Hasan Ulukisa

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Ö1 Talentebörse

Hasan Ulukisa, Medienkunst - Talentestipendium Sonderpreis "Solidarität"

Unter dem Motto "Solidarität" hat der Wiener Städtische Versicherungsverein anlässlich seines 200-Jahr-Jubiläums einen Sonderpreis in der Höhe von 5.000 Euro ausgeschrieben, der eingeladen hat, sich von dem Motiv inspirieren zu lassen. Hasan Ulukisa, geboren 1994 in Istanbul, studierte zeitbasierte und interaktive Medienkunst an der Kunstuniversität Linz.

Junge Künstlerinnen und Künstler im Porträt

Die Einreichung von Hasan Ulukisa

Mit "Blindspot" thematisiert Hasan Ulukisa Missstände an den EU-Außengrenzen.

Blindspot

Einreichung zum Ö1 Talentestipendium Sonderpreis "Solidarität"

HASAN ULUKISA

Was ist Kunst?

Kunst ist für mich eine sehr vielseitige Ausdrucksform. Durch sie können Menschen ihre Gefühle, Gedanken und Ideen mitteilen. Kunst reflektiert oft gesellschaftliche und kulturelle Werte, stellt bestehende Normen in Frage und zeigt neue Perspektiven auf. Sie kann ästhetischen Genuss bieten, zum Nachdenken anregen oder starke Emotionen hervorrufen. schließlich ist Kunst auch eine subjektive Erfahrung, die sowohl Künstler:innen als auch Betrachter:innen auf vielfältige Weise bereichern kann, wenn sie auf Augenhöhe stattfindet.

Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Als Kind waren meine künstlerischen Erfahrungen sehr begrenzt. Ich habe Saz (ein anatolisches Saiteninstrument) und Flöte gespielt und schnell gemerkt, dass ich kein begnadeter Musiker bin. Mein Interesse für Kunst und Kultur habe ich dann in der Schule durch das Theaterkollektiv „haykırış“ („Aufschrei“) entdeckt. Dort moderierte ich Aufführungen, fotografierte und filmte und trat auch selbst auf. Nach verschiedenen Jobs im Einzelhandel, in der Gastronomie und im sozialen Bereich führte mich mein Interesse an dokumentarischem Arbeiten schließlich an die Kunstuniversität Linz, wo ich vor kurzem mein Bachelorstudium „Zeitbasierte und Interaktive Medienkunst“ abgeschlossen habe.

Kommt Kunst von können, müssen oder wollen?

Kunst entsteht für mich vor allem aus dem inneren Bedürfnis heraus, etwas Neues zu schaffen und sich kreativ auszudrücken. Das technische Können spielt sicher auch eine Rolle, da es die Umsetzung von Ideen unterstützt. Dieser Prozess wird oft durch den Zugang zur Kunst beeinflusst. Viel wichtiger ist die Frage, unter welchen Bedingungen, für wen und wo Kunst stattfindet.

Wo würden Sie am liebsten ausstellen/auftreten/inszenieren?

Ausstellungen sind für mich immer mit einem intensiven Planungs- und Gestaltungsprozess verbunden. Nach zahlreichen Ausstellungen in verschiedenen österreichischen Landeshauptstädten und ländlichen Regionen interessieren mich nun auch Spannungsfelder und Ausstellungsräume im internationalen Kontext. Es ist mir wichtig, meine Arbeiten nicht nur in traditionellen Kunsträumen, sondern auch in Publikationen und im öffentlichen Raum zu präsentieren. Auch der digitale Raum bietet eine spannende Ebene. Besonders faszinierend finde ich den Ansatz des „Artificial Museum“, das Kunst im öffentlichen und digitalen Raum erforscht und auf Basis von „Augmented Reality“ zugänglich macht.

Mit wem würden Sie gerne zusammenarbeiten?

Grundsätzlich bin ich im Moment sehr glücklich mit den Leuten, mit denen ich zusammenarbeiten darf. Das heißt aber nicht, dass ich nicht offen bin für Input und Zusammenarbeit, in welcher Form auch immer. Der dokumentarische Ansatz und Stil der verstorbenen Toni Spira ist für mich eine große Inspirationsquelle.

Wie viel Markt verträgt die Kunst?

Die Bemessungsgrundlage für Kunst ist sehr abstrakt. Kunst, die keine Rezipient:innen und Käufer:innen hat, kann meiner Erfahrung nach nur begrenzt existieren, da sich für die kunstschaffende Person früher oder später die Frage nach der ökonomischen Grundlage stellt. Damit stellt sich auch die Frage nach Abhängigkeitsverhältnissen und Einflüssen in der Kunst generell. Problematisch ist aus meiner Sicht die Tendenz, Kunst erst dann als solche zu begreifen, wenn sie einer Verwertungslogik entspricht. Gerade für junge Künstler:innen ist es schwierig, einen vermeintlichen „Durchbruch“ zu schaffen, wenn die Voraussetzungen ungleich sind.

Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?

In meiner Studienzeit stellte sich hin und wieder die Frage ob Bier, oder Pizza bestellen.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Hoffentlich in einem Rahmen, in dem meine ökonomische Basis halbwegs gesichert ist und ich genügend Zeit habe, um künstlerisch zu arbeiten.

Haben Sie einen Plan B?

Ich kenne die Studie nicht, die belegt, wie hoch der Anteil der Kunstuniversitätsabsolvent:innen ist, die nach dem Studium in prekären Arbeitsverhältnissen arbeiten, aber ich kann mir vorstellen, dass die Dunkelziffer alarmierend hoch ist. Im Moment bin ich sehr froh, dass Plan A halbwegs gut funktioniert und möchte betonen: "Nie wieder Gastro!

Wann und wo sind Sie das letzte Mal unangenehm aufgefallen?

Als glühender Blau-Weiß Linz Fan besuche ich regelmäßig das neue Donauparkstadion. Beim letzten Heimspiel ist mir leider mein voller Bier-Becher aus der Hand gerutscht und hat eine Person in den Reihen vor mir von oben bis unten durchnässt. Auch wenn es ein sehr heißer Sommertag war, ist eine Bierdusche immer sehr unangenehm. Falls Du das lesen solltest, möchte ich mich entschuldigen und Dir natürlich gern ein Getränk Deiner Wahl beim nächsten Heimspiel spendieren.

Wollen Sie die Welt verändern?

Wollen JA! Aber bleiben wir realistisch und versuchen wir das Unmögliche, oder so.

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