. Eine der wichtigsten Städte im Inland war Hierapolis mit den unmittelbar angrenzenden, weltbekannten weißen Sinterterrassen von Pamukkale. In der Antike war man weniger an diesen spektakulären Kalksteingebilden, sondern vielmehr an den heilkräftigen Thermalquellen interessiert.

Nahe der Stelle, wo die heutige Hauptquelle entspringt, befand sich bei einer Grotte ein Heiligtum für Pluton, den Gott der Unterwelt. Die Priester wussten, dass die unsichtbaren giftigen Gase, die in der Grotte austraten, in Bodennähe konzentriert waren. Die Opfertiere wussten das nicht und starben. Die Priester mussten nur den Kopf hoch genug halten, um zu überleben und als Halbgötter zu gelten. An den Gott selbst und seinen Gefährten, den dreiköpfigen "Höllenhund" Kerberos, dessen tödlicher Atem einst für den Tod der Opfertiere verantwortlich gemacht wurde, erinnern heute Figuren aus weißem Marmor am ehemaligen Tor zur Unterwelt.

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