ORF/URSULA HUMMEL-BERGER
Thomas Bernhard
Auslöschung
Thomas Bernhard in seiner besten Form. Julia Reuter und Ö1 Literaturredakteur Robert Weichinger über den letzten Roman des österreichischen Autors.
5. Juni 2024, 10:03
Ein über 650 Seiten monologisierender, sich an Österreich abarbeitender Erzähler, verschachtelte Sätze und endlose Wiederholungen? Typisch Thomas Bernhard, möchte man meinen. Jedoch handelt es sich bei diesem 1986 veröffentlichten Roman nicht einfach nur um einen Abklatsch von einen früheren Werk wie zum Beispiel „Holzfällen“ - für viele gilt „Auslöschung“ als das „Opus magnum“ des 1989 verstorbenen Autors. Der Ich-Erzähler ist der in Rom ansässige Privatlehrer Franz-Josef Murau, der nach dem Unfalltod seiner Eltern und seines Bruders nach Österreich, auf den Familiensitz Schloss Wolfsegg, zurückkehrt. Murau schreibt sich den Hass auf die lieblosen Eltern und den Zorn auf das bürgerliche, heuchlerische Österreich von der Seele. Er will so all seine Erinnerungen auslöschen. Thomas Bernhard schuf mit diesem Werk eine durch ihre Boshaftigkeit übertriebene Gesellschaftskritik, die gerade deswegen auch sehr amüsant zu lesen ist.
Zu Gast bei Julia Reuter ist Ö1 Literaturredakteur Robert Weichinger. Geboren und aufgewachsen in Wien, promovierter Kulturwissenschaftler. Seit seiner Studienzeit für diverse Programme im ORF tätig. Robert Weichinger ist langjähriger Producer der Ö1 Sendereihe „Betriff: Geschichte“, dem Diskussionsformat „Passagen“ sowie der vor Publikum aufgezeichneten „Literarischen Soiree“.