Wandbild in Spanien:

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Sound Art: Kunst zum Hören

"Schwestern, erhebet eure Stimme!"

Anklage gegen den Krieg - "Sound Art: Kunst zum Hören" zum Internationalen Frauentag.

"Meine Schwestern, meine Töchter, meine Freundinnen, findet eure Stimme, erhebet eure Stimme!" Die liberianische Präsidentin Leymah Roberta Gbowee rief 2005 in ihrer Nobelpreisrede: "Lasst eure Stimme eine Stimme der Freiheit sein!" Über Generationen hinweg finden sich Frauen als Schwestern im Geist des Friedens und der Menschenrechte: "Wenn du Frieden willst, fordere die Entwaffnung. Wenn nicht du, wer dann? Gehe weiter, erobere den Frieden, er ist die einzige Eroberung auf der Welt, die nicht Weinen, die Lächeln gebiert: die Eroberung des Friedens." - "Also liebe Schwestern, ans Werk und seid standhaft", ruft Bertha von Suttner.

Leymah Roberta Gbowee

Leymah Roberta Gbowee

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"Wenn du Frieden willst,
fordere die Entwaffnung",
Bertha von Suttner

"Seien Sie mir begrüßt und beglückwünscht, verehrte Kämpferinnen. Denn als solche werden Sie sich bewähren müssen. Es wird Ihnen nicht ganz leicht gemacht werden, für die pazifistischen Ideale einzutreten. Auch unter den Frauen selber dürften Ihnen viele Gegnerinnen erwachsen. Es ist durchaus nicht richtig, wie manche behaupten, die in der Friedensbewegung nur eine unmännliche Sentimentalität sehen, dass alle Frauen von Natur aus dem Kriege abhold sind. Nein, nur die fortschrittlich gesinnten Frauen, nur solche, die sich zu sozialem Denken erzogen haben, sind es, die die Kraft haben, ...

... sich von dem Banne tausendjähriger Institutionen zu befreien, und zugleich die Kraft aufbringen, dieselben zu bekämpfen."

Frauenstimmrechtskonferenz in Berlin, 1904

Frauenstimmrechtskonferenz in Berlin, 1904 unter anderem mit Anita Augsburg (Zweite von rechts).

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Verfolgung, Bestrafung, Haft

Die Aufgabe bestand darin, die Stimmen jener Frauen zu verstärken, die von Frieden und Freiheit riefen: "Wir wollen statt all jener verschwendeten Milliarden für den Krieg die Förderung von Kunst, von Wissenschaft, von Erziehung und Gesundheit, von Volkswohl und Menschenrecht!", postulierte Anita Augspurg 1914.

Als ob sich auf die Frauen der Welt die Geschichte wie erdrückend ein Mühlrad legte, sich abwetzend an den feindlichen Widerständen, war das Friedensrufen der Frauen der Lächerlichkeit und Verhöhnung preisgegeben, der Verfolgung und Bestrafung, der Ausweisung und Haft. Wenn eine nach dem Frieden rief, wie die russische Aktivistin Emma Goldman in New York 1917, die die Männer vor der Einberufung retten wollte, wurde sie der Spionage angeklagt.

Tsepkolenko und Kopatchinskaja mahnen

Was am Anfang der Planung für "Kunst zum Hören" zum Internationalen Frauentag als künstlerische Anknüpfung an die große Tradition des Damenfriedens und der pazifistischen Feministinnen gedacht war, wurde schnell zur Anklage gegen den Krieg. Die Gegenwart mit dem Friedensbruch im Februar 2022 entlarvt die unmittelbare Vergangenheit als Vorkriegszeit, Kompositionen der Ukrainerin Karmella Tsepkolenko nach Serhiy Zhadan und der moldawischen Künstlerin Patricia Kopatchinskaja wurden Mahnung.

"Ich bin immer ich
Will mich irgendetwas beugen
Lieber breche ich",
Ingeborg Bachmann

Vier Stimmen des Ensembles Reihe Zykan + verstärken nun singend die Unerbittlichkeit der Poesie: "Ich bin immer ich / Will mich irgendetwas beugen / Lieber breche ich", dichtet Ingeborg Bachmann, vertont von Elfi Aichinger. Melissa Coleman wählt ebenfalls Bachmann, weniger Moralpredigt, mehr Ansporn: "Du haftest in der Welt, beschwert von Ketten / doch treibt, was wahr ist, Sprünge in die Wand!"

Nur auf den ersten Blick witzig

"Women are invisible - Frauen sind unsichtbar", erkennt Maria Lassnig. "Nur wenn sich eine Frau zu einem Protestschrei aufraffen kann, wird sie gehört." Aus ihren Tagebuch-Eintragungen wählt die Komponistin Maria Gstättner ein provokantes Gedicht, nur auf den ersten Blick witzig: "I bin die Frau Picasso / fang Bilder mit dem Lasso / Mal ich die Herrn und Frau Müller / bin ich sicher, wird’s ein Knüller." "Maria Lasso" heißt ihre Komposition, die Leine auswerfend, Kriegsbegeisterte fangend! Es möge nicht beim Frauentag bleiben!

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