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Radiokolleg | 17. 06 - 20. 06 2024
Gesund trotz Klimakrise
Die Klimakrise lässt nicht nur Gletscher schmelzen und Pflanzen früher blühen, sie hat auch zahlreiche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit: Hitze, tropische Mücken, Naturkatastrophen, stärkere Pollenbelastung, neue Infektionskrankheiten und Angst vor der Zukunft. Was können wir tun?
28. Juni 2024, 14:17
Die Hitze überstehen
"Es ist doch schön, wenn es heiß ist", hört man manchmal von Menschen, die die Klimakrise kleinreden wollen. Tatsächlich ist die zunehmende Klimaerwärmung kein Spaß, sie kann krank machen und sogar tödlich sein. Die Statistik spricht eine deutliche Sprache: Im Sommer 2022 lag die sogenannte "Hitze-assoziierte Übersterblichkeit" in Österreich bei 231, 2018 waren es sogar 550. Hitze ist vor allem für Kleinkinder, chronisch Kranke und ältere Menschen eine Bedrohung. Sie kann zu Dehydrierung, Kreislaufproblemen, Schlaganfällen und Herzinfarkt führen. Auch Gesunde leiden, wenn es draußen zu heiß wird, Räume überhitzen und man in Tropennächten keinen erholsamen Schlaf findet. Der Gesundheitsbereich, Kommunen und die Bevölkerung müssen über die gesundheitlichen Gefahren von Hitze Bescheid wissen und Maßnahmen setzen, um das Risiko zu verringern.
Sonja Bettel
Augenmerk auf Mücken und Pollen
Mit der Erwärmung des Klimas etablieren sich auch in gemäßigten Zonen Insekten, die bisher nur in den Tropen vorkamen,. Die Asiatische Tigermücke wurde in Österreich schon mehrfach gesichtet. Auch andere, über Transporte und Zugvögel eingeschleppte Mücken oder Zecken können bereits bei uns überleben. Mit den kleinen Blutsaugern könnten auch Krankheitserreger für Malaria, Dengue-Fieber, Zika und anderes auftreten, deshalb ist die Aufmerksamkeit der Ärztinnen und Ärzte gefragt. Die Gesundheitsbehörden und wir alle können dabei helfen, diese Gefahren zu minimieren. Das gilt auch für die Verbreitung invasiver Pflanzenarten wie dem Ragweed, das zu starken allergischen Reaktionen führen kann. Doch auch einheimische Pflanzen reagieren auf die Klimaerhitzung mit verstärkter Pollenproduktion und erhöhen damit die Allergiebelastung.
Sonja Bettel
Vorbereiten für Katastrophen
Die Flutkatastrophe im deutschen Ahrtal oder der Tornado in Tschechien im Jahr 2021 haben gezeigt, wie dramatisch sich die Klimakrise auswirken kann: Das Hochwasser hat 135 Todesopfer gefordert, der Tornado sechs, hunderte wurden verletzt und viele Menschen traumatisiert. Der Klimawandel erhöht die Wahrscheinlichkeit von Extremwetterlagen mit langen Phasen der Trockenheit, langen und heftigen Regenfällen und verheerenden Stürmen. Einsatzkräfte, Gemeinden, Hausbesitzer und Unternehmen müssen sich, soweit möglich, auf Extremereignisse vorbereiten, um diese Gefahren zu minimieren. Durch Hitze und extreme Wetterlagen sinkt aber auch die Reaktionsfähigkeit und steigt die Verletzungs- und Unfallgefahr. Zivilschutz-Maßnahmen und Erste Hilfe zu lernen und zu üben, wird deshalb zunehmend wichtiger.
Sonja Bettel
Resilient durch die Krise
Wie viele selbst erlebte oder über die Medien vermittelte Katastrophen hält der Mensch aus? Die Klimakrise fordert unsere Resilienz und bringt uns an unsere Grenzen. Hochwasser, ein Tornado, eine Lawine, die Zerstörung der Ernte durch Dürre - all diese Naturkatastrophen haben die Menschen in Österreich und Europa auch in der Vergangenheit betroffen, werden in Zukunft aber wohl vermehrt auftreten. Wie können wir uns darauf seelisch vorbereiten? Auch der Verlust der Heimat, der Natur, der gewohnten Landschaft sind eine psychische Belastung, für die es sogar einen eigenen Begriff gibt: Solastalgie, die Trauer um die vertraute Umwelt. Vor allem junge Menschen, die um ihre Zukunft bangen, haben deshalb "Klimaangst". Die "Psychologists / Psychotherapists for Future" bieten deshalb gezielte Hilfe an und raten, gemeinsam aktiv zu werden für eine nachhaltige Zukunft. Wer handelt, kann die Angst und Trauer besser bewältigen.
Sonja Bettel