APA/GEORG HOCHMUTH
Ö1 Klassik-Treffpunkt
Nobelpreisträger und Musikaficionado
Professor Anton Zeilinger zu Gast im Ö1 Klassik-Treffpunkt am 7. Dezember.
5. Dezember 2024, 23:45
„Musik ist ein zentraler, für ihn bedeutsamer, unverzichtbarer Teil seines Lebens. Sein ganzes Leben lang begleiten ihn Opern- und Konzertbesuche. Musik beschäftigt ihn, erfüllt ihn, ist für ihn ein Erlebnis- und, nicht zuletzt, auch ein Reflexionsraum.“ So heißt es in einer aktuellen Publikation der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien über Anton Zeilinger. Der Quantenphysiker und Nobelpreisträger hat in der laufenden Saison im Rahmen der „Musikverein Perspektiven“ fünf Konzertprogramme im Dialog mit der künstlerischen Leitung des Musikvereins entwickelt. Thema des ersten (bereits vergangenen) Konzerts der Reihe, Mitte Oktober, war die Entstehung unserer Natur. „Die Natur, belebt und unbelebt, ist das Größte, was wir haben“, sagt Anton Zeilinger. Joseph Haydns Oratorium Die Schöpfung stand an diesem Konzertabend einer maßgeblichen Komposition des 20. Jahrhunderts gegenüber: YLEM von Karlheinz Stockhausen, das den Urknall musikalisch thematisiert.
Vier weitere Abende stehen im Rahmen der „Musikverein Perspektiven“ bis März 2025 auf dem Programm, der erste am Tag nach Anton Zeilingers Besuch im Ö1 Klassik Treffpunkt: Thema diesmal ist Kreativität, die Frage, wie das Neue in die Welt kommt. Anton Zeilinger spricht darüber mit der Regisseurin Andrea Breth und dem Autor Christoph Ransmayr.
Thematisch gekoppelt ist das Gespräch im Musikverein am 8. Dezember mit einem Vorstellungsbesuch von Hans Pfitzners Palestrina in der Wiener Staatsoper - zentrale Themen der Oper sind für Zeilinger Kreativität und die Frage, wie man unter Erwartungsdruck etwas schaffen kann, das Bestand hat. Der Renaissance-Komponist Giovanni Pierluigi da Palestrina schreibt in einer einzigen Nacht sein Meisterwerk, eine zukunftsweisende Messe. Mit der Oper Palestrina verbindet Anton Zeilinger darüber hinaus persönliche Erinnerungen: In den 1960erJahren hat er als Statist in einer Staatsopern-Produktion mit Fritz Wunderlich in der Titelrolle mitgewirkt.
„Woher kommt das Neue in die Welt? Woher kommen Ideen?“, das sind Fragen, die Zeilinger beschäftigen - schon bei seinem ersten Besuch im Ö1 Klassik Treffpunkt im Dezember 2001 hat er diese Frage formuliert. 2004 folgte ein weiterer Besuch, und 20 Jahre später ist es eine besondere Freude, den mittlerweile mit dem Nobelpreis gekrönten österreichischen Wissenschaftler erneut zu einem Gespräch über Musik zu bitten.
1945 wurde Anton Zeilinger in Ried im Innkreis geboren und kam als Zehnjähriger mit seiner Familie nach Wien. Auf sein Studium der Physik und Mathematik mit anschließender Habilitation folgten Aufenthalte im Ausland, mit Gastprofessuren unter anderem am Massachusetts Institute of Technology in den USA oder am Merton College in Oxford. 1990 wurde Zeilinger ordentlicher Universitätsprofessor an der Universität Innsbruck, ab 1999 bekleidete er eine Professur an der Universität Wien. Von 2013 bis 2022 war er Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Im Jahr 2022 wurde er für seine Experimente mit verschränkten Photonen und für seinen Nachweis der Quantenteleportation mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. „Offenheit und Neugier“ sind für Anton Zeilinger unerlässliche Voraussetzungen in der Wissenschaft - und mit großer Begeisterung ist er auch darum bemüht, sein Fachgebiet Laien verständlich zu machen.