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Neue Musik auf der Couch
Elliott Carter: String Quartet No. 3
Von Anfang bis Ende ist das String Quartet No. 3 des amerikanischen Komponisten Elliott Carter strikt in zwei Duos eingeteilt: Violine 1 und Violoncello bilden das Duo I, Violine II und Viola das Duo II.
7. Dezember 2023, 11:25
Den beiden Duos ist jeweils eine bestimmte Anzahl an Klangcharakteren zugeordnet, die sich nicht nur durch ein ganz spezielles Erscheinungsbild von einander abzeichnen, sondern die auch durch ein charakteristisches Intervall harmonisch gefärbt sind.
Vier Charaktere bilden das Klangmaterial für das Duo I. Das sogenannte "Furioso" ist, wie der Name schon sagt, ein wilder, drängender Charakter; die Musik wirkt hektisch, nervös, impulsiv. Dem entspricht das scharfe Intervall der großen Sept. Häufig sind Doppelgriffe oder auch Tripelgriffe mit Akzenten. Als ein Dahinhuschen mit raschen Tonwiederholungen, auch Tremolo, mit raschen, vielen kürzeren Pausen präsentiert sich das "Leggerissimo". Hier herrscht ein Staccato- bzw. Spiccato-Spiel vor; diesem Klangcharakter ist die reine Quart zugeordnet.
In denkbar scharfem Gegensatz zu diesen beiden Klangcharakteren erscheint das "Andante Espressivo". Typisch ist für diesen melodiösen Charakter eine weit geschwungene Melodik, aber auch gehaltene Doppelgriffe. Der Expressivität und melodiöseren Struktur entspricht die weiche, unvollkommene Konsonanz der kleinen Sext. Als Klangcharakter mit gezupften Tönen erklingt das sogenannte "Pizzicato giocoso", also eine spielerische, beschwingte Zupf-Musik, welche geprägt ist von der kleinen Terz. Charakteristisch sind hier u.a. rasche Bewegungen über die Saiten in Form von Arpeggi oder rasche Akkordwiederholungen.
Diesen vier Klangcharakteren des Duo I stehen insgesamt sechs verschiedene musikalische Temperamente des Duo II gegenüber: das "Maestoso" (charakteristisches Intervall: reine Quint), das "Grazioso" (kleine Sept), das "Pizzicato giusto, mechanico" (Tritonus), das "Scorrevole" (kleine Sekund), Largo Tranquillo (große Terz) und "Appassionato" (große Sext).
Grundsätzlich erklingt jeder Klangcharakter des Duo I einmal gekoppelt mit jedem Klangcharakter des Duo II, auch ist (fast) jedem Klangcharakter eine Solo-Passage gewidmet, also eine musikalische Episode, wo die beiden Instrumente eines Duos eine der oben genannten Musiken präsentieren, ohne dass ein Charakter des anderen Duos synchron zu hören wäre.
Für die harmonische Gestaltung des Streichquartetts ist neben den charakteristischen Intervallen der einzelnen Klangcharaktere wesentlich ein zwölftöniger Allintervallakkord, eine, sozusagen, vertikal geschichtete Allintervallreihe. Immer wieder erklingen Passagen, die ausschließlich aus den durch diesen Akkord bereitgestellten Tönen bestehen.
