Tänzer beim Bauernball in Graz.

APA/ERWIN SCHERIAU

Volksmusikalische Landschaften

Wolfgang Schlag begibt sich gemeinsam mit den Volksliedwerken der Bundesländer auf eine Reise in einzelne Regionen. Eine Reise zu Österreichs traditioneller Musik in neun Stationen.

Ein Jodler mit 1.000 Sängerinnen und Sängern eröffnete Anfang Jänner eindrucksvoll die Europäische Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024. Ein wichtiges Statement in einer Zeit, die die Kraft der Gemeinschaft gut brauchen kann. Instrumentale und vokale Volksmusik sind aus dieser zentralen Region Österreichs nicht wegzudenken, und gerade Oberösterreich ist mit seinen unzähligen Blaskapellen, Chören und vor allem mit seinem zeitgemäßen Musikschulwerk ein Vorzeigeland in der Vermittlung - auch von traditioneller Musik.

Dass diese Musik aber nicht/niemals in der Tradition verharrt, dafür sorgen junge Musikerinnen und Musiker, die wieder gewaltigen Spaß an Polka, Walzer, Jodler, Almschrei und den vielen Volksliedern haben, die nicht nur ein wichtiges Stück Sozialgeschichte sind, sondern auch im Drei- oder Viergesang Konzerte, aber vor allem gemeinschaftliche/gesellige Anlässe bereichern.

Die Volksmusik hat sich längst aus dem Reagenzglas der "Pflege" befreit und streckt die Hand offen zu Musik anderer Volksgruppen aus. Der beste Beweis für diese gesellschaftlich wichtige und bereichernde Geste ist das Vokalensemble der in Sarajewo geborenen und heute in Wien lebenden Musikerin Nataša Mirković.

Der Frauenchor Glas, zu Deutsch: Stimme, hat sich der südosteuropäischen traditionellen Musik verschrieben und präsentiert mit Liedern aus Bulgarien, Kroatien, Rumänien oder Griechenland das breite musikalische Spektrum der Balkanländer, die aus dem multikulturellen Bild Wiens nicht wegzudenken sind. Die Sängerinnen des 16-köpfigen Ensembles kommen aus Slowenien, Kroatien, Bosnien, Griechenland, Bulgarien, Ungarn und Österreich.

Im Süden der Steiermark, an der Grenze zu Slowenien, feiert der Pavelhaus-Chor heuer sein 20-jähriges Bestehen. „Prijateljstvo“, Freundschaft, ist das Leitmotiv des Kulturvereins in Bad Radkersburg. Grenzüberschreitende Ausstellungen und vor allem Sprachkurse stehen im Mittelpunkt der engagierten Kulturarbeit des Vereins. Der Chor des Pavelhauses singt österreichische und slowenische Volkslieder und belebt damit den Jahreskreis der Grenzstadt.

Ein weiter großer Schwerpunkt meiner neunteiligen Sommerserie widmet sich der Arbeit der Österreichischen Volksliedwerke. Das Österreichische Volksliedwerk und seine neun Landeseinrichtungen in den Bundesländern befassen sich seit der Gründung 1904 mit der Sammlung, Archivierung und Vermittlung von Volkslied, -musik, -tanz, Brauch und Mundart. Dabei wird nicht nur die Tradition gepflegt – auch Forschung, Konzerte, Projekte, Ausstellungen und Publikationen eröffnen der Kreativität breiter Bevölkerungsschichten eine Vielzahl auch zeitgebundener Darstellungsweisen und lassen Raum für interkulturelle und künstlerische Prozesse.

Gerade mit dem Projekt „Volxfest“ im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 arbeitet das Österreichische Volksliedwerk mit einem künstlerischen Team unter der Leitung von Simon Mayer mit der Koexistenz traditioneller Ausdrucksformen und zeitgenössischer Kunst.

Ich begebe mich mit den Volksliedwerken der Bundesländer auf eine Reise in einzelne Regionen. Dabei werden musikalische Besonderheiten in den Volksliedarchiven aufgespürt. Und ich erzähle vom offenen Singen, von Musikant:innen-Stammtischen, Schulprojekten, Melodierecherchen, Feldforschungen, Liederheften und musikalischen Handschriften, die alle eine Fülle lebendiger volksmusikalischer Formen in Österreich widerspiegeln.

Service

jeden Freitag, 10:05 Uhr, 5. Juli bis 30. August 2024

Gestaltung

  • Wolfgang Schlag