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Peter Weibel & Hotel Morphila Orchester
Eines vorweg: das Hotel, von dem hier die Rede ist, existiert nicht. Es war immer ein Phantasiegebäude. Das dazu imaginierte hoteleigene Orchester gab es freilich schon: als die vielleicht eigenwilligste, kunstfertigste und radikalste Version einer österreichischen Rockband, die man sich ausmalen kann.
14. November 2024, 11:19
Musikalische Simplizität war ein Mittel zum Zweck, geboren aus dem Geist des Garagen-Rock und Punk. Textlich schloss Weibel dagegen ungeniert bei Friedrich Nietzsche und William Shakespeare genauso an wie bei Ernst Jandl. Avantgarde, Baby! Das Werk des Hotel Morphila Orchesters - der Name war abgeleitet vom Hotel Orphila in Paris, in dem einst Strindberg logierte, vermischt mit Prisen Orpheus, Morpheus und Morphium - blieb allerdings schmal. Ein wesentliches Album war "Schwarze Energie", erschienen 1982, das u.a. den Underground-Hit "Sex in der Stadt" enthielt. Das Hotelorchester existierte im Wesentlichen nur von 1978 bis 1984; spätere Alben, CD-Compilations und Live-Auftritte hatten einen retrospektiv-sentimentalen Beigeschmack. Für großen Auflauf sorgte anno 2015 eine Personale ("Peter Weibel - Medienrebell") im Belvedere 21, bei dem auch das Orchester nochmals einen großen Auftritt hatte. Weibels Tod 2023 setzte einen unerwarteten Schlussakkord.
Gestaltung
- Walter Gröbchen