ANNA EHRLICH
Jazztime
40 Jahre im Dienste des Blues: Oliver Mally
Live aus dem RadioCafe. Sänger-Gitarrist "Sir" Oliver Mally spielt im Wiener RadioCafe auf und plaudert über sein aktuelles Album "Almost There".
9. Jänner 2025, 11:01
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Jazztime | 17 01 2025
Er sei ja kein „lupenreiner“ Bluesmusiker, sagt er, und das interessiere ihn auch nicht. Denn: „Ich bin stark auf der Singer-Songwriter-Seite zu Hause mit einer recht ausgeprägten ‚blauen‘ Note. Der Blues wird immer mitschwingen.“ So beschreibt sich Oliver Mally im Jahr 2020 im Gespräch mit Dietmar Hoscher im Concerto-Magazin selbst.
Ja, der Blues, dieses Ursubstrat afroamerikanischer Musik, das so vieles von Soul über Jazz bin hin zu Hip-Hop genährt hat und weiter nährt: Das ist die Genreschublade, die sich bei vielen Musikinteressierten im Kopf öffnet, wenn der Name von Oliver Mally fällt. Nicht zu Unrecht. Denn der 1966 im südsteirischen Wagna geborene und ebenda heute lebende Sänger und Gitarrist zählt seit Jahrzehnten zu den internationalen Aushängeschildern des österreichischen Blues. Und Mally hat bei den besten gelernt, bei B. B. King, bei Buddy Guy, bei John Lee Hooker, nebst anderen. Nicht persönlich, sondern über ihre Schallplatten, über das Ohr.
Der Blues des 21. Jahrhunderts
Oliver Mally ist Autodidakt. Und vielleicht ist das auch einer der Gründe dafür, dass er gern über den Tellerrand der zwölf Takte schaut, die die klassische Bluesform ausmachen. In Richtung Bluesrock, Folk, Alternative Country, Jazz. Zudem spannt er den Bogen bis zum Singer-Songwriter, als der er Townes Van Zandt und Steve Earle als Inspirationen nennt.
„21st Century Blues“: Diese drei Wörter springen auf der Startseite von Mallys Website ins Auge. Mit doppelter Bedeutung. Da ist Oliver Mallys Blues-Song gleichen Namens, in dem er sich in bester Singer-Songwriter-Manier Gedanken über das Hier und Heute macht. Der Blues als gleichsam logischer Gemütszustand, der sich bei dem einstellt, der über die Verfasstheit der Welt räsoniert: “I’m doin‘ the best I can to keep my head out of the news / I’m just tryin’ to get along with the 21st century blues.”
Und da ist der dergestalt vollzogene Brückenschlag zwischen den Genres, der den Blues, als musikalisches Medium-weiterdenkt, vorzeigt, wie er anno 2025 klingen kann. Eben nicht mehr „lupenrein“.
40 Jahre auf der Bühne
2025 feiert Oliver Mally ein rundes Jubiläum. 40 Jahre steht der bald 59-Jährige auf der Bühne. Ab 1990 für ein Vierteljahrhundert als „Sir“ Oliver Mally mit seiner Blues Distillery. Seither ist der Gitarrist mit der zugleich rauen und sanften Stimme, der sich auch an Bob Dylan abgearbeitet hat (Album Mally plays Dylan, 2019) u. a. mit der als Trio firmierenden „Sir“ Oliver Mally Group, im Duo mit dem oberösterreichischen Pianisten Martin Gasselsberger bzw. dem Münchner Gitarristen Peter Schneider und auch oft solo unterwegs.
Die aktuelle LP Almost There führt zwei dieser musikalischen Herzensprojekte zusammen: Mally hat sie mit Peter Schneider, dem für verblüffend fingerfertige und zugleich klug aufgebaute Soli bekannten Saitenmeister, und der jazzgeeichten Bass-Schlagzeug-Achse seiner Group, mit Alex Meik und Peter Lenz, aufgenommen.
Heute gibt sich Oliver Mally ein Stelldichein auf der Jazztime-Bühne im RadioCafe. Er wird mit Andreas Felber über seine LP Jazztime plaudern und natürlich auch zur Gitarre greifen. Auch der allererste Auftritt des 19-jährigen Oliver Mally anno 1985 werden Gesprächsthema sein. Und so manch denkwürdige Erfahrung im Zuge der mehr als 5.500 Konzerte, die seither gefolgt sind.