Arnold Schönberg

Arnold Schönberg - ORF/CLASSICA ITALIA

Jubiläum

Auftakt zum Arnold-Schönberg-Jahr

Ein Schönberg-Jahr beginnt. Wie wird es gefeiert werden? Mit der Aufführung seiner Werke, mit intimen Klavier-Recitals und prächtigen Orchesterkonzerten, mit der Auslobung von Kompositionsstipendien, mit Ausstellungen zur "Neuordnung der Musik" und einem Symposium zu seinen "Wiener Kreisen"!

Ein Schönberg-Jahr zur 150. Wiederkehr seines Geburtstages ist kein Tourismus Magnet - das ist eine Chance. Schönbergs Popularität reiht ihn hinter Bruckner 2024 und weit hinter das sich für 2025 ankündigende Johann Strauss Jahr! Das Publikum will überrascht werden, die Neugier gestillt, das Leben und Schaffen eines Komponisten zu erkennen! Schönbergs Leben und Wirken ist gut dokumentiert: das Wiener Arnold Schönberg Center sammelt und digitalisiert all das, was ein Menschenleben im 20. Jahrhundert ausmacht: Fahrscheine und Abrechnungen, Skizzen, Visa und Einberufungsbefehle.

Schönberg geht als Komponist, Schriftsteller, Lehrer, Theoretiker, Maler, Erfinder, Leitfigur der Wiener Schule und Vordenker in die Musikgeschichte ein. Er war auch Vater, Sportler, Soldat, Bastler, Maler, Cellist, Dirigent, Chorleiter, Vereinsgründer und Ensemble-Leiter. Schönberg ist ein "typisches" österreichisches Schicksal des 20. Jahrhunderts: Ins Exil vertrieben und zum Neuanfang in den USA gezwungen, unterstützt vielfach von Frauen.

Es ist Zeit, alle jene zu würdigen, die Schönbergs Werk für die Nachwelt sicherten.

Im Exil in den USA ist es Gertrude Clarke Whittal, die es der Library of Congress ermöglicht, im Juli 1950 mit Mitteln aus ihrem Fonds bedeutende Manuskripte aus dem Vorlass Schönbergs zu erwerben, darunter "Verklärte Nacht" oder "Pierrot Lunaire".

Elizabeth Sprague-Coolidge fördert Schönberg im Rahmen eines Wettbewerbs. Die erste Archivarin ist Clara Silvers, eine von fast 100 seiner Schülerinnen, als der Nachlass noch in Los Angeles verwahrt wurde. Das reiche Archiv wird von Schönbergs zweiter Frau, Gertrud, als Auftraggeberin von Editionen in wissenschaftlicher Vorarbeit zugänglich gemacht. Dass es nun, gut finanziert, aufgearbeitet werden kann, ist auch ein Verdienst der Stadt Wien - wachsam behütet von den Kindern und Kindeskindern Arnold Schönbergs.

Es sind viele Frauen, die Schönbergs Schaffen finanziell und tatkräftig unterstützt haben. Auch wenn sie Schönberg selbst wenig schätzt.

Dika Newlin, der wir als Herausgeberin das Standardwerk "Style and Idea" verdanken, eine Komponistin und renommierte Wissenschaftlerin, überliefert Schönbergs Unwillen, junge Frauen als Mitarbeiterinnen zu akzeptieren: "der Platz einer Frau sei zu Hause".

Für Schönberg sind die Förderungen von Frauen unverzichtbar: 1904 bekommt er eine Zuwendung der Schwestern Fröhlich’schen Stiftung über 1.000 Kronen, Geld jener Damen, die mit Franz Grillparzer in der Wiener Spiegelgasse lebten: Anna, Gesangsprofessorin, und Josefine, Komponistin und international renommierte Opernsängerin. Die Stipendien der Gustav-Mahler-Stiftung in den Jahren 1913, 1914 und 1918 wiederum gehen auf Initiative von Mahlers Witwe Alma zurück. Besorgt fragt Schönberg im August 1914 mehrfach bei Alma nach, ob seine Frau denn auch die Beträge aus der Stiftung regelmäßig und monatlich bekäme, wenn sich sein Wunsch zu kämpfen endlich erfüllt.

Spät entdeckt und dokumentiert ist Almas zeitweilige Freundin Lilly Lieser, die Schönberg in den Jahren des Ersten Weltkriegs auf großzügige Weise ihre tiefe Verehrung zeigt. Er weiß es nicht zu schätzen, sie wendet sich unflätig beschimpft elegant ab. Schönbergs Schicksal eines Exilanten steht jenem seiner Mäzenin Lilly Lieser gegenüber. Sie wird von ihrem Palais in der Argentinier Straße ins KZ Riga deportiert, in Auschwitz ermordet, die Mitleidende Gertrude Schneider aus Wien hat Zeugnis von ihr gegeben.
Ohne die Förderungen all dieser Mäzeninnen wäre Arnold Schönbergs Werk ein anderes, jedoch wäre auch Musikleben des 20. Jahrhunderts um Vieles ärmer.

Gestaltung

  • Irene Suchy