Bezahlen mit dem Handy

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Radiokolleg

Der digitale Euro als zukünftiges Bargeld

Statt mit Bargeld bezahlen wir immer öfter mit Kreditkarte, paypal oder Apple Pay: Digitale Bezahlsysteme sind im Vormarsch. Die Infrastrukturen, die ihnen zugrunde liegen, bleiben aber meist im Verborgenen. Zentralbanken wollen dem entgegenwirken und entwickeln digitales Bargeld. Eine brauchbare, öffentliche Alternative?

Österreich ist ein Bargeldland. 95 Prozent der Bevölkerung können sich eine Welt ohne Bargeld nicht vorstellen. Zwei Drittel wollen, dass es seine aktuelle Bedeutung behält. Das ergab eine Umfrage der Oesterreichischen Nationalbank. Im Gegensatz zu skandinavischen Ländern steht man in Österreich dem digitalen Bezahlen skeptisch gegenüber

Kein Wunder, dass die Ankündigung eines digitalen Euro für Gesprächsstoff sorgte. Neben der FPÖ, die sich schon länger als Hüterin des Bargelds stilisiert, hat auch die ÖVP im Sommer 2023 gefordert, Bargeld in der Verfassung zu verankern.

Digitale Euro wäre öffentliches Geld

Die Zuständigkeit für Währungsfragen liegt auf europäischer Ebene und dort sind die Euro-Banknoten als gesetzliches Zahlungsmittel auch in den Verträgen festgeschrieben. Die Europäische Zentralbank (EZB) plant nun, die Euro-Banknoten und Münzen durch einen digitalen Euro zu ergänzen. Der digitale Euro wäre im Vergleich zu anderen digitalen Zahlungssystemen öffentliches Geld, denn er wird ebenso wie die Scheine und Münzen von der Zentralbank ausgegeben.

Wohingegen beim Zahlen mit Bankomat- oder Kreditkarte privates Geld, also Buchgeld oder Giralgeld, den Besitzer oder die Besitzerin wechselt. Und das ist auch das wichtigste Argument der EZB, warum die Digitalisierung des Euro dringend notwendig sei: Es soll auch im Digitalen die Möglichkeit geben, mit Zentralbankgeld zu bezahlen. Wird mit Kreditkarte, PayPal oder Apple Pay bezahlt, dann ist hier nicht nur privates Geld, also Geld, das von Banken geschaffen wurde, im Spiel, sondern auch US-amerikanische Zahlungsanbieter. Mit einer Einführung des digitalen Euro sollen diese Zahlungsanbieter um eine europäische Alternative ergänzt werden. Dadurch erhofft sich die EZB mehr geldpolitische Souveränität und weniger Abhängigkeit von großen Konzernen.

Hohe Ansprüche an ein öffentliches Gut

Der digitale Euro soll also, ebenso wie Bargeld, ein öffentliches Gut werden. Doch an öffentliche Güter werden höhere Ansprüche gestellt. Gefordert wird etwa mehr Transparenz bei seiner Entwicklung. Datenschutzorganisationen würden sich wünschen, dass der Quellcode einsehbar ist. Gleichzeitig hinterlässt das digitale Bezahlen immer eine Datenspur. Bei privaten Konzernen wird, wenn vielleicht auch zähneknirschend, akzeptiert, dass diese Datenspur mitunter auch monetarisiert wird.

An den digitalen Euro stellt man andere Datenschutzansprüche. Wenn die Bezahldaten bei der EZB zusammenlaufen, müssen die Anonymität und Sicherheit dieser gewährleistet sein. Derzeit testet die EZB den digitalen Euro auf seine technische Umsetzung und seine Alltagstauglichkeit. Demokratisch beschlossen ist seine Einführung noch nicht. Dafür müssen noch Parlament und Rat dem Gesetzesentwurf der EU-Kommission zustimmen.

Die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger

Damit der digitale Euro zum Erfolg wird, muss er die Versprechen einlösen, die er gibt. Unter anderem jenes der Inklusion. Er soll kostenfrei sein und auch Menschen, die über kein Konto verfügen, ermöglichen, digital zu bezahlen.

Der digitale Euro will ein Geld für die Bürgerinnen und Bürger werden. Um das zu schaffen, muss er sich aber stärker als bisher den Anforderungen und Wünschen der Bürgerinnen und Bürger stellen. Die Entwicklung muss aus dem gläsernen Tower der EZB heraus- und in den öffentlichen Austausch treten. Nur wenn es gelingt, die Bürgerinnen und Bürger in den Digitalisierungsprozess des Euro miteinzubeziehen, kann der digitale Euro auch „unser Geld“ werden.