Buch des Monats, "Haus des flüssigen Goldes"

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

November 2024

Buch des Monats: "Haus des flüssigen Goldes"

Clemens Bergers Roman "Haus des flüssigen Goldes" ist das Ö1 Buch des Monats.

Alles hat seinen Preis. Sogar die Muttermilch. Sie ist Spiegel einer in-timen, nicht in Euro oder sonstigen Währungen zu messenden Bezie-hung zwischen Mutter und Kind und nichts, was sich so einfach kaufen oder verkaufen ließe. Möchte man zumindest meinen. In Clemens Ber-gers jüngstem Roman stellt sich dies ganz anders dar. Sein „Haus des flüssigen Goldes“ ist ein satirisches Porträt einer Gesellschaft, die schi-er alles zu Geld macht. Selbst die Mutterschaft wird zum Geschäftsmo-dell, das Werte wie Solidarität, Egalität und Mitgefühl ad absurdum führt und die Gemeinschaft an den Rand des Abgrunds.

Die Welt ist käuflich, und damit jeder und jede: Das führt Clemens Berger gekonnt und unterhaltsam vor. Wer nicht aufpasst, verliert sich im Getriebe. Wertschätzung und Ächtung liegen in Zeiten, da die Soci-al Media über den Auf- und Abstieg eines Menschen entscheiden, eng beisammen. Und damit das ökonomische Fortkommen oder Scheitern. Berger zeigt, wie volatil die Werte sind, auf denen die Gesellschaft un-serer Tage ruht. Frühere Normen eines humanistischen Miteinanders sind längst außer Kraft gesetzt. Stattdessen werden seltsame Gesin-nungen wie etwa ideologisch überhöhte Mutterschafts-Dogmen zu Er-satz-Philosophien, denen die Menschen blind aufsitzen.

Service

Clemens Berger, „Haus des flüssigen Goldes“, Roman, Residenz Verlag, 216 Seiten.

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