Porträt von Otto Schenk

ORF/Günther Pichlkostner

1930-2025

Otto Schenk ist tot

Er war eine österreichische Kulturinstitution – Opernregisseur, Schauspieler und vor allem der ungekrönte König des gepflegten Humors: Donnerstagfrüh starb Otto Schenk, der bis zuletzt mit Lesungen das Publikum erfreut hatte, im Alter von 94 Jahren in seinem Haus am Irrsee. Das gab sein Sohn Konstantin Schenk der APA bekannt.

"Ich bin ein schwerer, träger Mühlstein, und immer wieder hat es Leute gegeben, die dieses Mühlrad bewegt haben", kokettierte Otto Schenk einmal mit der eigenen Trägheit, die so schlimm nicht sein konnte, wenn er im Rückblick auf rund 170 Inszenierungen kommt, die er im Laufe seiner langen Karriere geschaffen hat.

Bühnendebüt im Jahr 1947

Geboren wurde Otto Schenk am 12. Juni 1930 in Wien als Sohn eines Notars und einer aus Triest stammenden Mutter. Sein Bühnendebüt feierte er bereits 1947 als Gendarm in Karl Schönherrs "Karrnerleut" im Theater der Jugend, das damals in der Urania untergebracht war. Beim Vorsprechen am Max-Reinhardt-Seminar als Zettel überzeugte er u.a. die große Helene Thimig. Mit einer Gruppe gleichgesinnter Theaterenthusiasten übernahm er in dieser Zeit auch das Parkring-Theater und landete mit Erich Neubergs Inszenierung von Becketts "Warten auf Godot" einen großen Erfolg. Aus den Kellertheatern wechselte er Mitte der 50er über das Volkstheater ans Theater in der Josefstadt.

Den Durchbruch als Regisseur feierte Otto Schenk 1960 mit seiner Josefstadt-Inszenierung von Eugene O'Neills "O Wildnis!". Es folgten Horváth-Inszenierungen an den Münchner Kammerspielen, Regiearbeiten am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, bei den Salzburger Festspielen und an der Burg. Sein Schauspieldebüt am Burgtheater gab er erst 1996 als Hohes Alter in Raimunds Zaubermärchen "Der Bauer als Millionär".

Weltkarriere als Opernregisseur

Bei allem Erfolg im deutschen Sprachraum machte Otto Schenk die Weltkarriere dann aber als Opernregisseur. Seine erste Oper inszenierte er mit Mozarts "Zauberflöte" bereits 1957 am Salzburger Landestheater. Den endgültigen Durchbruch in dieser Sparte schaffte Schenk 1962 mit Bergs "Lulu" an der Wiener Staatsoper. Bei den Salzburger Festspielen inszenierte er u.a. die Uraufführung von Cerhas "Baal". Die New Yorker Met, wo Schenk 1970 mit "Fidelio" debütierte und 2009 noch einmal seinen "Ring des Nibelungen" (1986-88) auf die Bühne brachte, wurde seine zweite künstlerische Heimat. Hier brach er für eine Zusammenarbeit mit Anna Netrebko 2006 auch seinen Eid, sich endgültig von der Regie zurückzuziehen, und inszenierte Donizettis "Don Pasquale".

Breite Popularität durch unzählige Rollen

Aber auch selbst stand Schenk immer auf den Brettern, die die Welt bedeuten, und hat sich mit unzähligen Rollen in das Gedächtnis des Publikums gespielt, etwa als "Bockerer" (1984 im Münchner Volkstheater bzw. 1993 in der Josefstadt), als Fortunatus Wurzel in "Der Bauer als Millionär" (Salzburger Festspiele, 1987), als "Volpone" (1989), als Salieri in Shaffers "Amadeus" (1991), als Zauberkönig in "Geschichten aus dem Wiener Wald" (1994), als Molières "Der Geizige" (1995), als Rappelkopf in Raimunds "Der Alpenkönig und der Menschenfeind" (Salzburger Festspiele, 1996), in Turrinis "Josef und Maria" (1999) oder als Thomas Bernhards "Theatermacher" (2006).

Seine letzte große Premiere im Theater in der Josefstadt feierte er 2019 in Tschechows "Der Kirschgarten", noch im Jahr 2023 stand er mit einem Erinnerungsabend auf der Bühne im Theater Akzent, nachdem er nach dem Tod seiner Ehefrau Renée im Jahr 2022 eine Bühnenpause eingelegt hatte. Der Titel: "Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut".

Seine Popularität in Österreich verdankte Schenk auch seiner regen Bildschirm-Präsenz wie etwa in "Mein Opa ist der Beste" (1995) oder "Mein Opa und die 13 Stühle" (1997) in der Regie von Helmuth Lohner und seinen zahlreichen Lesungen. Mit Kabinettstücken wie "Die Sternstunde des Josef Bieder" (seit 1992) oder "Othello darf nicht platzen" (ab 1990) hat er sich vor allem als Komiker ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben. Zuletzt war Otto Schenk 2020 in Michael Kreihsls TV-Komödie "Vier Saiten" mit einem neuen Werk am Bildschirm zu erleben. "Es war nicht immer komisch", hat er dagegen ein Erinnerungsbuch genannt, "Ich war nie darauf aus, dass es komisch wird. Ich war darauf aus, dass man mir glaubt."

Text: apa/red.